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Champagner-Fonds

Champagner-Fonds

Titel: Champagner-Fonds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Grote
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der neue Vereinsvorstand gewählt, da müssen sie hin. Der Vater war bislang Kassierer.«
    »Du bist wahnsinnig, Thomas. Das ist illegal, das ist ein Verbrechen, Einbruch, wenn uns die Polizei schnappt   ...«
    »Dann wissen wir, ob Müller in die Sache verstrickt war. Notfalls gehe ich eben allein. Ich schreibe mir die Namen der Champagnermarken auf, dann verschwinde ich. Zwanzig Flaschen lassen sich leicht finden. Solche Leute sind ordentlich, die lassen die Pullen nicht im Wohnzimmer, die legen alles korrekt nebeneinander ins Kellerregal.«
    »Ich verbiete es dir! Du bleibst hier.« Philipp baute sich drohend vor seinem Sohn auf.
    »Mach keinen Scheiß, Papa. Willst du mich etwa mit Gewalt daran hindern? Du hast vorhin bei der BaFin angerufen – und was hat dir die Finanzaufsicht geantwortet? Sie prüfe nur die formale Richtigkeit der Fonds, sie prüfen nur Papiere. Du sollst dich an irgendeinen Staatsanwalt wenden. Und was haben wir für Beweise? Keine. Also müssen wir sie uns beschaffen.« Thomas stand seinem Vater direkt gegenüber, Auge in Auge, und Philipp hätte sich lieber die Hand abgehackt, als sie gegen seinen eigenen Sohnzu heben. Er war erwachsen, er war volljährig, was konnte er machen?
    »Ich will vermeiden, dass du Ärger mit der Polizei kriegst. Ist das so schwer zu verstehen?«
    »Das lass ruhig meine Sorge sein. Oder komm einfach mit.«
     
    Sie fuhren zweimal langsam am Haus der Familie Müller vorbei. Die Tage waren lang, es war lange hell, doch heute hatte der Himmel sich nachmittags zugezogen, eine geschlossene Wolkendecke hatte es früh Abend werden lassen, und bei Müllers im Haus war alles dunkel. Zur Sicherheit ging Thomas noch einmal daran vorbei und klingelte zu Philipps Entsetzen.
    Er kam zum Wagen zurück. »Reg dich ab, Papa. Keiner da. Es hätte sein können, dass die Mutter zu Hause geblieben ist und schläft.«
    Sie fuhren zum dritten Mal am Haus vorbei, bogen links ab und parkten an der nächsten dunklen Ecke. Von hier aus konnten sie in drei Richtungen verschwinden. Beide hatten einen Wagenschlüssel in der Tasche, eine Taschenlampe, um kein Licht einschalten zu müssen, und Thomas hatte den Kuhfuß unter die Jacke gesteckt, dazu einen großen Schraubenzieher und eine Zange.
    »Ichwüsste zu gern, weshalb sie uns den Champagner nicht zeigen wollten«, sagte Philipp, um seine Aufregung zu überspielen. Er war deutlich nervöser als in Villers-Allerand, obwohl beide Situationen ähnlich waren. Es waren Einbrüche, bei denen nichts gestohlen werden würde, aber hier handelte es sich um Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch. Kam man da mit einer Geldstrafe davon? War es das wert? Nein. Aber Philipp glaubte, keine andere Wahl zu haben, wenn er Thomas nicht allein dieser Situation aussetzen wollte. Er hatte ihn hineingezogen, er war verantwortlich, er würde alles auf sich nehmen. Und jetzt war es sowieso zu spät.
    Vor ihnen war die Hecke, anscheinend hatte Thomas den Weg derartig gut ausgekundschaftet, dass er sogar wusste, welche Zweige er zur Seite biegen musste, um an den Zaun zu gelangen. Der Draht war schnell durchgeknipst, und sie hockten sich hinter den Tisch auf der Terrasse. Er schützte sie gegen die Blicke der Nachbarn. Thomas setzte den Kuhfuß unter der Glastür an, aber nur das Holz splitterte. Philipp empfand den Lärm als entsetzlich, er meinte, die gesamte Nachbarschaft sei alarmiert – aber alles blieb ruhig. Dann setzte Thomas den Hebel mittig an. Dieses Mal klappte es, nichts brach, die Tür ging auf, kein Alarm ertönte – und sie standen im Wohnzimmer. Sie bewegten sich, den Schein ihrer Lampen abschirmend, durch den Flur und dann die Treppe hinab in den Keller.
    Einen Heizungskeller hatte das Haus nicht, es war an ein Fernwärmesystem angeschlossen. Es gab einen Raum mit Sperrmüll und Malerutensilien, Farbeimern und Tapetenrollen, links war die Waschküche, und rechts befand sich die Vorratskammer, und darin, eine schön neben der anderen aufgereiht, standen die Champagnerflaschen.
    »Wir sind am Ziel«, raunte Thomas erfreut. »Na bitte, was habe ich dir gesagt? Der Spießer hält auf Ordnung.«
    »Du gehst nach oben und beobachtest die Straße. Wenn ein Auto kommt   ...« Philipp hielt bereits einen Notizblock in der Hand und begann, die Marken und Qualitäten zu notieren. »Übrigens danke für den Spießer. Bei uns sieht’s nicht anders aus. Fass bloß nichts an   ...«
    Thomas hatte die Hand bereits nach einer Flasche ausgestreckt, um die

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