Champagner und Stilettos
das Lächeln dazu überzeugend wirkte. »Du bist einer der Stars im Schultheater. Du siehst toll aus und fühlst dich wohl in deiner Haut … Teufel noch mal, ich wüsste nicht, was ich noch mit dir anstellen sollte.«
Kaylie erwiderte ihr Lächeln und lehnte sich an sie. »Ich sag auch niemandem, dass Sie gerade geflucht haben«, sagte sie.
Brooke knuffte sie in den Arm und grinste, obwohl sie schon wieder einen Kloß im Hals hatte. »Pass auf dich auf. Und ruf an, wenn du was brauchst. Aber verlass dich drauf, so schnell wirst du mich nicht los. Ich bin bald wieder da, okay?«
Kaylie nickte, und Brooke konnte nur mit Mühe die Tränen zurückhalten. »Und versprich mir: Du lässt den Quatsch mit den Abführpillen, okay? Da sind wir drüber weg, stimmt’s?«
»Sind wir«, sagte Kaylie lächelnd.
Brooke winkte ihr kurz zu und steuerte dann auf den Ausgang zu, vorbei an der Handvoll immer noch herumlungernder Fotografen, die sofort lautstark mit Fragen über sie herfielen. Erst auf der Fifth Avenue drosselte sie das Tempo. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass ihr niemand gefolgt war, versuchte sie ein Taxi anzuhalten – zur Stoßzeit um vier Uhr nachmittags ein vollkommen fruchtloses Unterfangen. Zwanzig Minuten später stieg sie frustriert an der 86. Straße in den Bus, der sie zur Linie 1 brachte. Zum Glück war im letzten Wagen noch ein Sitzplatz frei.
Sie lehnte mit geschlossenen Augen den Kopf an die Zugwand, wo schon Tausende ihr Haarschmalz hinterlassen hatten, aber das war ihr heute egal. So fühlte es sich also an, in ein und derselben Woche nicht nur einmal, sondern gleich zwei Mal gefeuert zu werden. Als das Selbstmitleid sie zu überwältigen drohte, öffnete sie die Augen und sah Julian von einem Plakat auf sie herablächeln.
Es war das gleiche Werbeporträt, zusammenmontiert mit einem Foto seines Albumcovers und der Zeile »For the Lost«, das sie schon tausend Mal gesehen hatte, aber bisher noch nie in der U-Bahn, und ihr war auch noch nie aufgefallen, dass seine Augen sich förmlich in sie bohrten. Da musste sie also mit der U-Bahn fahren, um ihn bei sich zu haben. Brooke wechselte zu einem Platz am anderen Ende des Wagens, wo nur für plastische Zahnbehandlung und Englischkurse für Ausländer Reklame gemacht wurde. Verstohlen blickte sie durch den Gang zu Julian hin und bekam Magendrücken, als er auch von dort seine Augen auf sie heftete. Ganz egal wie sie sich drehte und wendete, ihre Blicke trafen sich immer wieder. Dazu noch sein Grübchenlächeln. Bei der nächsten Station sprang Brooke auf und stieg in einen julianfreien Wagen um.
16
Neuer Freund inklusive Ferienvillaund Sohn
»Brooke, und wenn du den ganzen Abend sonst nichts weiter von mir hören willst, dann bitte wenigstens das: Ich glaube, es lohnt sich, dafür zu kämpfen.« Julian langte über die trennende Couch hinweg nach ihrer Hand. »Ich werde um unsere Ehe kämpfen.«
»Starke Eröffnung«, sagte Brooke. »Gut gemacht.«
»Jetzt komm, Rookie, ich meine es ernst.«
Die Situation hatte wahrhaftig nichts Lustiges, aber Brooke griff nach jedem Strohhalm, um die Stimmung ein bisschen aufzulockern. Seit zehn Minuten war Julian jetzt zu Hause, und sie gingen miteinander um wie völlig Fremde. Höfliche, reservierte, Lichtjahre voneinander entfernte Fremde.
»Ich auch«, sagte sie ruhig. Als von ihm nichts kam, fragte sie: »Warum bist du nicht eher nach Hause gekommen? Ich weiß schon, du hattest Medienverpflichtungen, aber heute ist schon Donnerstag. War das dann letztlich doch nicht so wichtig?«
Julian sah sie verblüfft an. »Wie kommst du denn darauf, Rook? Ich hab ein bisschen Zeit zum Nachdenken gebraucht. Es geht alles so rasend schnell, mir kommt es vor, als würde sich alles auflösen …«
Der Wasserkessel begann zu pfeifen. Brooke brauchte gar nicht zu fragen, ob Julian auch etwas von dem Zitronen-Ingwer-Tee wollte, den sie sich machte. Stattdessen brachte sie ihm einen Becher mit schlichtem Grüntee und verspürte etwas wie Genugtuung, als er ihn dankbar entgegennahm.
»Ich kann dir gar nicht sagen, wie leid es mir tut«, sagte er. »Es muss ein scheußlicher Anblick für dich –«
»Die Bilder sind nicht das Thema!«, platzte sie heraus, in schärferem Ton als beabsichtigt. Sie sammelte sich kurz. »Ja, es war abscheulich und schmerzhaft und peinlich, keine Frage. Aber warum es die Bilder überhaupt gibt, das beschäftigt mich sehr viel mehr.«
Wieder keine Antwort von ihm. »Was zum Teufel ist in
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