Champagner-Fonds
mir nur Kopien vorgelegt. Anhand der Schleifspuren am Boden der Keller könnte ich mir vorstellen, dass zwischen den Ländern die Bestände hin und her transportiert werden.«
»Sie werden sich unterstehen und den Privatdetektiv spielen. Das ist ausgemachter Unsinn. Was denken Sie sich? Nächste Woche begleitet Goodhouse eine Gruppe von Anlegern nach Reims, um sich selbst ein Bild zu machen. In drei Wochen kommen die Belgier – da wird doch niemand so hirnrissig sein ...«
»Das widerspricht meinen Vermutungen nicht.«
»Es ist gefährlich, was Sie da sagen, Herr Achenbach, sehr gefährlich.« Langer war leise geworden, und seine Augen wurden schmal.
»Der Fonds wird von Luxemburg aus verwaltet?«
»Woher wissen Sie denn das schon wieder? Ja, und die Erträge fließen in eine Stiftung nach Liechtenstein. Sind damit alle Vorurteile des deutschen Spießers oder der Neider bestätigt? Es ist mir bislang nicht aufgefallen, dass Sie so kleinkariert denken. Ihre Zivilcourage in allen Ehren, aber die zeigt sich heutzutage anders, nämlich in der Art zu leben, den Wohlstand zu zeigen, den man sich erarbeitet hat, und nicht so zu tun, als gäbe es keine Klassenunterschiede.«
Philipp ließ sich von dem zuletzt Gesagten nicht beeindrucken. »Wenn diese Unregelmäßigkeiten dem CIVC zu Ohren kommen ...«
»Was ist das, CIVC?« Langer sprang an, als hätte er »BKA« gehört.
»Es ist der Verband aller Winzer und Produzenten in der Champagne. Er wurde 1942 gegründet, um der Besatzungsmacht etwas entgegenzusetzen. Der Verband ist heute noch aktiv und effektiv. Man wird es nicht zulassen, dass Fälschungen in Umlauf kommen. Ich erinnere mich, wie schnell und hart man gegen einen unserer Kunden in Hannover vorgegangen ist, dessen Weinhandlung seit Jahren ›Schampus‹ hieß. Sogar das hat man ihm verboten. Nicht einmal Champagner-Bratbirne dürfen Sie ein Produkt nennen, selbst wenn Champagner dazu verwendet wird, oder Currywurst & Champagner darf als Name nicht verwandt werden – nichts in Verbindung mit Champagner. Es drohen Geldstrafen von Zigtausenden von Euro und ausgefuchste Anwälte. Ich habe von einem Fall gehört, bei dem anhand einer falschen Postleitzahl auf dem Etikett eine Fälschung erkannt wurde. Der CIVC hat sofort alle Flaschen aufgekauft, die man entdecken konnte. Nicht jeder Champagner lebt von seinem Geschmack, da wird auch miserables Zeug abgefüllt, aber alle leben von dem Wort ›Champagner‹ auf dem Etikett.«
»Auch wir, Achenbach, auch wir leben davon. Für den Umgang mit dem Komitee gibt es eine simple Lösung. Sie halten den Mund, und niemand wird aktiv. Ich erwarte, dass Sie sich zurückhalten, bis wir mit Mister Goodhouse gesprochen haben, es wird nicht zu Ihrem Schaden sein.«
»Selbstverständlich.« So wie Philipp es gesagt hatte, klang es überzeugend. Aber das Nachdenken konnte Langer ihm nicht verbieten, schon gar nicht, seine Schlüsse zu ziehen.
»Hatten Sie den Eindruck, dass Sie auch auf der Rückfahrt wieder verfolgt wurden?«
»Nein, ich habe es so eingerichtet, dass eine Verfolgung ausgeschlossen war.«
»Wie haben Sie das fertiggebracht?«
Er war auf Yves’ Rat hin im Nachbardorf Le Mesnil-sur-Oger in den Hof seines Freundes gefahren, bis dorthin hatte ihn der Motorradfahrer eskortiert. Yves’ Freund hatte das Tor zur Straße hinter Philipp geschlossen und das zum Wirtschaftsweg hinten geöffnet. Aber das brauchte er Langer nicht auf die Nase zu binden.
»Haben Sie irgendeinen Verdacht, eine Vermutung, Herr Achenbach, irgendeinen Anhaltspunkt, auf wessen Veranlassung die Verfolgung eingeleitet wurde?«
»Keine Ahnung. Es begann an dem Tag, an dem ich die Kellerei in Villers-Allerand aufgesucht habe. Aber zurück zu Ihrem Mister Goodhouse. Bleibt es bei dem Treffen morgen?«
»Sicher. Ich, äh ... wir treffen ihn im Hyatt Regency, ich habe Frau Schilling eine Suite für ihn bestellen lassen. Wir haben unseren eigenen Besprechungsraum. Wenn Sie um elf Uhr dort sind, wäre uns das recht.«
Eine Suite! Sicher auf Kosten der Anleger. Darunter taten es die Banker anscheinend nicht mehr. »Warum treffen wir uns nicht hier?«, fragte Philipp. »Da lernt er den Betrieb kennen.«
»Glauben Sie nicht, dass er ihn längst kennt?«
»Ach – war er in den vergangenen Tagen hier?«
»Lange vorher, Herr Achenbach, lange vorher. Glauben Sie, er hätte uns gebeten, für ihn zu arbeiten, wenn ihm France-Import unbekannt wäre?«
»Es gibt noch andere offene Fragen,
Weitere Kostenlose Bücher