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Champagner-Fonds

Champagner-Fonds

Titel: Champagner-Fonds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Grote
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wenig gefallen, ihren Fonds auseinanderbrechen zu sehen. Wer freute sich schon darüber, wenn sein Geld sich in schönem Schaum auflöste, mochte er auch der des besten Champagners sein – oder des Fusels, den sie ihnen unterschoben. Das brachte Philipp auf eine Idee, er hielt sie für grandios. Eigentlich hatte Langer ihn darauf gebracht. Morgen würde er den Rechtsanwalt anrufen, der musste das für ihn erledigen, und mit dem Gedanken nickte er im Sessel ein.
     
    Madame und Monsieur Goutorbe zeigten sich äußerst interessiert, als Philipp ihnen erzählte, dass sein Sohn demnächst eine Lehre bei einem Winzer beginnen wollte. Bereitwillig führten sie Vater und Sohn durch die Kellerei und ihre
crayères
, wo der Champagner reifte. Besonders angetan zeigten sie sich von Thomas’ intensiven Fragen, wobei Philipp, dem die technischen Abläufe zumindest theoretisch klar waren, sich zurückhielt, um nicht gleich als Fachmann entlarvt zu werden.
    Aÿ war für seine Blanc de Noirs bekannt, für die Champagner aus Pinot Noir. Es gab sowohl normale Lagen wie auch Premier-Cru-Lagen und die Grands Cru, auf die viele Betriebe besonders hinwiesen. Ob der Champagner von dort besser war als anderer, vermochte Philipp kaum zu sagen. Es kam auf so vieles an, wenn man einen exzellenten Champagner machen wollte. Viele bekannte Betriebe waren in Aÿ angesiedelt, dazu gehörten auch deutsche Namen wie Bollinger und Deutz.
    Aÿ lag für Philipps Pläne strategisch günstig. Es war klein und übersichtlich, Verkehrsstaus gab es nicht. Man war rasch in Épernay, sie konnten nach Osten hin zur Landstraße und zur Autobahn hin ausweichen, nach Westen war er sofort an der Nationalstraße und damit fast in Reims, und zu Louise in Moussy würde er lediglich eine Viertelstunde fahren. Thomas blieb in der Kellerei; am liebsten wäre er sofort in die Arbeit eingestiegen. Er war mit so viel Feuereifer bei der Sache, dass Philipp Hoffnung schöpfte, dass es wirklich der richtige Beruf für ihn sein konnte.
    Ein Taxi brachte Philipp nach Épernay, wo er sich einen Leihwagen beschaffen wollte. Manchmal war es recht hilfreich, sich im Notfall keine Gedanken übers Geld machen zu müssen. Das brauchte er sowieso nicht, obwohl ihm klar war, dass er nie wieder, was immer geschehen mochte, für France-Import arbeiten würde. Aber die Klage gegen die Kündigung würde Langer spätestens übermorgen erhalten. Es würde auf eine Abfindung hinauslaufen. Doch wenn seine Befürchtungen sich bewahrheiteten und Langer auf die Anklagebank kam, was dann? Dann würde er nie einen Cent sehen, und France-Import würde zerschlagen. Aber erst einmal musste er ihn dahin bringen, vielmehr diesen Mister Goodhouse. Aber wie? Verdammt, ihm würde was einfallen, ihm war bislang immer etwas eingefallen, die Ideen kamen beim Machen. Er erinnerte sich an Louises Agenten oder Vertreter inLondon, den würde er um Hilfe bitten oder sich dort selbst umsehen.
    In Épernay besorgte Philip für sich und Thomas neue Mobiltelefone. Wegen der Bagatellen, die Langer ihm vorwarf, würde es nie eine grenzüberschreitende Fahndung geben, niemand würde in Datensätzen lesen wollen, ob er in Frankreich ein neues Handy gekauft hätte, um ihn zu lokalisieren. Es stieß ihm dabei wieder böse auf, wie sehr die allgemeine Überwachung zugenommen hatte und in ihr aller Leben eingriff. Anscheinend war jeder verdächtig, jeder ein potentieller Delinquent. Lasen die Politiker zu viele Kriminalromane, oder fürchteten sie den Bürger, der sie gewählt hatte? Wie lebte es sich in ständiger Angst vor dem Souverän? Angst war für Philipp ein neues Gefühl, ein ziemlich gefährliches, es engte das Blickfeld ein.
    Französische Arbeiter reagierten heftiger als die deutschen, wie er wusste, viel entschiedener. Sie besetzten Betriebe und sperrten die Chefs ein, um ihre Forderungen durchzusetzen. Vielleicht sollte man das mit Langer auch probieren, aber dazu war sicher kein Kollege bereit, egal, was Langer angestellt hatte. Alle verharrten stumm. Und wenn er ihn in den Knast brachte, wie würde es dann mit France-Import weitergehen? Dann standen dreißig Leute als Kandidaten für Hartz IV mehr auf der Straße. Sie würden nicht Langer hassen, sondern ihn.
    Es ist alles Quatsch, was ich mir da zusammenreime, sagte er sich. Nichts ist geklärt, geschweige denn gelöst. Einen Haftbefehl gegen mich gibt es zwar nicht, aber Langer mit seinen Verbindungen wird das auf die Beine stellen. Mit ein paar Kisten

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