Champagner, Kuesse und ein Traumprinz
verschwiegen hatte, war eine Sache. Aber bei allem anderen würde er strikt die Wahrheit sagen. „Du wirst bestimmt wütend auf mich sein …“
„Was ist denn, Rule? Du machst mir Angst. Sag mir bitte, was los ist.“
Rule führte sie zum Bett und setzte sich zusammen mit ihr hin. „Das war eben mein Vater am Telefon. Er hat mich gebeten, noch heute nach Montedoro zurückzukehren. Er findet, dass ich mit Liliana reden sollte, weil ich derjenige sein sollte, der ihr mitteilt, dass sie nicht mehr mit einem Heiratsantrag meinerseits rechnen kann.“
Sydney löste ihre Hand aus Rules Griff. „Und wie siehst du das?“
„Dein Vater hat recht.“
Sie fuhr sich durch das vom Schlaf zerzauste Haar. Rule hätte sie gern in die Arme genommen, traute sich jedoch nicht.
„Dann wartet Prinzessin Lili also nach wie vor darauf, dass du ihr einen Antrag machst?“
„Ich glaube schon. Sie wohnt bei uns im Palast. Es wäre unverzeihlich von mir, sie die Zeitungen lesen zu lassen, ohne ihr vorher von unserer Hochzeit zu erzählen. Wie schon gesagt, sie ist wie eine Schwester für mich, und kein Mann möchte gern seine Schwester heiraten – aber ich will ihr auch nicht wehtun.“
„Das kann ich nachvollziehen.“
„Sydney …“ Rule versuchte, einen Arm um sie zu legen.
Sie wich seiner Berührung aus. „Wie kommt sie eigentlich darauf, dass du sie heiraten wirst?“
Rule begegnete Sydneys prüfendem Blick. Ihre grünen Augen, deren Ausdruck so zärtlich und voller Verlangen nach ihm sein konnte, waren jetzt kühl und klar. „Ich habe dir doch schon erzählt, dass sie schon seit ihrer Kindheit in mich verliebt ist. Sie blickte zu mir auf, sie … wartete auf mich. Und als die Jahre verstrichen und ich nicht heiratete, haben unsere Familien immer öfter darüber geredet, dass Lili in mehrfacher Hinsicht eine gute Partie für mich wäre.“
„In welcher Hinsicht?“
Rule unterdrückte einen ungeduldigen Seufzer. „Aus Staatsgründen, könnte man sagen. Zwischen Montedoro und Alagonien gab es immer wieder Konflikte.“
„Kriege, meinst du?“
„Nein. Kleine Staaten wie unsere werden nur selten in Kriege verwickelt. Wir haben noch nicht mal eine Armee. Aber es gab Zwistigkeiten zwischen unseren beiden Ländern. Der letzte entstand, als König Leo, Lilis Vater, meine Mutter heiraten wollte, aber sie nicht ihn. Als sie dann meinen Vater traf und ihn heiratete, war Leo so wütend und verletzt, dass er uns Handelsbeschränkungen auferlegte. Doch dann lernte er die Engländerin Lady Evelyn kennen, verliebte sich und heiratete sie. Er beendete den Rachefeldzug gegen Montedoro, und seine Frau und meine Mutter wurden enge Freundinnen. Seitdem herrscht Frieden zwischen unseren Familien.“
„Das heißt, dass eine Ehe mit Lili die Beziehung zwischen euren Ländern stabilisiert hätte und der Frieden jetzt auf dem Spiel steht? Dann hast du also Angst, dass sie sich bei ihrem Vater ausheult, weil du sie fallen lassen hast?“
„Das ist Blödsinn.“ Rule spürte, wie die Wut in ihm aufstieg, zügelte sie jedoch. „Kein Mann kann eine Frau fallen lassen, mit der er nie zusammen war. Ich schwöre dir, Sydney, ich habe Liliana noch nicht einmal geküsst, von ein paar brüderlichen Wangenküssen mal abgesehen.“
„Aber sie glaubt, dass sich das bald ändern wird. Dass sie noch vor dem vierundzwanzigsten Juni mit dir verheiratet sein wird.“
„Ja“, sagte er resigniert. „Ich vermute schon.“
„Ist dir eigentlich bewusst, wie erbärmlich dein Verhalten ist? Ich meine, wenn du sie nie ermuntert hast, warum rechnet sie dann überhaupt damit, dass du ihr einen Antrag machen wirst? Oder ist sie vollkommen schwachsinnig?“
„Lili ist nicht schwachsinnig. Sie ist nur … eine große Romantikerin, die in einer Art Fantasiewelt lebt.“
„Dann ist sie also beschränkt?“
„Natürlich nicht. Aber gutgläubig und naiv.“
Sydney schüttelte den Kopf. „So wie ich das sehe, hast du sie hingehalten.“
„Nein, das stimmt nicht. Ich habe sie nur nie …eines Besseren belehrt.“
„Ach, komm schon, Rule! Sie war das Ass in deinem Ärmel.“
Rule hatte das unangenehme Gefühl, dass Sydney ihn genau durchschaute, während er verzweifelt nach Argumenten suchte, um sein Verhalten zu rechtfertigen.
„Du hast sie vielleicht nicht gerade ermuntert, aber das war auch gar nicht nötig“, fuhr sie fort. „Weil du ihre große Liebe bist und sie eine Romantikerin ist. Du hast dich damit getröstet, dass du immer
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