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Champagner-Fonds

Champagner-Fonds

Titel: Champagner-Fonds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Grote
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Spenden.«
    Philipp wollte einwenden, dass ein Fonds ja wohl aucheine Art Spendensammlung war, allerdings zur persönlichen Bereicherung, als er Langers entsetzte Augen im Rückspiegel sah.
    »Ich glaube, wir müssen uns mal ein wenig länger unterhalten, Mister Achenbach. Sie verstehen nicht, worum es geht«, sagte Goodhouse. »Was glauben Sie, wie lange Ihr Sozialstaat noch funktioniert? Die Arbeit wird knapp, es werden immer weniger Leute gebraucht, der Kampf wird härter, Kapitalismus heißt, menschliche Arbeit in Kapital umwandeln, was wieder für diesen Prozess eingesetzt wird und dessen Freisetzungen beschleunigt. Zeigt ein Unternehmen die geringste Schwäche, schlachten es die Konkurrenten aus wie die Strandräuber ein gestrandetes Schiff. Das ist ein Vergleich, den wir Engländer als Inselbewohner sehr gut verstehen.«
    Als Piraten wart ihr auch nicht zu verachten, dachte Philipp und machte ein böses Gesicht, vielleicht kam es als lustig rüber.
    »Der Mensch ist skrupellos. Es findet sich immer einer für jede noch so schmutzige Arbeit, ob wir das wollen oder nicht. Der Zweite Weltkrieg war ein Raubzug durch Europa. Zwei Millionen Flaschen Champagner hat die Wehrmacht im ersten Monat der Besatzung in Frankreich gestohlen. Aber insgesamt gesehen war es ein Misserfolg. Gleichzeitig hat er das Wirtschaftswunder ermöglicht. Weil wir alles zerstört haben, konnten Sie die modernste Industrie Europas aufbauen. Und weshalb habe ich Erfolg gehabt? Weil ich weiß, wann man aufhören muss   ...«
    Dann bitte jetzt, wünschte sich Philipp, erspare uns deine Aphorismen.
    »...   weil ich frühzeitig auf Gold gesetzt habe, auf
emerging markets
, auf Rohstoffe, besonders auf die strategischen. Stahl! Kupfer! Als die Schweinegrippe kam, habe ich, eigentlich mehr als Versuch, Pharmaaktien gekauft und damit sehr viel Geld verdient. Eine Rendite von fünfundzwanzigProzent in einem Jahr ist dabei rausgekommen! Moral? Sie glauben doch in dieser Welt nicht mehr an Moral. Die Lüge gehört zum Marketing, sogar das Werben um eine Frau. Als der zweite Irakkrieg begann, habe ich Rüstungsaktien gekauft. Ich war nie ein Freund von Bush, mehr von Blair. Und kurz darauf kaufte ich Aktien von Baukonzernen. Wenn ich es nicht getan hätte, hätte ich etwa den Krieg verhindert? Ich habe an der Zerstörung verdient   ...«
    Irgendwo hatte Philipp gelesen, dass man dann investierte, wenn Blut floss.
    »...   und am Wiederaufbau. Aber derartige Wetten schlage ich niemand anderem vor, das mache ich nur mit meinem eigenen Geld. Man muss verantwortlich handeln. Der Champagner-Fonds ist ganz auf Sicherheit aufgebaut, auf konkreten Werten, die dahinterstehen. Geld – das ist im Grunde nichts als eine Fiktion, eine Fantasie von Macht, von Möglichkeiten und der damit gewonnenen Freiheit. Geld funktioniert nur so lange, wie alle anderen daran glauben, Mister Achenbach, oder wie der Staat es zulässt. Wenn er die Währungen abwertet, um sich von den Schulden zu befreien, bleiben uns nur materielle Werte. Deshalb werde ich Ihr Weingut unterstützen.«
    Eine halbe Stunde später trafen sie im Restaurant ein und wurden zu einem Tisch am Fenster geleitet. Sie hatten wieder einen Blick über den Rhein. Der Ober reichte ihnen die Speisekarten und Goodhouse als Ältestem am Tisch die Weinkarte. Philipp wunderte sich, dass er einen Blanc-de-Noir-Champagner zum Zander bestellte. Ein Blanc de Blancs wäre passend gewesen, aber Engländer waren berüchtigt für ihren merkwürdigen Geschmack, außer beim Bordeaux und Portwein, damit kannten sie sich aus.
     
    »Sie sind nicht da, Papa. Das Haus ist leer.« Thomas war Feuer und Flamme für den Plan, in das Haus der Eltern von Michael Müller einzusteigen, nur um zu sehen, ob dieChampagnerflaschen mit denen im Prospekt des Champagner-Fonds übereinstimmten.
    »Woher weißt du, dass sie weg sind?« Philipp hielt den Plan für idiotisch und äußerst gefährlich. Dass er sich Thomas’ Vorschläge überhaupt anhörte, lag an seiner brennenden Neugier. Er hätte es genauso gern gewusst, zumal ihm nach dem Gespräch im Hotel und beim Essen grundlegende Zweifel an Goodhouse gekommen waren. Weshalb wollte jemand wie er, der mit Aktien von Bombenbauern und den Produzenten überflüssiger Impfstoffe ein Vermögen verdiente, einen Weinhandel finanzieren?
    »Ich weiß es von Irene. Sie hat mir gegenüber gestern beiläufig erwähnt, dass Müllers Eltern eine Laube haben. Sie sind Kleingärtner, und heute Abend wird

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