Champagner-Fonds
sich zu Hause vermutet, aber da war er nicht, und anderntags lag er wieder im Schreibtisch. Unsere gute Helena hat sich nichts dabei gedacht, bis sie erfuhr, dass in Ihrem Haus Weinkisten gefunden wurden, die Sie, Monsieur Achenbach, angeblich gestohlen haben.«
»Das ist eine billige Ausrede«, vermutete Philipp und rümpfte die Nase, »um ihre Haut zu retten.«
»Das ist möglich, es muss aber nicht stimmen. Ich würde es ihr nicht zutrauen. Sie sagte mir, dass ich Ihnen oder jemandem, mit dem Sie hier in Kontakt stünden, ausrichten sollte, dass die Herren Goodhouse und Langer zusammen mit den Anlegern nächste Woche eintreffen und sie am Donnerstag und Freitag durch die Champagne begleiten, auch nach Villers-Allerand. Es könnte sein, dass Ihnen diese Information nutzt. So, damit bin ich meiner Pflicht nachgekommen. Ich habe die Nachricht weitergegeben und mir Ihre Verteidigungsrede angehört.« Louise stand auf. »Den Kaffee zu zahlen überlasse ich Ihnen.
Merci beaucoup
.«
»Madame!« Philipp ergriff ihre Hand, die Geste wirkte ein wenig theatralisch, aber sie half. »Bitte, ich brauche Sie, vielmehr Ihre Hilfe. Bitte, setzen Sie sich, wenigstens eine Minute.«
Seufzend ließ Louise sich nieder, aber sie blieb reserviert.
»Ich habe Ihnen von diesem Arbeiter erzählt, vom General. Ich fühle mich für seinen Tod mitverantwortlich. Waskann man tun, um hier eine Untersuchung in Gang zu setzen? Ich werde mit diesem Freund von ihm reden, mit dem ich ihn an jenem Abend in Ludes gesehen habe, als wir beschlossen, in die Kellerei einzusteigen. Es war meine Idee. Über diesen Freund komme ich an die Familie, und die wird mehr wissen. Der andere Weg wäre der offizielle Weg. Gibt es eine Berufsgenossenschaft, eine Versicherung, die Polizei, irgendwen, den man hinschicken könnte, damit nicht alles im Sande verläuft? Mögliche Spuren sind sicher längst beseitigt.«
»Und wenn Sie es auf sich beruhen lassen? Von der Arbeitsschutz-Versicherung bekommt die Witwe eine gute Rente. Wenn es Mord war, bleibt ihr die magere staatliche Rente. Und ihm ist sowieso nicht mehr zu helfen.«
Frauen dachten verdammt praktisch, oder war Louises Denken davon beeinflusst, dass auch ihr Mann verunglückt war? »Ein Unfall ist ein Unfall. Aber Mord bleibt Mord, und dafür gibt es Schuldige und Auftraggeber.«
»Wenn Sie es so sehen ... Gut, ich kümmere mich darum. Noch was?«
Philipp zuckte entschuldigend mit den Achseln. »Ich muss in der nächsten Woche nach London. Ich muss wissen, was mit diesem Goodhouse los ist. Er kommt von dort, hat dort bis zum Tod seiner Frau gearbeitet, er ist bekannt, jetzt ist er allerdings nur noch auf dem Kontinent unterwegs.«
»Der Tod eines geliebten Menschen verändert vieles, stellt alles auf den Kopf ...«
»Ich muss mit Leuten reden, die ihn kennen. Ihr Importeur hat bei unserem Abendessen erwähnt, dass er jemanden kenne, der mit ihm persönlich bekannt sei, und da wollte ich fragen ...«
Louise stand wieder auf. »Ich schicke Ihnen seine Daten. Wohin?«
Philipp nannte den Namen des Hotels.
»Da sind Sie gut aufgehoben, die Goutorbes sind angenehmeMenschen, und sie machen auch schönen Champagner. Und wenn Sie in Gefahr kommen oder sich fürchten – aber nur Ihrem Sohn zuliebe –, haben wir auch bei uns in Moussy noch einen Keller, in dem Sie garantiert niemand entdeckt. Unsere besten Flaschen hat damals nicht einmal die Wehrmacht gefunden. Wo treibt sich der junge Mann rum?«
»Der arbeitet bereits im Keller der Goutorbes, in Aÿ ...«
Als Philipp zwei Stunden später im Hotel eintraf, lag dort das Fax mit der Rufnummer des Londoner Importeurs. Louise hatte bereits mit ihm telefoniert, er sei in der nächsten Woche in London und bereit, Philipp zu unterstützen. Sie hatte auch die Adresse ihres Reisebüros für den Flug nach London mitgeschickt und wünschte ihm und Thomas viel Erfolg und Glück,
bonne chance
, und hatte mit ›Louise‹ unterschrieben. Also war doch nicht alles verloren?
Helena lag Philipp schwer im Magen. Er hatte sie zu Unrecht verdächtigt. Woher wusste sie von seinem Kontakt zu Louise? Er hatte sich nicht getraut zu fragen. War ihr Anruf lediglich ein Schuss ins Blaue? Wollte sie ihn zur Kontaktaufnahme veranlassen, damit Goodhouse und Langer an ihn herankamen? Andererseits war die Nachricht, dass die beiden nächste Woche gemeinsam kamen, Gold wert. Meinte sie es als Warnung oder als Hinweis? Es kam darauf an, wie er es auffasste. Ihre
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