Champagner, Kuesse und ein Traumprinz
auf Zehenspitzen aus der Tür, die er geräuschlos hinter sich schloss. Am besten telefonierte er auf dem Balkon.
Sein Vater ging bereits nach dem ersten Klingelzeichen ran. „Ich muss dir gratulieren, wie ich gehört habe?“
„Stimmt, danke.“ Rule fragte nicht, woher sein Vater die Information hatte. Sie konnte aus den unterschiedlichsten Quellen stammen.
„Wie geht es dem Jungen?“
„Gut. Trevor ist … einfach toll. Warte nur, bis du ihn kennenlernst.“
„Ich freue mich schon auf ihn. Wann bringst du ihn mit?“
„Sydney sagt, dass sie hier noch einen Monat braucht, um alles für ihren Umzug vorzubereiten. Ich komme aber schon vorher für eine Woche bei euch vorbei, um meinen beruflichen Verpflichtungen nachzukommen, und kehre dann hierher zurück, um ihr beim Umzug zu helfen.“
„Wie ich hörte, hattest du einen kleinen Zusammenstoß mit der Presse?“
„Stimmt, sie haben Fotos gemacht und eins und eins zusammengezählt – Sydneys weißes Kleid und ihren Verlobungsring.“
„Ich verstehe. Die Story wird bald in sämtlichen Klatschblättern stehen.“
„Ich weiß.“ Rule wurde ganz übel bei der Vorstellung.
„Liliana hat noch keine Ahnung, dass du jemand anders geheiratet hast?“
„Nein.“ Rule lehnte sich gegen das Geländer und blickte auf den verlassenen erleuchteten Swimmingpool und die geisterhaften Reihen leerer Liegestühle unter sich hinunter.
„Deine Mutter weiß auch schon, dass du geheiratet hast.“
„Und? Ist sie enttäuscht von mir?“
„Sie wird darüber hinwegkommen.“
„Kann ich mich darauf verlassen, dass du mein Geheimnis wegen Trevor für dich behältst?“
„Ich habe es noch niemandem anvertraut, noch nicht einmal deiner Mutter.“
„Ich hätte Lili sofort von meiner Hochzeit erzählen sollen, vor allem in Anbetracht unserer früher etwas angespannten Beziehungen zu Leo.“ König Leo war Lilis aufbrausender Vater.
„Bist du dir bei dieser Frau so sicher? Du hast sie doch gerade erst kennengelernt.“
„Ja“, antwortete Rule mit fester Stimme. „Bin ich.“
„Und du wolltest sie nicht nur wegen des Kindes heiraten? Ist sie wirklich die Richtige für dich?“
„Ja, davon bin ich fest überzeugt.“
„Und trotzdem hattest du nicht genug Vertrauen in sie, um ihr die Wahrheit zu sagen?“
Rule verzog gequält das Gesicht. „Ich habe diese Entscheidung nun einmal getroffen und muss jetzt mit den Konsequenzen leben.“
Als sein Vater nichts sagte, machte Rule sich auf eine Standpauke gefasst. Vor mehr als drei Jahren hatte seine Sehnsucht nach etwas, das er noch nicht einmal verstanden hatte, seinen gesunden Menschenverstand ausgeschaltet. Und jetzt, wo er es endlich gefunden hatte, musste er lügen, um es nicht wieder zu verlieren. Und er würde weiterhin lügen …
Sein Vater reagierte anders als erwartet. „Ich kann deinen inneren Konflikt gut nachvollziehen, aber du solltest unbedingt mit Liliana reden, und zwar so schnell wie möglich. Sie muss es von dir erfahren. Schließlich ist sie an der ganzen Sache unschuldig.“
„Das ist richtig. Ich wollte eigentlich erst am Dienstag nach Montedoro kommen, werde jedoch versuchen, schon Montag aufzubrechen … ich meine, heute.“
„Tu das.“
Rule versprach es, und sie beendeten das Gespräch. Als er sich umdrehte, um wieder hineinzugehen, erstarrte er vor Schreck. Sydney stand hinter der geschlossenen Glastür des Balkons. Ihr Haar war zerzaust, und sie trug einen der weißen Bademäntel des Resorts. Fragend sah sie ihn an.
Gott sei Dank konnte sie das Gespräch unmöglich gehört haben. Nachdem Rule seinen ersten Schreck überwunden hatte, öffnete er die Balkontür. „Habe ich dich geweckt?“, murmelte er schuldbewusst.
„Nein, deine plötzliche Abwesenheit hat mich wachgemacht.“ Sydney nahm seine Hand, zog ihn in die Suite und schloss die Balkontür. Als sie zu ihm aufsah, hatte er das gleiche Gefühl, das er gerade seinem Vater beschrieben hatte. Dass es sich richtig anfühlte, mit ihr zusammen zu sein.
Zu blöd nur, dass dieses schöne Gefühl von der ständigen Furcht vor den Konsequenzen seines Betrugs getrübt wurde.
„Stimmt etwas nicht?“ Forschend sah sie ihn an.
Rule zog sie ins Schlafzimmer und schloss die Tür ab.
„Was ist los, Rule?“
Er nahm ihr Gesicht in die Hände. Er liebte ihren breiten Mund und ihre Nase, die vielleicht ein bisschen zu groß für ihr Gesicht war, sie aber umso interessanter machte. Dass er ihr etwas Entscheidendes
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