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Champagner und Stilettos

Champagner und Stilettos

Titel: Champagner und Stilettos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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wir hinfahren.« Julian musste sich voll darauf konzentrieren, den Schlaglöchern auszuweichen, die nach den Gewittern der vergangenen Nacht noch voller Regenwasser standen. Er war eben nicht ans Autofahren gewöhnt. Brooke schoss kurz der Gedanke durch den Kopf, dass er sie womöglich zu einer Wanderung entführen oder gar zum Angeln mitschleppen wollte, aber schon in der nächsten Sekunde verwarf sie die Idee wieder. Ihr Mann war schließlich ein waschechter New Yorker, dessen Naturverbundenheit im wöchentlichen Gießen seines Bonsaibäumchens auf dem Nachttisch gipfelte. Was die Tierwelt betraf, so konnte er zwischen kleinen Ratten und großen Mäusen in der U-Bahn unterscheiden, und er schien instinktiv zu wissen, welche Ladenbesitzerskatzen friedlich waren und welche fauchten und kratzten, wenn man ihnen zu nahe kam. Ansonsten legte er Wert auf saubere Schuhe und ein Dach über dem Kopf und wagte sich nur ins Freie – zum Summer-Stage-Festival im Central Park etwa oder dem Bassin mit den ferngesteuerten Modellbooten –, wenn er mit einem Heuschnupfenspray und einem voll aufgeladenen Handy bewaffnet war. Obwohl er es gar nicht gern hörte, wenn Brooke ihn eine verhätschelte Großstadtpflanze nannte, konnte er ihr leider auch nicht widersprechen.
    Der breite, hässliche Gebäudekomplex mit dem halbleeren ungeteerten Parkplatz schien unmittelbar aus einem gelichteten Wäldchen emporzuwachsen. Darüber prangten in grellen Neonlettern die Worte Lone Star Western Wear .
    »So, da wären wir«, sagte Julian und schwenkte von einer Schotterpiste auf die nächste ein.
    »Soll das ein Witz sein?«
    »Wieso? Ich hab doch gesagt, wir gehen shoppen.«
    Kopfschüttelnd sah Brooke zu den würfelförmigen Bunkern und den staubigen Pick-ups hinüber. Julian stieg aus, kam zur Beifahrertür und streckte die Hand aus, um Brooke in ihren Riemchensandalen über die Pfützen hinwegzuhelfen.
    »Unter Shoppen hab ich mir aber ein bisschen was Edleres vorgestellt.«
    Das Erste, was ihr nach dem angenehmen Kälteschock der Klimaanlage auffiel, war eine hübsche blonde Verkäuferin in knallengen Jeans, karierter Bluse und Cowboystiefeln, die auf sie zukam und sagte: »Howdy, Leute! Braucht ihr Hilfe?«
    Brooke nickte lächelnd. Julian griente. Brooke knuffte ihn in die Seite. Die jaulenden Töne einer Countrygitarre drangen aus den Lautsprechern an der Decke.
    »Wir könnten schon ein bisschen Hilfe gebrauchen«, sagte Julian zu der Blonden.
    Sie legte eine Hand auf Julians Schulter und die andere auf Brookes. »Supi! Da seid ihr bei mir goldrichtig. Was hätten wir denn gern?«
    »Ja, genau. Was hätten wir denn gern?«, echote Brooke.
    »Wir hätten gern ein Western-Outfit, das meine Frau auf einer Party tragen kann«, sagte Julian, ohne Brooke anzusehen.
    Die Verkäuferin strahlte. »Klasse. Da finden wir auf jeden Fall was.«
    »Julian, ich weiß schon, was ich heute Abend anziehe. Mein kleines Schwarzes, mit dem süßen Silberlamé-Täschchen, das Randy und Michelle mir zum Geburtstag geschenkt haben, erinnerst du dich?«
    Er rang gequält die Hände. »Ich weiß, ich weiß … aber als ich heute Morgen meine Mails gecheckt hab, hab ich mir endlich mal den Anhang mit der Einladung durchgelesen, und da stand leider was von Cowboy-Outfit drin.«
    »Ogottogott.«
    »Bloß keine Panik! Ich hab mir gleich gedacht, dass du die Krise kriegst, und deshalb –«
    »Ich hab extra ein schulterfreies schwarzes Kleid und Goldsandalen mitgenommen!«, kreischte Brooke so laut, dass sich einige Kunden nach ihr umdrehten.
    »Ich weiß, Rook. Deshalb habe ich sofort an Samara gemailt und sie gefragt, ob sie mir bitte erklären kann, was damit gemeint ist. Konnte sie. Und zwar in aller Ausführlichkeit.«
    »Ach ja?« Brooke war schon fast wieder besänftigt.
    »Jawohl.« Julian kramte sein iPhone heraus und scrollte eine Weile, bevor er auf den Bildschirm tippte und vorlas: ›Hi, Schatz‹ – sie nennt alle so –, ›die Leute von Friday Night Lights haben ein Kostümfest geplant. Texas-Outfit ist angesagt. Gebt euch ruhig die volle Dröhnung. Für Brooke am besten eine knackig kurz abgeschnittene Jeans. Coach Taylor höchstpersönlich wird das beste Kostüm prämieren, also holt die Cowboystiefel raus! Bin schon tierisch gespannt …‹« Julian unterbrach sich. »Der Rest ist langweiliger Terminkram. Das war das Wesentliche. Also … deswegen sind wir hier. Und? Zufrieden?«
    »Ich bin bloß heilfroh, dass du’s noch rechtzeitig vor der

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