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Champagner-Fonds

Champagner-Fonds

Titel: Champagner-Fonds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Grote
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Ausdrucksweise ist ein wenig ordinär.«
    »Sie passt zu dem, womit wir uns beschäftigen. Geld ist ordinär.«
    »Auch in der Form des Taschengeldes beziehungsweise des Monatsschecks?«
    »Es gibt keine Schecks mehr. Wenn man damit die Bestien züchtet, die sich später nicht mehr beherrschen lassen, dann ja. Von einem bestimmten Punkt an schlägt Quantität in eine neue Qualität um, und dann wird’s kritisch.«
    »Beschäftigt man sich in Betriebswirtschaftslehre neuerdings mit Dialektik? Das hilft dem Kapitalismus auch nicht mehr.«
    »Vielleicht doch. Aber Dialektik ist was für angehende Weinlehrlinge. Wir studieren die Erscheinungsform des Champagners, das Wesen des Schaums und die Logik des schönen Scheins. Wo wir grade bei Scheinen sind – du wolltest mir das Geld für die Klamotten geben, die ich vorgestern entsorgt habe. Schließlich habe ich die bezahlt.«
     
    Beim Kochen, bei der Arbeit im Garten und beim Wandern entspannte sich Philipp am besten. Die nächste Wanderung würde er aufs kommende Wochenende verschieben, zum Kochen war es zu früh am Tag, hingegen hatte der Garten, besonders die Gemüsebeete, dringend Pflege verdient. Er stocherte mit dem Spaten in der Erde, als er Thomas am Gartentor hörte. Das Geräusch, wenn er sein Fahrrad gegen den Zaun lehnte und das Gartentor öffnete, hatte Philipp tausend Mal gehört.
    Aber da hörte er einen Wagen bremsen und den Schrei. Es war ein Schrei um Hilfe. Es war Thomas’ Schrei.
    Wie Philipp durch den Garten gekommen war, ob er das Gartentor geöffnet hatte oder einfach drübergesprungen war, den Spaten in der Hand, das wusste er später nicht mehr. Er sah nur, dass Thomas sich verzweifelt gegen zwei Männer wehrte. Mit einer Hand klammerte er sich an den Rahmen des Fahrrades, mit der anderen Faust schlug er einem der Entführer, der ihn auf die Rückbank zerren wollte, immer wieder ins Gesicht. Der andere versuchte, ihm das Fahrrad zu entreißen. Dann war Philipp über ihnen und schlug mit dem Spaten zu. Sein Kind war in Gefahr, und für Thomas hätte er vielleicht sogar getötet. Er wusste nicht mehr, wohin er schlug, er war wie von Sinnen, er hörte etwas knacken und den Schrei eines Angreifers, da war wohl ein Knochen gebrochen. Thomas kam von der Sitzbank hoch und warf sich über das Rad, es hatte sich quergestellt und verhindert, dass sie ihn in den Wagen zogen. Mit dem nächsten Spatenschlag zertrümmerte Philipp die rückwärtige Scheibe des Wagens, dann schlug er aufs Dach, der letzte Schlag ging ins Leere. Er hätte das Auto nebst Insassen demoliert, wenn es ihm nicht vor dem nächsten Schlag unter dem Spaten weggefahren wäre.
    Keuchend stierten sie den Entführern nach, deren Auto mit quietschenden Reifen durch ihre kleine Straße schlingerte und an der Ecke verschwand.
    »Nein«, sagte Philipp. Er meinte in Thomas’ Augen die Frage gelesen zu haben, ob sie die Polizei rufen sollten. »Sie würden es uns als Ablenkungsmanöver auslegen. Bei den Anschuldigungen gegen mich wird niemand meinen Aussagen glauben.« Er sah zu den Häusern gegenüber. Kein Mensch zeigte sich, niemand hatte etwas gesehen, nicht ein Nachbar kam gelaufen, um zu helfen, keine entsetzte grüne Witwe.
    »Wir packen, Thomas! Such alles zusammen, was du für eine Woche brauchst. Wir müssen abhauen. Wer weiß, was sie sich als Nächstes einfallen lassen.«
    »Und wo sollen wir hin? Wo sind wir sicher?« Thomas rieb sich die schmerzenden Hände.
    »Sicher sind wir nur, wenn wir sie angreifen. Es tut mir leid, dass ich dich in diese Katastrophe mit reingezogen habe.«
    »Papa, du nervst!«

17
    Als sie einigermaßen zum Luftholen gekommen waren und die Stadt hinter sich gelassen hatten, schalteten sie ihre Mobiltelefone ab, und Thomas entfernte mit zitternden Fingern die SI M-Karten . Es war eine Vorsichtsmaßnahme, denn Philipp wusste nicht, wie weit Langers Beziehungen reichten. Philipp fuhr, Thomas war schlimm dran; seine Hand, mit der er sich ans Rad geklammert hatte, schmerzte fürchterlich. Sie würden in Épernay einen Arzt aufsuchen müssen. Philipp hatte das Krachen noch im Ohr, als die hintere Scheibe brach, das Scheppern des Spatens auf dem Blechdach und das Knacken eines Knochens.
    »Ich fasse es nicht, dass Langer zu solchen brutalen Methoden greift.« Thomas war das Entsetzen noch immer ins Gesicht geschrieben. Er war jahrelang mit Langer hervorragend ausgekommen, ohne dass Philipp sich je hätte einmischen müssen. »Und jetzt prügele ich mich mit

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