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Champagner-Fonds

Champagner-Fonds

Titel: Champagner-Fonds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Grote
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Man wird gefeuert, wenn man frech wird, spioniert oder zu viel weiß!«
    »Na, dann pass mal schön auf dich auf, Papa!«
     
    Als es im Morgengrauen an der Haustür Sturm klingelte und Philipp ans Fenster trat, um zu sehen, welcher Idiot ihn um diese Zeit aus dem Schlaf riss, sah er als Erstes ein Auto, das da nicht hingehörte. Am Gartentor standen drei Männer. Wieso er annahm, dass es sich um Polizisten handelte, wusste er nicht. Philipp rannte zu Thomas in den zweiten Stock und warf ihn aus dem Bett. Er brauchte einen Zeugen und war in gewisser Weise froh, dass Helena nicht mitgekommen und er nicht bei ihr geblieben war. Sie hatte sich angeblich nicht wohl gefühlt. Aber Philipp sah den Grund mehr darin, dass er den Abend über geschwiegen hatte. Er hatte einfach nichts zu sagen gewusst. Der Maler war ein Spinner gewesen, auf den alle reinfielen, und seine Bilder waren eine Katastrophe, aber was er dachte, durfte er die Bewunderinnen nicht merken lassen. Helena hatte es natürlich doch bemerkt und war beleidigt gewesen.
    Das war Philipp jetzt auch. Er empfing die beiden Kriminalbeamten und den Staatsanwalt im Bademantel an der Haustür. »Das ist ja ein richtig großer Bahnhof«, sagte er. »Bin ich wegen dieser paar Flaschen jetzt zum Staatsfeind avanciert?«
    »Sie geben es also zu?«, fragte der Staatsanwalt Dr.   Anlahr und reichte Philipp den Durchsuchungsbefehl.
    »Wieso kommen Sie schon wieder?« Philipp holte die Visitenkarten der Beamten aus der Brieftasche, die gestern hier gewesen waren. »Man sagte mir, ich würde vorgeladen.«
    »Davon wissen wir nichts«, meinte der Staatsanwalt, erwirkte sehr jung, ein Milchgesicht geradezu, aber äußerst sympathisch und aufgeweckt. »Wir müssen Ihnen nicht mehr mitteilen als das, was auf dem Befehl steht. Und es liegt noch eine Anzeige wegen Betrugs und passiver Bestechung vor.«
    Philipp starrte auf das Papier. Er war als Betroffener genannt, seine Wohnung auch, aber dann folgte der Schlag vor den Kopf: Er sollte bei France-Import 120   Flaschen Wein gestohlen haben, darunter Grands Crus der besten Bordelaiser Châteaus, Jahrgangschampagner sowie Prestige Cuvées, teure Burgunder und seltene Chablis-Weine – von allem nur das Beste. Philipp wurde schwindlig, er lehnte sich an den Türrahmen.
    »Ich soll gestohlen haben? Da ist wohl einer total durchgeknallt.« Er reichte das Schriftstück weiter an Thomas. »Völliger Unsinn, das habe ich gar nicht nötig.« Sein Lachen klang verzweifelt. »Ich habe den Keller voll mit Wein, so viel, wie ich gar nicht selbst trinken kann. Und davon ist vieles geschenkt.«
    »Wo ist Ihr Weinkeller?« Die Stimme des Staatsanwalts war kalt wie die eines Menschen, der es gewohnt war, sich die Gefühle anderer vom Leib zu halten.
    Philipp band den Gürtel des Morgenrocks fester und wies auf die Kellertür. Thomas erzählte ihm später, wie absurd diese Prozession auf ihn gewirkt hätte: Der Vater im seidenen Morgenrock mit einem chinesischen Drachen auf dem Rücken ging voran, dahinter der kleine Staatsanwalt im Anzug, gefolgt von zwei Zivilbeamten – wie ein Priester auf dem Weg zum Hochaltar, gefolgt von seinen Ministranten.
    Die Kellertür war nicht abgeschlossen, Philipp machte Licht und ließ die Staatsmacht vorangehen. Als hätten sie gewusst, wo sie zu suchen hatten, steuerten die Beamten auf einen Haufen von Pappen zu, unter denen die aufgeführten Weine zum Vorschein kamen.
    Philipp war starr vor Schreck. Weder die Weinkisten nochdie Pappen hatten gestern dort gelegen. Oder war er vorgestern zuletzt hier unten gewesen? Da hatte ihm jemand einen verdammt bösen Streich gespielt.
    »Ich verweigere jede Aussage«, sagte Philipp ärgerlich, »und du, Thomas, du tust das auch!«
    »Das ist Zeugenbeeinflussung.« Der Staatsanwalt zählte die Sechserkartons, öffnete zwei von ihnen, prüfte den Inhalt, las die Etiketten und wies schließlich die Kriminalbeamten an, die zwanzig Weinkartons nach oben zu schaffen. Philipp sah ihnen nach, wie sie die Kartons, die er aus dem Lager von France-Import kannte, abtransportierten.
    »Du denkst an Helena, nicht wahr?« Thomas riss ihn aus seinen Gedanken. Entsetzen hatte ihn gepackt. Wie schnell sich die Lage ändern konnte oder geändert wurde. Gestern war er noch ihr zukünftiger CEO gewesen, heute stellten sie ihn als Verbrecher hin.
    »Sie hat dich zu dieser Vernissage geschleppt, damit Langer seine Beweise deponieren konnte. Ich mochte die Frau von Anfang an nicht.«
    »Das stimmt

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