Champagner und Stilettos
Mann zu sitzen und sich von ihm gemütlich die Füße kneten zu lassen.
»Ich liebe dich«, sagte sie, ließ den Kopf auf die Armlehne sinken und schloss die Augen.
»Ich dich auch, Brooke. Und jetzt sei still, und lass mich gucken.«
Aber sie war schon sanft eingeschlummert.
Sie hatte sich gerade angezogen, als Julian ins Schlafzimmer kam. Obwohl es Sonntag war, wirkte er total gestresst.
»Wir müssen sofort los, sonst kommen wir zu spät.« Er griff sich ein Paar Sneakers aus dem Schrank. »Du weißt, wie meine Mutter auf Zuspätkommen steht.«
»Ich weiß, ich bin ja auch schon fast fertig.« Sie durfte gar nicht daran denken, dass sie nach dem Joggen keine Zeit mehr zum Duschen gehabt hatte. Sie folgte Julian aus dem Zimmer und ließ sich von ihm in den Mantel helfen.
»Ich weiß immer noch nicht, was dein Vater und Cynthia eigentlich hier in der Stadt machen«, sagte Julian, während sie von ihrer Wohnung zur U-Bahnstation am Times Square hasteten. Der Zug lief ein, kaum dass sie auf dem Bahnsteig standen.
»Tja, heute ist ihr Hochzeitstag«, entgegnete Brooke achselzuckend. Es war eiskalt für einen Märzmorgen, ein heißer Tee wäre jetzt ideal gewesen, aber sie hatten ja keine Sekunde Zeit.
»Und um das zu feiern, haben sie beschlossen, nach New York zu fahren? An einem frostigen Wintertag?«
Brooke seufzte. »Wahrscheinlich ist es hier immer noch spannender als in Philadelphia. Cynthia war offenbar noch nie im König der Löwen , und mein Vater dachte, es wäre eine gute Gelegenheit, uns zu besuchen. Ich bin nur so froh, dass du ihnen die gute Nachricht dann gleich selbst sagen kannst.«
Aus den Augenwinkeln sah sie ihn leise lächeln. Er hatte aber auch allen Grund, stolz auf sich zu sein. Gerade hatte er einen der größten Erfolge seiner bisherigen Karriere gelandet.
»Vielleicht bringen deine Eltern ja den erhofften Enthusiasmus auf – meine mit Sicherheit nicht«, meinte er.
»Mein Vater erzählt jetzt schon jedem, der’s hören will, du hättest das Songwriter-Talent von Bob Dylan und eine Stimme, die einem die Tränen in die Augen treibt«, lachte sie. »Er wird garantiert begeistert sein.«
Julian drückte ihre Hand, spürbar nervös.
Brooke sagte nichts mehr, bis sie in die Linie 6 umstiegen.
»Was hast du?«, wollte Julian wissen.
»Nichts. Ich bin so gespannt drauf, was sie für ein Gesicht machen, wenn du’s ihnen erzählst, dass ich’s kaum aushalten kann. Hoffentlich wird’s nicht zu verkrampft mit beiden Elternpaaren zusammen.«
»Warum? Ist doch schließlich nicht so, als ob sie sich noch nie gesehen hätten.«
Brooke seufzte. »Ich weiß, aber immer nur im größeren Rahmen, wie bei unserer Hochzeit, nie so direkt zwei gegen zwei. Mein Vater will immer nur über Football reden. Cynthia freut sich wie ein Kind auf den König der Löwen und bildet sich ein, sie muss unbedingt zum Lunch in den Russian Tea Room, wenn sie schon mal in New York ist. Dagegen deine Eltern: die versnobtesten alteingesessenen New Yorker, die ich je getroffen habe. Wahrscheinlich wissen sie noch nicht mal, wie man Football buchstabiert. Natürlich waren sie seit den Sechzigern in keinem Musical mehr, und sie essen nichts, was nicht von einem Promi-Chefkoch zubereitet worden ist. Worüber sollen die sich bloß miteinander unterhalten?«
Julian legte ihr zärtlich die Hand in den Nacken. »Es ist nur ein Brunch, Schatz. Kaffee, Bagels, Abgang. Überhaupt kein Problem.«
»Ja, genau, und mein Dad und Cynthia plappern nonstop verliebt vor sich hin, während deine Eltern in eisigem Schweigen dasitzen und sie zum Teufel wünschen. Tolle Aussichten für einen gemütlichen Sonntag.«
»Cynthia könnte sich mit meinen Eltern doch zum Beispiel über Berufliches unterhalten«, meinte Julian zögernd. Aber seine Miene schien zu sagen, das glaub ich doch wohl selber nicht. Brooke prustete los.
»Das ist nicht dein Ernst.« Sie hatte sich vor Lachen immer noch nicht wieder eingekriegt, als sie an der Ecke 77ster Straße und Lexington wieder ans Tageslicht kamen und den Weg zur Park Avenue einschlugen.
»Aber es stimmt doch!«
»Du bist so süß, weißt du das?« Brooke gab ihm ein Küsschen auf die Wange. »Cynthia ist Schulkrankenschwester. Sie kennt sich vielleicht mit Halsentzündungen und Bauchschmerzen aus. Aber wie viel Botox man für tiefe Mimikfalten nimmt, davon hat sie keine Ahnung. Wo sollen sich ihre Berufserfahrungen da überlappen?«
Julian tat gekränkt. »Du vergisst wohl, dass Mom zu
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