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Champagner-Fonds

Champagner-Fonds

Titel: Champagner-Fonds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Grote
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nicht weiter. Sie wissen, was ich meine.«
    Das wusste Philipp keineswegs, aber jedes weitere Wort hätte Langer als Belästigung aufgefasst. Bis auf wenige Namen kannte Philipp die hier erwähnten Champagnerhäuser und Produzenten. Es waren berühmte Namen, es waren die Großen der Branche, die in aller Welt in den bekanntesten Bars, Nacht- und Yachtclubs sowie den Spitzenhotels auf der Speisekarte standen, möglichst ohne Preisangabe. Es waren Champagner, mit denen Stars und Sternchen ihren Aufstieg feierten, sich in den Abstieg soffen, die Rennfahrer als Siegesejakulat verspritzten und die für Finanz-Groupies und Fotomodelle als Lockstoff galten. Der Kenner wusste, dass diese Millésimes und Prestige Cuvées selten unter fünfzig Euro zu kriegen waren. Doch Besuchern von Nobelevents und Galadiners war es völlig egal, ob sie den Monatslohneines Lageristen von France-Import an einem Abend versoffen, inklusive Urlaubs- und Weihnachtsgeld.
    »Die machen da alle mit?« Es waren weniger die Namen der Winzer und Kooperativen als vielmehr die der Champagnerproduzenten, die Philipp zu dieser Frage bewegten. Er konnte sich kaum vorstellen, dass Marken wie Pommery, Veuve Clicquot, Taittinger und Roederer, die in Tokio so bekannt waren wie in San Francisco, sich an dem Fonds beteiligten. Das waren die Marken für die Imagetrinker, wie sie die Branche nannte, für diejenigen, die beim Trinken gesehen werden wollten und am liebsten die Flaschen im Lokal oder an der Bar herumgezeigt hätten wie die Autoschlüssel ihres Porsche. Diese Gruppe konsumierte immerhin 80   Prozent der bislang 330   Millionen Flaschen Champagner, die jährlich produziert wurden. Der Anteil der Kenner, denen es ausschließlich um Geschmack und Genuss und nicht um die Show ging, entfiel auf den Rest von lediglich fünf Prozent.
    »Den Großunternehmen bleibt bei der heutigen Geschäftslage gar nichts anderes übrig, als an uns zu verkaufen. Die Preise sind gefallen, die Umsätze auch, die Lager sind voll und müssen geleert werden. Wenn wir die Einkäufe für mehrere Länder zusammenfassen, haben wir eine bedeutende Nachfragemacht, wir können über die eingekaufte Menge den Preis bestimmen   ...«
    Da war es wieder, das
Wir
, in Bezug auf den Fonds.
    »Wir können höchstens darauf Einfluss nehmen«, korrigierte Philipp. Bei seinen Weinreisen war er als Erster mit den Preisverhandlungen konfrontiert. Er gab nach der gemeinsamen Verkostung seine Empfehlung ab, aber entschieden wurde von Langer, vom Prokuristen und den Vertretern. »Ist es klar, dass die Großen im Fonds mitmachen werden? In den anderen Ländern, wo es ihn gibt, wie ist es da gehalten? Mit welchem Anteil sind sie beteiligt?«
    »Wie das genau funktioniert, werden Sie herausfinden, Herr Achenbach. Deshalb ist es mir so wichtig, dass geradeSie dabei sind. Das gibt mir die nötige Sicherheit. Ich weiß, dass ich mich auf Sie verlassen kann. Sie lassen sich nicht vom schönen Schein blenden, Sie gehen den Dingen auf den Grund, wie bisher, und wie auch jetzt und lassen sich nicht abschütteln, wie ein Terrier   ...«
    Langer lachte, er konnte sich gar nicht beruhigen, er fuhr fort, Philipp Honig ums Maul zu schmieren. Aber für Schmeichelei war er nie empfänglich gewesen, sie weckte höchstens seinen Argwohn, und er unterbrach Langers Redefluss.
    »Der Wein wird abgefüllt und gelagert, er reift, nach den Vorschriften des Champagnerverbandes, mindestens fünfzehn Monate in den Kellern der jeweiligen Produzenten, oder dreißig   ...«
    »Richtig, dann erhält er seine Fülldosage, die ihn erneut gären lässt und erst zu Champagner macht, den
liqueur de tirage
...«
    »...   da ist noch nichts etikettiert. Kaufen wir ihn in diesem Zustand oder erst nach dem
liqueur d’expédition
, der Versanddosage, wenn feststeht, ob er als Brut, Sec oder Démi-Sec in den Handel geht? Müssen wir ihn dann etikettieren?«
    »Sie wissen selbst, dass man in jedem Stadium alles kaufen kann, ob es nun Trauben von Pinot-noir-Weinstöcken oder solche von Pinot meunier sind, ob es Most ist oder gerade abgefüllter Wein, bevor er die erste Dosage verpasst bekommt oder danach.«
    »Nein! Hier wirft sich eine ganz entscheidende Frage auf, die für die Wertentwicklung des Fonds von entscheidender Bedeutung ist.«
    »Und die wäre?« Das verbindliche Lächeln, mit dem Langer seine Gesprächspartner für sich einnehmen konnte, flackerte. Es wäre jedem anderen entgangen, aber Philipp, der diesem Gesicht seit zehn

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