Chamäleon-Zauber
Für unseren eigenen Fortschritt und zugunsten unserer Sicherheit. Doch vor allen Dingen…«
»Also wieder die vierte Welle«, warf Bink ein. »Kontrollierte Kolonisierung.«
»Sie sind ein gelehriger Schüler«, sagte Trent lächelnd. »Viele Bürger weigern sich, die Wirklichkeit über die Kolonisierung von Xanth wahrzuhaben. Übrigens war Xanth von Mundania aus immer schwierig zu finden, denn es scheint keine gesicherte geographische Position zu haben. Historisch gesehen, ist Xanth von Menschen aus aller Welt besiedelt worden, und zwar immer über die Brücke, die unmittelbar aus ihrem Heimatland hineinführte. Und alle hätten beschwören können, daß sie nur ein paar Meilen weit gegangen waren. In Xanth verstand dann auch jeder die Sprache des anderen, obwohl sie ursprünglich sehr verschiedene Sprachen gesprochen haben. Es sieht also so aus, als sei schon am Zutritt zu Xanth etwas Magisches. Wenn ich meine Reisen nicht sorgfältig notiert und darüber Buch geführt hätte, dann wäre ich niemals wieder hierhergekommen. Die mundanischen Legenden von den Tieren, die in vergangenen Jahrhunderten Xanth verlassen haben, beweisen, daß sie überall auf der Welt auftauchten, nicht nur an einem bestimmten Ort. Und das funktioniert auch andersherum.« Er schüttelte den Kopf, als sei dies ein großes Geheimnis – und Bink war kurz davor, sich vor lauter Fasziniertheit hoffnungslos in diese Gedankengänge verstricken zu lassen. Wie konnte Xanth überall zur gleichen Zeit sein? Erstreckte sich seine Magie etwa doch über die Halbinsel hinaus, auf irgendeine seltsame Weise? Dieses Problem konnte einen schon gefangennehmen!
»Wenn Ihnen Mundania so gut gefällt, warum versuchen Sie dann, nach Xanth zurückzukehren?« fragte Bink und konzentrierte sich lieber auf die anscheinenden Widersprüche des Magiers, um sich nicht umgarnen zu lassen.
»Ich mag Mundania nicht«, erwiderte Trent stirnrunzelnd. »Ich weise lediglich darauf hin, daß es nicht böse ist, daß es dort ein erhebliches Potential gibt und daß man damit rechnen muß. Wenn wir es nicht beachten, dann könnte es sein, daß es auf uns aufmerksam wird – und das könnte unser Ende bedeuten. Xanth
ist eine Art Hafen, wie der Mensch keinen zweiten kennt. Ein provinzieller, rückständiger Hafen, gewiß, aber es gibt keinen zweiten Ort dieser Art. Und ich – ich bin ein Magier. Ich gehöre in mein Land, zu meinem Volk, ich muß es vor den Schrecken beschützen, die auf es zukommen, von denen Sie ja nicht einmal zu träumen wagen würden…« Er beendete den Satz nicht und verfiel in grübelndes Schweigen.
»Na, jedenfalls werden mich keine mundanischen Märchen dazu bringen, Ihnen zu verraten, wie Sie nach Xanth hineinkommen«, sagte Bink entschieden.
Der Magier blickte ihn an, als sei er sich erst eben seiner Gegenwart bewußt geworden.
»Es wäre mir lieber, keinen Zwang anwenden zu müssen«, sagte er leise. »Sie kennen mein Talent.«
Bink spürte, wie ihn eine grausige Vorahnung erschauern ließ. Trent war der Verwandler, der Magier, der Menschen in Bäume verwandelte – oder in noch Schlimmeres. Der mächtigste Magier der letzten Generation. Er war so gefährlich, daß er nicht in Xanth hatte bleiben dürfen.
Plötzlich fühlte er sich erleichtert. »Sie bluffen doch nur!« sagte er. »Außerhalb von Xanth kann Ihre Magie ja überhaupt nicht funktionieren, und nach Xanth lasse ich Sie nicht kommen.«
»Es ist eigentlich kein sonderlicher Bluff«, erwiderte Trent ungerührt. »Wie ich sagte, erstreckt sich die Magie etwas über den Schild hinaus. Ich könnte Sie in dieses Randgebiet bringen lassen und Sie dort in eine Kröte verwandeln. Und wenn es sein muß, dann werde ich es auch tun.«
Binks Erleichterung wich einem Knoten in seinem Magen. Verwandlung. Daran zu denken, daß er seinen Körper, mit dem er schon sein ganzes Leben lebte, verlieren könnte, ohne zu sterben, das war furchtbar! Er war entsetzt.
Und doch durfte er sein Heimatland nicht verraten. »Nein«, sagte er und merkte, wie sich seine Zunge dabei sehr dick anfühlte.
»Ich verstehe Sie nicht, Bink. Sie haben Xanth doch bestimmt nicht freiwillig verlassen. Ich biete Ihnen die Möglichkeit, sich das zurückzuholen, was Ihres ist.«
»Nicht so.«
Trent seufzte. Anscheinend empfand er echtes Bedauern. »Sie sind Ihren Prinzipien treu, und das kann ich Ihnen nicht übelnehmen. Ich hatte gehofft, daß es nicht so weit kommen würde.«
Das hatte Bink auch gehofft. Doch er schien
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