Champagner und Stilettos
Julian übernahm stets die Hälfte der Hausarbeit und der anfallenden Kosten und kümmerte sich, so gut es ging, um Walter, aber in der Küche war er ein hoffnungsloser Fall.
»Nicht nur mich, sondern auch dich. Ich habe uns schon was gekocht.«
»Du hast was ?«
»Uns was gekocht.« Wie aufs Stichwort fing in der Küche die Backofenuhr zu piepsen an. »Und fertig ist es auch schon. Bitte Platz zu nehmen«, mimte er den britischen Butler.
»Ich sitze bereits.« Sie lehnte sich zurück und legte die Füße auf den Couchtisch.
»Ah ja«, rief er fröhlich aus ihrer Miniküche. »Wie ich sehe, hat Mylady sich schon ins Speisezimmer begeben.«
»Kann ich was helfen?«
Mit dicken Topfhandschuhen bewehrt, trug Julian eine feuerfeste Glasschüssel herein. »Ein Nudelauflauf für meine Liebste …« Er wollte die Schüssel gerade auf der Tischplatte abstellen, als Brooke aufschrie und blitzschnell einen Untersetzer darunterschob. Julian begann, die dampfende Pasta auszuteilen.
Brooke blieb fast die Spucke weg. »Soll das vielleicht bedeuten, du hattest während unserer ganzen Ehe was mit ’ner anderen und bittest mich hiermit um Vergebung?«
Julian grinste. »Sei still und iss.«
Sie tat sich Salat auf, während Julian ihr weiter Pasta auf den Teller löffelte. »Das ist ja unglaublich. Wo hast du das gelernt? Und warum machst du das nicht jeden Abend?«
Er lächelte verlegen. »Es ist nicht auszuschließen, dass ich den Auflauf heute fertig gekauft und nur im Ofen aufgewärmt habe. Aber er wurde mit Liebe gekauft und aufgewärmt.«
Brooke hob ihr Glas, um mit ihm anzustoßen. »Eine wunderbare Überraschung«, sagte sie. »Auf einen perfekten Abend.«
Beim Essen erzählte sie ihm von Randy und Michelle. Er freute sich nicht nur über die Nachricht, er erklärte sich sogar bereit, zum Babysitten nach Pennsylvania zu fahren, wenn das Kind erst auf der Welt war. Anschließend erzählte Julian ihr von dem neuen Manager, den er auf den Rat seines Agenten hin angeheuert hatte.
»Anscheinend ist er der Beste, den man kriegen kann. Er soll ein bisschen aggressiv sein, aber das muss man wohl sein als Manager.«
»Und wie war dein erster Eindruck von ihm?«
Julian überlegte. »Ich weiß nicht, er hat mich fast überfahren mit seinen Plänen. Er meint, wir sind jetzt an einem kritischen Punkt, und es wär an der Zeit, voll durchzustarten.«
»Also, ich bin gespannt drauf, ihn kennenzulernen.«
»Ja, er hat wirklich was von einem Hollywood-Schmierlappen, weißt du, immer auf irgendeinen Vorteil aus – aber ich find’s gut, wie selbstsicher er auftritt.«
Julian teilte den restlichen Wein gerecht zwischen ihnen auf. »Und? Wie geht’s so in der Klinik? War’s ein hektischer Tag?«
»Ja, aber stell dir vor, ich hab von allen die besten Patientenbewertungen bekommen, und jetzt kriege ich ein paar mehr Schichten auf der Kinderstation.« Sie trank noch einen Schluck; es war das Kopfweh morgen wert.
Julian strahlte. »Das ist ja eine Supernachricht, Rook. Echt spitze, auch wenn’s mich kein bisschen überrascht. Ich bin stolz auf dich.« Er beugte sich über den Tisch und küsste sie.
Während Brooke den Abwasch machte und ein Bad nahm, werkelte Julian noch ein bisschen an seiner neuen Website. Dann trafen sie sich wieder auf der Couch, beide in Pyjamahosen und T-Shirts. Julian breitete die Sofadecke über ihre Beine und griff nach der Fernbedienung. »Film?«
Sie sah auf die Uhr: Viertel nach zehn. »Ich glaube, dafür ist es schon zu spät. Aber wie wär’s mit Grey’s Anatomy ?«
Er machte ein entsetztes Gesicht. »Willst du mir das allen Ernstes zumuten, nachdem ich dir das Abendessen gekocht habe?«
Sie lächelte kopfschüttelnd. »Gekocht ist ja wohl nicht ganz das richtige Wort, aber du hast recht, du darfst heute aussuchen.«
Julian schaute die Liste auf dem digitalen Videorekorder durch und klickte eine neue Folge von CSI an. »Komm, ich massiere dir dabei die Füße.«
Brooke rutschte ein wenig zur Seite und legte die Füße in seinen Schoß. Sie hätte schnurren können vor Glück. Auf dem Bildschirm untersuchten die Detectives die verstümmelte Leiche einer anonymen Nackten auf einer Müllhalde in Las Vegas. Sie mochte diese mit technischem Schnickschnack überladenen Krimis nicht so sehr wie er – Julian hätte die ganze Nacht gebannt dabei zusehen können, wie sie mit Hilfe von Scannern und Lasern ihre Mörder fingen –, aber heute Abend war es ihr egal. Sie war glücklich, bei ihrem
Weitere Kostenlose Bücher