Champagner-Fonds
wie Winnetou. Oder wollten sie ihn kaufen?
Spiel mit, sagte ihm seine innere Stimme, verdammt, spiel mit und lächle! Benimm dich, als würdest du darauf eingehen. Nur so erfährst du, was sie vorhaben und was wirklich mit dem General passiert ist, und mit Michael Müller. War der nicht Fachmann für Reproduktionen? Waren Reproduktionen nicht eine Art Fälschung? Müller soll ein Experte am Computer gewesen sein, so was wie ein Hacker? Dann war es durchaus möglich, dass er die Etiketten und Kapseln und Deckel hatte nachmachen lassen. Und Druckereien, die für jeden Auftrag empfänglich waren, gab es genug, dazu musste man weder in die Tschechische Republik noch in die Ukraine reisen.
»Außerdem weiß ich, dass Sie seit Langem mit einem Weingut liebäugeln, Achenbach.« Langer redete neuerdings in einer Weise, die bei Philipp nur Widerwillen auslöste. »Wenn diese Pläne konkret werden – Mister Goodhouse hates angedeutet –, halte ich es für möglich, dass er Ihnen eine besonders günstige Finanzierung besorgt und eine Bürgschaft übernimmt.«
»Das ist ja wunderbar«, antwortete Philipp schleimig und wurde wütend auf sich selbst. Wie dumm, dass er Langer davon erzählt hatte. Gleichzeitig bemerkte er, dass seine Gesprächspartner nur von dem Champagner tranken, den er aus seinem Keller mitgebracht hatte, und den aus Villers-Allerand nicht anrührten. Er selbst rührte nichts an, er brauchte einen klaren Kopf. Alles, was dieser Goodhouse sagte, konnte unterschiedlich verstanden und ausgelegt werden. Seine Worte waren glatt, man hätte auf ihnen ausrutschen können. Es gab allerdings noch eine Frage, die Philipp loswerden musste, um sein Bild von ihm abzurunden.
»Kennen Sie Michael Müller?«
Goodhouse sah Langer verständnislos an, beide schüttelten den Kopf, Goodhouse antwortete: »Nie gehört, nein, wer soll das sein?«
»Diesmal ist es kein Toter, sondern jemand, der verschwunden ist.«
Goodhouse seufzte gelangweilt, er wandte sich ab und schaute wieder über den Rhein. Er winkte Langer zu sich und legte ihm den Arm um die Schultern. »Schauen Sie, sehen Sie das große Kreuzfahrtschiff dort unten? So eine Reise würde mir gefallen. Erkundigen Sie sich doch mal danach.«
»Selbstverständlich, Mister Goodhouse ...«
»Und wo gehen wir essen? Was haben Sie für uns ausgesucht?«
Langer schlug ein Restaurant oberhalb von Köln am linken Rheinufer vor. »Ihre Spezialität sind Fischgerichte. Sie fliegen die besten Lobster aus der Karibik ein, und ich habe da mal einen traumhaften Wildlachs gegessen. Die Haifischflossensuppe haben sie von der Speisekarte genommen, nachdem radikale Tierschützer eine Kampagne gegen das Restaurant angezettelt haben.«
Philipp erinnerte sich, dass ihm Thomas davon erzählt hatte. Die Tierschützer hatten Schnellbinderzement ins Klo geschüttet, und das Restaurant war, bis die verstopften Abflussrohre ausgewechselt waren, eine Woche lang geschlossen gewesen.
»Solche Leute gehören ins Gefängnis statt in die Nachrichten. Was halten Sie davon, Mister Achenbach?«
Einstweilen sah sich Philipp noch zu einer diplomatischen Antwort genötigt. »Obwohl ich Ihre Vorliebe für Wildlachs teile, sehe ich auch die Verantwortung des Verbrauchers, am Erhalt unserer Welt mitzuwirken.«
»Klingt schön. Sie glauben an den Unsinn, von wegen Klimakatastrophe, Anstieg der Weltmeere und andere Horrorszenarien? Seien wir ehrlich, die letzte Konferenz hat es gezeigt. Es ist nichts weiter als eine Möglichkeit für Wissenschaftler, die sonst nichts mehr zu erforschen haben, Fördergelder zu kassieren. Mit Angst verdient man am meisten, davon profitieren die Rüstungsindustrie, die Sicherheitsindustrie und der World Wide Fund for Nature sowie Greenpeace. Das sind weltweit agierende Konzerne mit Hunderten von Mitarbeitern, die nichts anderes wollen als wir auch, nämlich Geld verdienen.«
»Sie haben doch auch ein Anliegen«, wandte Philipp ein. Sie standen mittlerweile vor dem Hotel und warteten auf Langers Mercedes, der aus der Tiefgarage gebracht wurde.
»Welches Anliegen meinen Sie?«, fragte Goodhouse, als sie beide hinten in den Wagen stiegen, den Langer fuhr. »Ich habe mehrere.«
»Ihnen liegt an der europäischen Integration, Sie wollen Kriege vermeiden und die Verständigung fördern, das sind auch politische Ziele.«
»Ich arbeite schließlich auch dafür, und zwar sehr hart. Ich verwende oder verschwende ausschließlich mein eigenes Geld dafür und sammle keine
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