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Champagner-Fonds

Champagner-Fonds

Titel: Champagner-Fonds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Grote
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für Hütchenspieler verweisen. Höchstens bei diesem Michael Müller sah er die Chance, weiterzukommen. Wenn dieser verschwunden war, müsste es eine entsprechende Anzeige geben. Er musste mehr über den Verschwundenen wissen, vor allem welche Verbindung es zwischen ihm und Touraine gab. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als selbst weiterzusuchen. Dieser Goodhouse war die Schlüsselfigur. Es würde interessant sein zu sehen, wie er auf die Anschuldigungen gegenüber seinem Sachwalter reagierte. Solange es ungefährlich blieb, würde Philipp Thomas’ Hilfe in Anspruch nehmen, danach nicht mehr. Ob er überihn an diese Freundin von Michael Müller herankäme? Sie sollten unbedingt heute noch mit ihr sprechen, möglichst vor dem Treffen mit Goodhouse.
    Philipp ging zum Tresen und zahlte. Als er das Telefon an der Wand sah, kam ihm eine Idee, und er fragte nach einem Telefonbuch. Die junge Polin am Zapfhahn gab ihm die zwei Jahre alte Ausgabe mit nassen Händen. Er suchte die Nummer des Hyatt Regency und fragte auf Englisch, ob Mister Goodhouse bereits eingetroffen sei. Ja, hieß es, er sei bereits gestern eingetroffen, aber gegenwärtig nicht im Hause.
    Er hätte auch Helena danach fragen können, ab wann die Suite reserviert sei, doch seit ihrem Abgang eben und seit Louise von den Gründen gesprochen hatte, die zu ihrem Zerwürfnis geführt hatten, war sein Vertrauen angekratzt. Im Grunde genommen vertraute er sowieso nur noch Yves und Thomas. Philipp nahm sich vor, morgen auf jeden Fall früh in der Firma zu sein. Er musste versuchen, aus dem Prokuristen so viel wie möglich herauszukriegen. Hellwege würde wissen, was finanziell ablief und ob Goodhouse ihr großer Finanzier im Hintergrund sein würde.
     
    Als er zu Hause eintraf, war Thomas bereits angekommen. Niemand war ihm gefolgt, er hatte extra einen anderen Weg als sonst eingeschlagen. Das Haus war sauber, die Putzfrau, Frau Öztarhan, war da gewesen, und Helena hatte den Kühlschrank gefüllt. Alles schien in bester Ordnung. Philipp legte die Sektflaschen von Heymann-Löwenstein und St. Laurentius in den Klimaschrank, sie brauchten Ruhe und durften vor der Probe nur langsam heruntergekühlt werden. Aber mehr als einen Tag würde Philipp ihnen nicht gönnen, denn die Erinnerung an den Champagner war frisch, und er wollte möglichst einen direkten Vergleich. Vielleicht sollte er gleichzeitig dazu zwei oder drei Champagner aufmachen. Er betrat die Bibliothek, wie er sein Büro nannte, um nach der Post zu sehen, die Helena auf seinen Schreibtisch gelegthatte. Wie fürsorglich. Er starrte auf den Stapel Briefe und Werbung, und als er die Schublade mit dem Brieföffner aufzog, hatte er das Gefühl, dass etwas anders war als zuvor. Philipp hätte nicht sagen können, was es war, aber er war sich sicher, dass jemand an seinem Schreibtisch gewesen war.
    Thomas schwor Stein und Bein, dass er nichts angerührt hatte. Frau Öztarhan hielt seit Jahren das Haus in Schuss, zu ihr hatte Philipp volles Vertrauen. Blieb nur noch Helena. Gehörte sie zu jenen Frauen, die in den Sachen ihrer Männer herumwühlten, bis sie etwas fanden, woran sich ihre Eifersucht entzünden konnte? War sie das von ihrem Mann her gewohnt? Philipp trat ans Regal, wo er in einem Kasten seine privaten Briefe aufbewahrte und wo die Urlaubspostkarten von Freunden lagen. Die Ansichtskarte von François Leclerc, die der Winzer aus Martinique geschickt hatte und die als Letzte eingetroffen war, lag hinten im Karton und nicht vorn, so wie er sie deponiert hatte.
    Aus dem Dachgeschoss dröhnte deutscher Rap, was Philipp nicht davon abhielt, Thomas eine Bitte vorzutragen. »Versuch mal, die Freundin von diesem Müller aufzutreiben, am besten heute noch. Sag ihr, dass wir sie treffen wollen, wo immer sie will, außer du hältst das für eine schlechte Idee.«
     
    Wenig später saßen sie mit Irene Behrens im »Café Fleur«, sie hatte es ausgesucht, weil sie in der Nähe wohnte. Trotz ihrer fünfundzwanzig Jahre wirkte sie wie ein Mädchen und war ziemlich unscheinbar, sie war unauffällig gekleidet, verwaschenes Schwarz von Kopf bis Fuß, und sie schminkte sich nicht. Das Schönste an ihr war das dunkelblonde Haar. Aber sie trug die falsche Frisur, das Haar fiel nicht üppig, es war im Nacken zu einem Zopf gebunden, was Philipp an die Motorradfahrerin erinnerte. Irene schien jemand zu sein, dem es nie im Leben eingefallen wäre, eineForderung zu stellen, etwas zu verlangen, und selbst eine Bitte zu

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