Champagner-Fonds
wir dringend was unternehmen müssen. Kennst du jemanden in Liechtenstein?«
»Nur die üblichen Weinhändler, Agenten und Importeure.«
»Könntest du es nicht über die versuchen?«
18
Einen Anhaltspunkt, geschweige denn einen Beweis dafür, dass sein Unfall fingiert gewesen und der General ermordet worden war, gab es nicht. Philipp und Thomas wussten nicht einmal Näheres über den Hergang des Unglücks. Sie hofften, es von einem der Männer zu erfahren, die sich hier in der Kneipe in Ludes mit dem General getroffen hatten.
Durch die große Glasscheibe mit der vergilbten Gardine betrachtete Philipp die am Tresen und an den Tischen sitzenden Männer. Es war nicht einer darunter, an dessen Gesicht er sich erinnerte.
»Vielleicht sind sie längst nach Hause gegangen«, meinte Thomas. »Lass uns trotzdem reingehen, wir trinken ein Glas Rotwein, ich brauche nach dem Champagner mal was Kräftiges. Außerdem habe ich Hunger.«
»Schon wieder?«, fragte Philipp erstaunt und suchte nach der Schiefertafel mit dem Schweinekopf, heimlich jedoch hielt er nach Touraine Ausschau. Eine böse Überraschung wollte er nicht erleben. Es war durchaus möglich, dass einer seiner Spitzel in der Nähe herumlungerte, und denen ging er besser aus dem Weg. Ihm wurde immer klarer, dass es nicht einfach sein würde, ihm oder Goodhouse etwas nachzuweisen, wobei er nicht wusste, in welchem Ausmaß sie gefälschten Champagner in Umlauf brachten. Aber das taten sie nicht. Diese Plörre lag einfach nur da in der Dunkelheit.
Da stieß ihn Thomas an. »Willst du nicht reingehen?«
Als sie die Kneipe betraten, wurden sie von allen Gästen unverhohlen gemustert; ein fremdes Gesicht in Ludes erregte Aufmerksamkeit. Und genau der Mann, der sich am schnellsten wieder abwandte, hatte an jenem Abend mit dem General am Tisch gesessen. Hätte er sich nicht weggedreht, wäre er Philipp nicht aufgefallen. Offensichtlich wollte er nichts mit ihm zu tun haben. Das würde Philipp ihm vermasseln.
» Bonsoir
, Monsieur. Wie geht es Ihnen?« Philipp hielt ihm die Hand hin.
Der Mann war ein schlechter Schauspieler. Er sah Philipp an, als wäre er ein Fremder. »Bitte, Monsieur, Sie wünschen?«
»Sie haben neulich abends, als ich hier war, mit dem General Karten gespielt, und ich wollte ...«
»Das muss ein Irrtum sein, Monsieur. Ich kenne Sie nicht, ich habe Sie noch nie gesehen, weder hier noch anderswo!«
Für einen Moment zweifelte Philipp an seiner Wahrnehmung, aber nur für einen Moment. »Das war in der vergangenen Woche. Ihr Freund hat sich später zu mir an den Tisch gesetzt – Sie werden sich erinnern.«
»Nein, Monsieur, auch diesen jungen Mann«, er wies auf Thomas, »kenne ich nicht.«
Inzwischen herrschte absolutes Schweigen im Raum, man hörte nur das rasselnde Atmen eines vom Kettenrauchen gezeichneten Rentners.
»Meinen Sohn können Sie gar nicht kennen, der war nicht dabei.« Philipp hatte es in einem ironischen Tonfall gesagt, woraufhin vereinzelt Lachen laut wurde.
»Was soll der Quatsch, André?«, sagte ein Arbeiter vom Nebentisch. »Sicher warst du hier, genau wie ich. Was erzählst du für Unsinn?« Der Arbeiter wandte sich direkt an Philipp. »Nehmen Sie ihm das nicht übel. Seit der General verunglückt ist, benimmt sich André merkwürdig, nicht wahr André?«
Der Angesprochene schlug mit der Hand nach dem Redner, als wolle er ihn wegwischen. »Das hat damit nichts zu tun, ich will damit nichts zu tun haben. Lassen Sie mich in Ruhe.«
»Sie wissen gar nicht, was ich von Ihnen will.«
»Siehst du, André«, sagte der Tischnachbar, »du weißt noch gar nicht, was er will, und schon regst du dich auf.«
»Lasst mich in Ruhe, ihr ... Ich habe mit dem Unfall nichts zu tun, ich weiß nichts, und fragt mich nicht!« Damit stand er auf, ging zum Tresen, zahlte und verließ unter Gelächter das Lokal. Philipp war allerdings nicht nach Lachen zumute. Das Verhalten dieses André war zu ungewöhnlich, Philipp durfte es nicht dabei bewenden lassen.
»Ich brauche lediglich die Adresse vom General«, sagte Philipp zu dem Mann vom Nebentisch. »Ich will Kontakt zu seiner Familie aufnehmen.«
»Da bleibt nur seine Frau – und die Schwiegertochter. Der Sohn ist vor zwei Jahren in derselben Kellerei verunglückt, er ist beim Beladen eines Lastzuges von der Rampe gestürzt. Und wenn Sie es genau wissen wollen, Monsieur, der General war jahrelang hinter den Leuten her, die er dafür verantwortlich machte. Er sammelte Beweise. Er
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