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Champagner-Fonds

Champagner-Fonds

Titel: Champagner-Fonds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Grote
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unausgeschlafen, gehetzt, und ihm stand der Moment bevor, an dem er Langer berichten musste. Er glaubte schon jetzt die Linie ihrer Auseinandersetzung zu erkennen. Langer würde seinen Verdacht zerstreuen und alles beschönigen, Entschuldigungen finden und Ausreden. Er würde ihm das Wort im Mund umdrehen und die Fakten so darstellen, dass Philipp als der Dumme dastand, misstrauisch und pessimistisch.
    Es war kaum auszudenken, was geschehen würde, wenn Thomas recht hätte, und es war kein Champagner in den Flaschen, nicht mal ein schlechter. Den würde man zumindestmit einem Phantasieetikett noch über die Billigketten verkaufen können. Aber wenn nun etwas ganz anderes abgefüllt worden war, irgendein Billigwein, irgendetwas, woraus die Italiener Frizzante machten oder Spumante, der zu Schaumwein aufgemotzt worden war, mit Zucker, Hefe, Säure und Geschmacksverstärkern? Er dachte an den letzten großen Weinskandal in Italien, da waren zwanzig oder mehr Direktoren verschiedener Kellereien und Weingüter drin verstrickt gewesen.
     
    Sie waren mit Michel Drappier zum Mittagessen in einem Restaurant am Oberlauf der Seine verabredet. Der Winzer wartete bereits, und sie begrüßten sich so herzlich, als wären sie alte Freunde. Monsieur Drappier freute sich besonders, auch Thomas kennenzulernen.
    Philipp dankte ihm, dass er sich so schnell bereitgefunden hatte, herzukommen, was Drappier als Selbstverständlichkeit empfand, zumal Philipp angedeutet hatte, dass der gute Ruf seines Hauses durch zwielichtige Geschäfte in Gefahr gebracht werden könne.
    Der Inhaber des Restaurants platzierte sie am Ende des Speisesaals an einem großen Fenster, unter dem in zwei Meter Entfernung die hier sehr flache Seine vorüberfloss. Sie war so schmal, dass man leicht einen Stein ans andere Ufer werfen konnte, und in dem sauberen Wasser sah man bis auf den Grund. Unter den Weiden stand ein Schwarm Forellen im Schatten, die großen Fische bewegten in der leichten Strömung kaum die Flossen. Der friedliche Anblick verleidete sowohl Philipp wie auch Thomas die Lust an einem Fischgericht, vielleicht auch deshalb, weil am Eingang des Restaurants andere Artgenossen in einem Becken auf den baldigen Tod im Kochtopf warteten. Drappier bemerkte das heimliche Einverständnis zwischen Vater und Sohn, er zuckte hilflos mit den Achseln und entschied sich ebenfalls für ein bereits geschlachtetes Kalb.
    Michel Drappier hatte seinen Brut Nature in einer Kühltasche mitgebracht, was Thomas zu unbegreiflicher Heiterkeit veranlasste. Er erzählte ungeniert von einem Päckchen Marihuana, das ein Freund bei einer Fete aus der Hosentasche gezogen hatte. Nur hier empfand er den Rahmen als exklusiver und legal. Aber um Drogen ging es gleichermaßen. Es war selbstverständlich, dass dieser Champagner aus Pinot noir gekeltert und als Brut Nature nicht aufgezuckert war. Es war einer der ehrlichsten Champagner, die Philipp je probiert hatte, und er liebte Pinot noir. Dieser Champagner war nicht gefiltert worden, daher besaß er mehr Aromen und Dichte als andere, als ein wenig zu frisch und spitz empfand ihn Philipp schon, er war auch erst zwei Jahre zuvor degorgiert worden.
    Der Wirt half mit einem älteren Brut Nature aus der Verlegenheit, er hatte davon noch drei Flaschen im Keller. Der wies eher in die Richtung des reifen, gut gealterten Weißweins und besaß eine wesentlich geschmeidigere Säure. Damit machte Drappier Philipp eine besondere Freude. Es war ein Champagner für Kenner, die sich nicht vom schönen Schaum beeindrucken ließen.
    »Für mich bleibt Champagner immer ein Wein und dadurch mit allen anderen Weinen verbunden.« Drappier war Winzer mit Haut und Haaren, seinem Beruf geradezu verfallen, was für die Familie nicht leicht zu ertragen war, wie er meinte. Sein Wein, und da war er stolz drauf, sei einer von de Gaulles Lieblingschampagnern gewesen, »vielleicht auch nur, weil sein Landsitz ganz in der Nähe lag. Da hat er auch Konrad Adenauer empfangen, als die Aussöhnung zwischen Franzosen und Deutschen begann.« Sie hoben ihre Gläser und tranken auf Europa.
    Das war Philipps Stichwort. So knapp wie möglich berichtete er von der Idee des in mehreren E U-Ländern aufgelegten Champagner-Fonds, davon, welche Rolle France-Import spielen sollte, und von seinen Nachforschungen,oder besser von ihren – Thomas’ Beteiligung ließ er nicht außer Acht – und was sie bislang ergeben hatten.
    »Alle Rechnungen weisen auf große Mengen hin. Aber das

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