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Champagner-Fonds

Champagner-Fonds

Titel: Champagner-Fonds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Grote
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widerspricht der Aussage eines Freundes, dass der Einkäufer verhandelt, als würde er zigtausende Flaschen abnehmen, aber nur zehn Paletten kauft. Das sind 5.600   Flaschen. Und dann meine ich, dass wir Ihre Etiketten in einer Kellerei in Villers-Allerand gesehen haben. Jetzt frage ich mich, wie viele Flaschen Sie dem Fonds verkauft und ob Sie kürzlich die Freigabe zum Degorgieren erteilt haben.«
    »Du hast was vergessen«, wandte Thomas ein, »ob Monsieur Drappier dem Fonds auch die Etiketten liefert beziehungsweise wie viele.«
    Michel Drappier legte sein Besteck auf den Tellerrand, lehnte sich zurück und blickte auf die Seite.
    »Einige Fragen kann ich sofort beantworten, für andere müssen wir in die Bücher schauen. Wir haben nichts an den Fonds verkauft, aber es könnte sich um einen Zwischenhändler gehandelt haben. Das erfährt man nur über das Rechnungsdatum. Vom Degorgieren weiß ich nichts. Und Etiketten haben wir noch nie aus der Hand gegeben.«
    »Gilt das auch für die Deckel auf den Korken?«, fragte Thomas und holte einige aus der Hosentasche. Er hielt sie Drappier hin.
    Der Winzer lächelte. »Sie sammeln? Selbstverständlich gilt es für alles, auch für die Rückenetiketten.« Er drehte seinen Deckel wie eine Münze zwischen Zeigefinger und Daumen, dann schüttelte er den Kopf. »Der ist nicht von uns, der ist unscharf und ungenau, eine Kopie   ... da bin ich mir sicher.«
    »Das können Sie sehen?«, fragte Thomas.
    »In Bezug auf meinen Champagner sehe ich alles.«
     
    Das Château beziehungsweise die Kellerei in Urville war um 1152 auf Veranlassung eines Abbés gebaut worden, das Gebäude in seiner jetzigen Form 450   Jahre später. Die Holztäfelungim Besucherzimmer mit den klassischen Möbeln, die Philipp bei seinen Besuchen immer wieder aufs Neue faszinierten, stammte von 1613.
    Drappiers Millésime Exception von 1999 kam auf den Tisch, und nachdem auch Thomas diese Cuvée aus Pinot noir und Chardonnay probiert hatte, brannte er geradezu darauf, durch die Gewölbe der Kellerei geführt zu werden.
    »Gewöhn du dich schon mal an die Kälte da unten«, sagte Philipp und erklärte Drappier die Bedeutung seiner Bemerkung und dass er Thomas’ Pläne abwegig fand.
    »Was soll er Ihrer Meinung nach machen?«, fragte Drappier, nachdem Thomas dem Kellermeister in die Unterwelt gefolgt war, wo einige Millionen Flaschen lagen. »Soll er den Rest seines Lebens an der Börse herumhampeln, auf Bildschirmen Kurven anlegen oder in einer Bank seinen Kunden erklären, wieso sie ärmer werden, während die Bank wächst? Sie haben mir auch von Ihren Plänen erzählt, ein Weingut zu erwerben, und dass es Ihnen Freude machen würde. Warum tun Sie es nicht? Sie hätten kein Nachfolgeproblem. Wenn er will, kann er jederzeit bei mir ein Praktikum machen. Ich habe im Napa Valley in den USA gelernt, ich war in Australien, aber man muss ja nicht so weit reisen.«
    »Ich halte es für unsinnig, das Studium abzubrechen   ...«
    »Hätten Sie weiter studiert, wenn Sie kein Interesse mehr gehabt hätten?«
    Die Frage hatte Philipp kommen sehen, sie brachte ihn in die Bredouille. Drappier merkte es. »Seine Kinder darf man nicht aufhalten, man verliert sie nur dabei. Außerdem hat jeder das Recht auf eigene Fehler.«
    Mittlerweile hatte eine Mitarbeiterin die Unterlagen vor ihnen auf den Tisch gelegt, und Philipps Fragen waren schnell beantwortet. Ein Zwischenhändler, anscheinend ein Bevollmächtigter des Fonds, hatte zehn Paletten eines Jahrgangschampagners gekauft. Das, was davon hier im Hauselag, sollte genau jetzt degorgiert werden, also musste die verkaufte Partie genauso behandelt werden. Was die Analysten des Fonds dazu sagten, wusste Philipp nicht.
    Drappier wollte seinen Teil im nächsten Monat degorgieren, es lag auch ein Auftrag an die Druckerei in Troyes vor, doch nur für seinen Teil.
    »Dann müssen wir uns wirklich ernsthaft fragen, wie dieser Touraine an die Etiketten gekommen ist.« Drappier starrte nachdenklich vor sich hin. »Sie sind ganz sicher, dass es unsere waren, hundertprozentig?«
    »Nein, das nicht.«
    »Dann sollten wir abwarten und sehen, ob sich weitere Anhaltspunkte für eine unkorrekte Arbeitsweise finden lassen.«
    Darin stimmte Philipp dem Winzer zu. »Ich werde mit meinem Chef sprechen, dann treffen wir diesen Goodhouse. Der wäre auch betroffen. Wenn sein Geschäftsführer hier zu früh erfährt, dass wir ihm auf die Schliche gekommen sind, schafft er Beweise

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