Champagner-Fonds
Herr Langer.«
»Können wir die nicht morgen klären?«
»Nein. Das geht nur Sie und mich etwas an.«
»Haben Sie noch weitere Verschwörungs- oder Mordtheorien?«
»Ich wurde auf einen Michel Muller angesprochen. Jetzt weiß ich, dass er Michael Müller heißt und aus Köln stammt. Haben Sie jemals diesen Namen gehört?«
Langer drehte sich wieder um und blickte zur Laderampe,er zog ein Taschentuch aus der Hosentasche und schnäuzte sich. »Herrgott, Achenbach, Sie kommen mit Fragen – wer hat Sie darauf angesprochen?«
»Darauf angesprochen hat mich der General, und der ist jetzt tot. Zuerst hat mich der Verwalter der Kellerei gefragt, ob Muller wieder dabei sei.«
»Es wird ein Mitarbeiter von Touraine sein. Darum kümmere ich mich nicht. Weshalb ist er wichtig?«
»Weil ich erfahren habe, dass er seit einem Monat verschwunden ist, und wie wir jetzt wissen, arbeitete er in der Druckerei Schwenke. Wurden dort nicht die Prospekte für den Fonds gedruckt?«
Langer lehnte sich an die Fensterbank, wippte mit dem Oberkörper und sah Philipp lange an. »Könnte es sein, dass Sie sich da in etwas verrannt haben? Dass Sie Menschen verdächtigen, die Sie nicht einmal kennen? Dass Sie die Ereignisse und Abläufe, die Sie nicht verstehen, falsch interpretieren? Und die Ihnen bekannten Einzelheiten setzen Sie möglicherweise nicht richtig zusammen.«
»Darüber habe ich auch nachgedacht, Monsieur, äh, Herr Langer, das frage ich mich, seit Touraine mich belogen hat. Am Telefon sagte er, dass er noch nicht in der Champagne sei, und während er das sagte, stand er keine zehn Meter von mir entfernt. Sie werden mir sicher gestatten, dass ich mir diesbezüglich Fragen stelle.«
»Zweifellos. Das ist durchaus berechtigt. Nur die Schlüsse, Herr Achenbach, die sollten wir in Zukunft gemeinsam ziehen. Oder sind Sie anderer Ansicht?«
Was blieb Philipp anderes übrig, als zustimmend zu nicken.
»Übrigens habe ich während Ihrer Abwesenheit einige Flaschen Sekt auf Ihren Schreibtisch gestellt, sozusagen als schönen Kontrast zum Champagner, in Anbetracht dessen, dass wir unser Angebot auf Deutschland ausdehnen, also nicht nur auf Italien und Spanien. Ich möchte Sie bitten,den Sekt bald zu probieren. Die Flaschen stammen von äußerst profilierten Winzern. Der eine gibt sich als Enfant terrible des deutschen Weinbaus, er nennt sich Terroirist, der andere ist Hoflieferant des Bundespräsidenten.«
Schon wieder der Banker, dachte Philipp, es sind eindeutig zu viele, es fehlen nur noch die Konzernchefs und Medienbosse, dann haben wir die herrschende Klasse der Demokratie zusammen. Grußlos verließ er den Raum und war unendlich erleichtert, Langer endlich den Rücken kehren zu können. Von einem Treffen zum nächsten wurde es schwieriger mit ihm.
Helena sah ihm an, dass er sich ärgerte. Als er vor einer Stunde hereingekommen war, hatten sie sich lediglich einen »Guten Tag« wünschen können. »Schlechte Nachrichten oder schlechte Gedanken?«, fragte sie. »Du wirkst nicht gerade glücklich. War die Reise anstrengend?«
Philipp legte den Finger auf die Lippen. »Heute Abend?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin eingeladen, leider, ich würde mich aber freuen, wenn wir uns später noch sehen können. Ich hoffe, es dauert nicht so lange.«
»Gerade heute, wo ich wiederkomme?«
»Du warst in den vergangenen Tagen nicht sehr kommunikativ.« Das hörte sich ziemlich vorwurfsvoll an. »Ich habe deinen Garten versorgt und im Haus nach dem Rechten gesehen. Thomas war ja auch plötzlich verschwunden, ohne jede Erklärung. Wie der Vater, so der Sohn?«
Bevor er etwas erwidern konnte, klingelte Helenas Telefon, sie sah ihn an, griff aber nach dem Hörer. Philipp dachte an Louise, er erinnerte sich, dass diese beiden Frauen einst Freundinnen gewesen waren und was Louise über sie gesagt hatte. Dann legte sich die Erinnerung an den General auf ihr Gesicht. Er hatte den großen alten Mann direkt vor Augen, er saß in seinem Kopf, seit er die Meldung von seinem Tod gelesen hatte.
»Philipp – was ist mit dir? Wo bist du mit deinen Gedanken? Was ist in der Champagne passiert? Muss ich mir Sorgen machen?« Helena blickte ihn besorgt an.
Philipp stöhnte. Du musst gar nichts, hatte er sagen wollen, aber er sagte etwas anderes. »Sorgen um mich, meine Liebe? Nein. Es reicht, wenn ich mir welche mache. Ich hätte gern heute Abend mit dir darüber geredet.«
»Nach Feierabend habe ich eine Stunde Zeit, hilft dir das?«
»Aber
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