Champagner, Kuesse und ein Traumprinz
nach Montedoro, weshalb er schon vor sechs in seinen Privaträumen im Palast ankam.
Um acht Uhr brachte seine Privatsekretärin Caroline de Stahl die Zeitungen, darunter auch drei Boulevardblätter. Er und Sydney waren überall die Titelstory. Und alle zeigten die gleichen Fotos: wie er und seine Frau einander küssten und durch einen Flur im Kasino flüchteten. Sofort rief er in Dallas an, auch wenn er Sydney nur ungern wecken wollte.
Sie ging schon beim zweiten Klingelton ran. „Es ist mitten in der Nacht“, murmelte sie schlaftrunken.
„Ich vermisse dich. Ich wünschte, ich wäre jetzt bei dir.“
„Ist das etwa ein obszöner Anruf?“
Er lachte. „Es könnte schnell einer werden.“
„Bist du etwa schon angekommen?“
„Ja, ich bin sogar schon im Palast. Meine Sekretärin hat gerade die Boulevardblätter gebracht. Wir stehen auf sämtlichen Titelseiten. Du wirst namentlich erwähnt und als meine Frau bezeichnet.“
„Verdammt! Ich hatte gehofft, meinen Partnern in der Kanzlei alles erklären zu können, bevor das Ganze publik wird. Hast du schon mit Liliana gesprochen?“
„Nein, aber das werde ich sofort nachholen.“
„Keine Ahnung, was ich sagen soll. Viel Glück. Und ruf mich an, sobald du es hinter dir hast.“
Rule sah Sydney plötzlich vor seinem inneren Auge, mit verschlafenen Augen und zerzaustem Haar. Er empfand ihre Abwesenheit so schmerzhaft, als fehle ein großer Teil von ihm. „Ich möchte dich nicht schon wieder wecken …“
„Das verstehe ich, aber ich kann jetzt sowieso nicht wieder einschlafen. Zumindest nicht, bis ich weiß, wie euer Gespräch gelaufen ist.“
Rule kam sich mal wieder vor wie ein Schuft. In mehrfacher Hinsicht. „Sorry, ich hätte dich nicht anrufen dürfen.“
„Oh doch. Melde dich einfach, wenn es vorbei ist. Ich meine es ernst.“
„Okay. Sydney, ich …“ Vergeblich rang er nach den passenden Worten.
„Ruf mich an“, flüsterte sie.
„Ist gut“, versprach er. Dann hörte er ein schwaches Klicken in der Leitung und war allein, eine halbe Welt von Sydney entfernt. Mit nur seinem schlechten Gewissen als Gesellschaft.
Zwei Stunden später saß Rule in dem kleinen Wohnzimmer der Suite, die Liliana immer bewohnte, wenn sie zu Besuch im Palast war, und wartete auf sie. Er hatte keine Ahnung, ob sie schon von seiner Ehe wusste oder nicht.
Als kurz darauf die Tür aufging, stand er nervös auf.
Lili war ganz in Weiß gekleidet und trug das lange blonde Haar offen. Ihre blauen Augen strahlten, und ihre Wangen waren vor Aufregung gerötet. Sie war so wunderschön wie immer.
„Rule!“ Die Arme ausgestreckt, kam sie auf ihn zu.
Er umarmte sie zur Begrüßung und wünschte sich meilenweit weg.
Lili nahm seine Hände, trat einen Schritt zurück und strahlte ihn an. „Du bist gekommen. Endlich …“
Anscheinend wusste sie noch nichts. „Ja, ich bin fast sofort nach meiner Ankunft zu dir gegangen. Ich muss nämlich etwas sehr Wichtiges mit dir besprechen.“
Lilis Lächeln vertiefte sich noch. „Ach“, sagte sie atemlos. „Wirklich?“
„Lass uns … hinsetzen.“
„Ja, natürlich.“ Erwartungsvoll zog sie ihn zu einem blauen Samtsofa. Sie setzten sich. „Was möchtest du mit mir besprechen?“
Rule hatte keine Ahnung, wie er anfangen sollte. „Ich … Lili, es tut mir wirklich leid“, brach es aus ihm heraus.
Ein Schatten huschte über ihr Gesicht. „Es tut dir … leid?“
„Ich weiß, dass du immer damit gerechnet hast, dass ich dir irgendwann einen Heiratsantrag mache. Mir ist inzwischen bewusst, wie falsch es von mir war, dich in diesem Glauben zu lassen und …“ Er hüstelte verlegen.
Ihr makelloses Gesicht war plötzlich auf eine fast schon unheimliche Art gefasst. „Ich verstehe. Dann bist du also nicht gekommen, um mir einen Antrag zu machen.“
„Nein, Lili, das werde ich nicht. Ehrlich gesagt bin ich gekommen, um dir zu sagen, dass ich schon verheiratet bin.“
Lili keuchte erschrocken auf und wurde kreidebleich, blieb jedoch aufrecht sitzen. „Sagst du mir, wie sie heißt?“, flüsterte sie.
„Sydney. Sydney O’Shea.“
„Dann kommt sie nicht aus Montedoro?“
„Nein. Ich habe sie in Amerika kennengelernt. In Texas.“
Lili schluckte. „Sydney O’Shea. Aus Texas.“
„Ja. Lili, ich …“
Sie winkte ab. „Nein. Bitte. Ich … ich weiß es jetzt. Ich hoffe, dass ihr sehr glücklich werdet, du und diese Sydney O’Shea.“ Irgendwie brachte sie ein Lächeln zustande. „Ich wünsche euch eine
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