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Champagner-Fonds

Champagner-Fonds

Titel: Champagner-Fonds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Grote
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kennenlernst.«
    Er sagte zu und schluckte die Kröte, obwohl er lieber im Garten gearbeitet hätte, es war dringend nötig. N.   N. – hieß das nicht Normalnull oder »den Namen weiß ich nicht«?
    Er hatte nicht die geringste Lust, sich das Geschwätz der Kunstkenner anzuhören, die in den Feuilletons bewandert waren, aber es nie länger als zwei Minuten vor Chagalls Kirchenfenster in der Kathedrale von Reims ausgehalten hatten. Es würde ein grässlicher Abend werden, und er dachte an Louise.
     
    »Sie werden dich kaufen, Papa. Sie geben dir mehr Arbeit, damit du eingebunden bist und über nichts anderes nachdenken kannst. Das ist wie die Möhre vor dem Kopf desEsels, der im Kreis rennt und Wasser aus einem Brunnen pumpt.«
    »So, als Esel siehst du mich?«
    »Nur wenn du mitspielst. Langer gibt dir doch nur mehr Kohle, damit du deine freie Zeit damit verbringst, sie auszugeben oder darüber nachzudenken, wie du mehr daraus machen kannst. Das ist keine Beteiligung, das ist Bestechungsgeld. Und noch einen Grund gibt es: Mit mehr Geld kommst du in Kreise, wo über nichts anderes geredet wird. Langer und dieser Goodhouse haben dich unter Kontrolle. Pass auf – bald bist du der Weinlieferant für die nächste Prunksitzung.«
    »Langer hat bereits Derartiges angekündigt. Aber mein Junge« – diese Worte benutzte Philipp immer dann, wenn er Thomas signalisieren wollte, dass er besorgt war, und er blickte ihn eindringlich an   –, »bei dir muss einiges schiefgelaufen sein, dass aus dir kein Jeck geworden ist. Haben die zehn Jahre in Köln keine Spuren hinterlassen?«
    »Die frühkindliche Prägung war gelaufen, als wir aus Marburg hergezogen sind.«
    »Vielleicht hätte ich wieder heiraten sollen, ich kann dir nicht Vater und Mutter gleichzeitig sein.«
    »Du reichst mir als Büttenredner. Es gibt Leute, die legen ihren Urlaub in die Karnevalszeit und fliegen nach Gomorrha, nur um keine Pappnasen zu sehen.«
    »Gomera   ...«
    »Tatsächlich? Köln ist geil, aber den Karneval können sie von mir aus abschaffen. Ach, warte einen Moment, ich habe was für dich, das wird dich interessieren.« Thomas spurtete polternd die Treppe rauf und kam mit dem Mühlespiel zurück. Er hob den Deckel der abgestoßenen Pappschachtel auf und suchte unter den schwarzen und weißen Steinen die Champagnerdeckelchen heraus, dann schüttete er andere, noch nicht in Form gepresste, neben dem Spiel auf den Tisch im Wohnzimmer. »Schau dir das an. Die sind verschieden.«
    Philipp trat neugierig hinzu und nahm die Deckel in die Hand. »Da liegen Jahre dazwischen. Die hier hast du vor sechs oder sieben Jahren von mir bekommen, die anderen stammen von unserer Reise.«
    »Eben. Die Neuen sehen aus, als hätte man die Alten irgendwie reproduziert, die Kerben für die Drähte in den Deckeln sind mitgedruckt, die Rundungen sind verzerrt. Hier, bei diesem ist das Bild verschwommen, es scheint verrutscht zu sein   ...«
    »Hast du ›reproduziert‹ gesagt?« Philipp starrte die Deckel an. Die Unterschiede wurden erst deutlich, wenn man sie nebeneinander hielt, und wahrscheinlich auch nur den Sammlern. Bei flüchtiger Betrachtung hätte man die Abweichung vom Original übersehen. Er wusste, dass es zwei Aluminiumplättchen waren, von Kunststoff überzogen, die erst bedruckt und dann geformt wurden. »Du hast erzählt, dass dieser Müller als Reprofotograf gearbeitet hat, als Computerspezialist.«
    »Was schließt du daraus?«
    »Dass er die Deckel und auch die Etiketten und die Hüllen für den Flaschenhals gefälscht oder zumindest die Druckvorlagen hergestellt hat.«
    »Und jetzt hat er alles stehen- und liegenlassen«, ergänzte Thomas. »Wir müssen uns fragen, warum er verschwunden ist.« Thomas sammelte die Deckel vorsichtig ein. »Weshalb verduftet jemand, der ’ne Freundin hat, ’n guten Job und ’n schönes Auto?«
    »Die Antwort ist einfach. Weil er Angst hat. Er ist auf der Flucht, weil – ja, warum flüchtet jemand?«
    »Er will sich in Sicherheit bringen. Weil er das hier vermurkst hat.« Thomas nahm eines der Deckelchen zwischen Daumen und Zeigefinger. »Und sein Auftraggeber ist sauer, dieser Touraine, wie ich annehme.«
    »Oder jemand hat ihn verschwinden lassen.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Thomas, »Leute werdenrausgeschmissen, wenn man sie nicht mehr braucht. Oder sie verunglücken im Fahrstuhl.«
    »Das wissen wir nicht genau.« Philipp warnte ihn vor voreiligen Schlüssen. »Es gibt noch andere Entlassungsgründe.

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