Champagner und Stilettos
sage es Ihnen nur sehr ungern …«
Rhondas Blick sagte alles. Die Entscheidung habe selbstverständlich nicht bei ihr gelegen. Sie sei zwar die Rektorin, doch sie stehe zugleich gegenüber so vielen anderen in der Verantwortung, insbesondere gegenüber den Eltern, nach deren Ansicht der Trubel um Brooke die Schule in einem schlechten Licht erscheinen ließ. Allen sei klar, dass Brooke für den Medienrummel nichts könne und ihn natürlich höchst unerfreulich fände, darum werde sie nun eine Zeitlang beurlaubt – bei fortlaufender Bezahlung –, bis wieder Ruhe eingekehrt war.
Spätestens bei Rhondas Satz »Sie sollen wissen, dass es sich lediglich um eine befristete Maßnahme handelt und niemand von uns mit dieser Notlösung glücklich ist«, klinkte Brooke sich innerlich aus. Sie verzichtete auf den Hinweis, dass nicht sie, sondern die stinkige Mutter, die da draußen vor den Presseleuten Hof hielt, die Aufmerksamkeit der Medien auf sich zog. Sie rief ihrer Rektorin auch nicht ins Gedächtnis, dass sie in keinem einzigen Interview die Schule jemals namentlich erwähnt hatte und immer aufs Äußerste darauf bedacht gewesen war, keinerlei Informationen über ihre Schützlinge an die Öffentlichkeit dringen zu lassen. Nein, sie schaltete auf Automatik-Antwort-Modus, versicherte Rhonda, dass sie vollstes Verständnis für die nicht auf ihrem Mist gewachsene Entscheidung hatte und das Feld räumen würde, sobald sie ein paar Sachen erledigt hatte. Knapp eine Stunde später lief sie, schon im Mantel und mit der Tasche über der Schulter, im Vorraum Heather über den Weg.
»Hey, schon fertig für heute? Mich packt der Neid.«
Brooke schnürte es die Kehle zu. »Nicht bloß für heute, so wie es aussieht.«
»Ich hab’s gehört«, raunte Heather, obwohl sie allein waren. Woher sie wohl schon Bescheid wusste? Aber Gerüchte verbreiteten sich an einer Schule nun mal schneller als Windpocken und Masern zusammen.
Brooke zuckte mit den Schultern. »Tja, das liegt wohl in der Natur der Sache. Wenn ich meine Tochter hier für vierzigtausend pro Jahr in die Schule schicken würde, wäre ich vermutlich auch nicht gerade begeistert, wenn ihr auf Schritt und Tritt Paparazzi auflauern. Rhonda hat mir erzählt, die Klatschreporter hätten ein paar Mädels über Facebook kontaktiert und gefragt, wie ich so in der Schule bin und ob ich je über Julian rede. Nicht zu fassen, oder?« Sie seufzte. »Wenn das der Fall wäre, gehörte ich allerdings entlassen.«
»Das ist einfach ein durch und durch bösartiges Pack. Hör mal, Brooke, ich finde wirklich, dass du dich mal mit meiner Freundin treffen solltest. Die, von der ich dir erzählt habe, deren Mann bei American Idol gewonnen hat, weißt du noch? Glaub mir, wenn irgendwer weiß, was du da gerade durchmachst, dann sie …« Heather warf ihr einen nervösen Blick zu; offenbar fürchtete sie aufdringlich zu wirken.
Brooke hatte null Interesse an einem Herzschmerzvergleich mit Heathers blutjunger Freundin aus Alabama, nickte aber brav. »Ja klar, gib mir ihre E-Mail-Adresse, dann schreib ich ihr kurz.«
»Ach, mach dir keine Umstände. Ich sag ihr, dass sie sich bei dir melden soll, wenn das okay ist?«
Es war absolut nicht okay, aber was sollte sie schon groß sagen? Sie wollte dringend weg, bevor ihr in der Schule noch wer über den Weg lief. »Sicher doch, klingt gut«, sagte sie steif.
Sie rang sich ein Lächeln ab, winkte andeutungsweise und witschte nach draußen. Im Flur kam sie an einer Gruppe von Mädchen vorbei; irgendwer rief ihren Namen. Einfach weiterzugehen, was sie am liebsten getan hätte, war wohl doch nicht das Richtige. Als sie sich umdrehte, kam Kaylie auf sie zu.
»Mrs. A? Wo wollen Sie denn hin? Wir haben doch heute einen Termin, oder? Ich hab gehört, dass ein Haufen Reporter vor dem Haus stehen.«
Beim Anblick von Kaylie, die sich wie üblich ihre ohnehin schon krausen Strähnen um den Finger zwirbelte, packte Brooke das schlechte Gewissen. »Hey, Schätzchen. Es sieht so aus, als – tja, also ich werde wohl erst mal eine kleine Auszeit nehmen.« Kaylies Mundwinkel wanderten nach unten. Brooke redete eilig weiter. »Aber mach dir keine Sorgen, es ist sicher nur vorübergehend, und du schlägst dich ja so super.«
»Aber Mrs. A., ich glaube nicht, dass –«
Brooke fiel ihr ins Wort und beugte sich zu ihr, damit die anderen Schülerinnen nicht mithören konnten. »Kaylie, du kommst mittlerweile auch ohne mich klar«, sagte sie und hoffte, dass
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