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Champagner-Fonds

Champagner-Fonds

Titel: Champagner-Fonds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Grote
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keinesfalls in der Firma.« Und daran, ob es ihm half, hatte er erhebliche Zweifel.
     
    Sie trafen sich in einer Kneipe im Industriegebiet. Hier machten die Lkw-Fahrer Pause, die auch France-Import belieferten. Es roch nach Pommes, nach Brat- und Currywurst und Krautsalat, es war laut und stickig, und die Blicke der Gäste zeigten, dass sie der Ansicht waren, Helena und Philipp hätten sich verlaufen. Doch Philipp schätzte ein gutes Kölsch, egal in welcher Kneipe. Und Helenas Kaffee kam aus einer Espressomaschine, bei der man wenig falsch machen konnte, außer man füllte schlechte Kaffeebohnen ein und berührte die falsche Taste.
    »Du solltest dich zurückhalten und vorsichtig sein«, sagte Helena, nachdem Philipp ihr einen Überblick über die Ereignisse gegeben hatte, diesmal mit anderen Auslassungen als bei Langer. Er hatte Angst, sich zu verplappern, er war es nicht gewohnt, seine Gedanken zu verstecken.
    »Wenn du meinen Rat suchst, halte dich aus der Angelegenheit raus«, ergänzte Helena. »Du weißt nicht, was dahintersteckt, es ist nicht dein Gebiet, und du machst dir wahrscheinlich Feinde. Du hast keine Ahnung, um welche Größenordnung es geht.«
    »Mich raushalten? Das ist die schlechteste Lösung. Wie sollte das funktionieren? Langer hat mich beauftragt, die Sache zu untersuchen. Das habe ich getan, und ich kannihm nur abraten, sich auf den Champagner-Fonds einzulassen, solange Touraines Rolle nicht geklärt ist.«
    »Begreifst du nicht, dass er das Geschäft um jeden Preis machen will? Es ist seine Firma, auch was die Erweiterung betrifft, ob du dagegen bist oder nicht. Ich habe während deiner Abwesenheit viel telefoniert mit Weinmaklern und Proben bestellt   ...«
    »Was hast du gemacht?«, unterbrach Philipp sie und gab sich keine Mühe, seine Verärgerung zu verstecken. »Proben zu bestellen und die Kontakte mit den Winzern zu machen ist meine Aufgabe.«
    »Mir blieb nichts anderes übrig«, sagte Helena distanziert. »Langer hat mir den Auftrag dazu gegeben. Also musste ich es tun.«
    »Du hättest es mir zumindest sagen können.«
    »Das hätte ich getan, wenn du mal angerufen hättest.«
    Wütend starrte Philipp auf die gescheuerte Tischplatte, und schob sein Glas auf dem Bierfilz von sich, er hätte es am liebsten gegen die Wand geknallt. Er spürte, wie Helena auf Abstand ging. Was hatte er erwartet? Ihre Loyalität gehörte dem Chef, sie kannte Langer bei Weitem länger als ihn. Und ihr Exmann war mit ihm befreundet, wie man in Netzwerken eben befreundet sein kann. Langer hatte ihr den Job gegeben, und wenn sie Frau Maheinickes früheres Gehalt bekam, wurde sie gut bezahlt. Es wäre aus ihrer Sicht dumm, das zu gefährden.
    Philipp ärgerte sich, dass er Helena überhaupt eingeweiht hatte. Sicher würde sie Langer davon berichten. Dummerweise hatte er ihr von der Motorradfahrerin erzählt und auf ihr Verständnis gehofft. Dass Thomas aufgetaucht war, hatte er mehr nebenbei erwähnt. Damit war jeglicher Informationsvorsprung dahin. Nur von Louise wusste keiner.
    »Ich muss gehen«, sagte Helena unvermittelt und stand auf. »Wenn es nicht zu spät wird, komme ich noch bei dir vorbei, ansonsten   ...«
    Als sie durch die Kneipe ging, sah er ihr nach, sah sie in ihren Wagen steigen und abfahren, und er wusste, dass sie abends nicht kommen würde. Es war vorbei, genauso schnell, wie es begonnen hatte. Er war traurig und erleichtert zugleich.
    Er setzte sich wieder, löste seine Krawatte, machte den obersten Kragenknopf auf, zog das Sakko aus, krempelte die Ärmel auf und signalisierte der Bedienung, dass er ein weiteres Bier wollte. Die Blicke der Fahrer wurden milder, er war angekommen, er war einer von ihnen, einer von Tausenden von Malochern.
    Dann kehrte die Erinnerung an Langer zurück, und seine Stimmung verdüsterte sich schlagartig. Langer hatte sich merkwürdig unberührt von seinem Bericht gezeigt, als hätte er mit nichts anderem gerechnet. Langer war ein schlechter Lügner. Philipp kannte ihn gut genug.
    Was sollte er tun, wenn es tatsächlich stimmte, dass der General ermordet worden war? Er könnte in Köln auf eine Polizeiwache gehen und sagen, er wüsste von einem Mord an einem alten Arbeiter in einer französischen Kellerei. Sie würden sich totlachen und freundlich darauf hinweisen, dass der Karneval in diesem Jahr erst am 11.11. um elf Uhr elf begann. Dann würde er von den Blechdeckeln auf den Champagnerflaschen erzählen, und sie würden ihn lächelnd an die Abteilung

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