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Champagner und Stilettos

Champagner und Stilettos

Titel: Champagner und Stilettos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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entdeckte gleich als Erstes Samara am anderen Ende des Lokals. Ein Blick auf deren elegant schlichtes Seidenkleid, ihre Römersandalen und baumelnden Ohrringe genügte Brooke, um sich absolut lächerlich vorzukommen. Wieso war sie wie für die Heuernte angezogen, wenn die da drüben aussah, als sei sie gerade vom Laufsteg herabgestiegen? Was, wenn alles ein entsetzliches Missverständnis war und Brooke sich hier als Einzige im Cowgirl-Outfit blamierte? Sie spürte, wie ihr der Atem stockte und Panik in ihr aufstieg.
    Erst jetzt wagte sie einen Blick in die Runde. Nichts als knappe Jeans-Shorts und riesige Hüte, so weit das Auge reichte.
    Sie nahm sich einen fruchtigen Cocktail von einem vorbeischwebenden Tablett und ließ sich heiter durch die Begrüßungsfloskeln der folgenden Stunde dahintreiben. Brooke entdeckte Derek Jeter in der Menge, der sich über einen Teller Nachos beugte, und versuchte sich zu erinnern, mit welchem von den Friday-Night-Lights- Mädels der Baseballstar verlobt war, und Julian vermeldete, er habe eine halbnackte Taylor Swift auf der Terrasse Hof halten sehen. Ansonsten waren sie aber einfach nur eine lustige Truppe in Westernstiefeln und Karohemden, die Bier kippte und Chili futterte und zu dem Achtziger-Discosound aus den Lautsprechern herumstampfte. Als Julian und seine Begleitband dann die extra für den Abend aufgebaute Bühne betraten, war Brooke schon Teil der Insidergang und testete gerade mit einer Truppe von Drehbuchautorinnen munter Margaritas. Erst da fiel ihr auf, dass sie bis auf die Tonight-Show- Aufzeichnung noch nie einen Auftritt von Julian mit seiner neuen Band gesehen hatte.
    Brooke musterte sie, wie sie an ihre Instrumente gingen, und wunderte sich, dass sie so gar nicht wie eine Rockband aussahen, eher wie nette, adrette Mittzwanziger, die alle mal auf demselben Elite-Internat gewesen waren. Wes, der Schlagzeuger, besaß zwar die erforderliche Mähne, jedoch hing sie ihm nicht in fettigen Fransen ums Gesicht. Seine dunkelbraunen Locken waren dicht und glänzend, eine Haarpracht, wie sie eigentlich nur Mädchen zustand. Er trug ein sportliches grünes Polohemd zu fleckenlosen, gebügelten Jeans und grauen New Balance Sneakers und wirkte wie ein Typ, der in der Schulzeit als Golfcaddy gejobbt hatte – nicht des Geldes, sondern der Charakterstärkung wegen –, danach aber nie wieder einen Finger hatte krumm machen müssen, bis die Zeit gekommen war, in die Kanzlei seines Vaters einzusteigen. Der Leadgitarrist war das älteste Bandmitglied, wohl schon Mitte dreißig, und obwohl er nicht so geschniegelt war wie Wes, konnten seine alten Schlabberhosen, die schwarzen Converse Sneakers und das T-Shirt mit der Aufschrift JUST DO IT ! auch nicht als sonderlich rebellisch gelten. Nate passte in keines der Klischees seiner Zunft – er war eher stämmig, hatte ein schüchternes Lächeln und blickte selten auf. Brooke erinnerte sich, wie überrascht Julian gewesen war, als er ihn zum ersten Mal hatte spielen hören. »Der Kerl kommt auf die Bühne, und man weiß sofort, dass er sein ganzes Leben lang immer nur Schläge eingesteckt hat. Er zieht den Kopf ein, als hätte er Angst vor seinem eigenen Schatten. Und dann fängt er an zu spielen, und dir klappt die Kinnlade runter! Einmalig.« Das Trio wurde von Zack, dem Bassisten, abgerundet, der zwar mehr nach Musiker aussah als die beiden anderen, mit seiner coolen Igelfrisur, seiner Uhrkette und seinem Lidschatten aber auch ganz schön dick auftrug. Er war der einzige Bandkollege, den Julian nicht so recht leiden konnte, aber die von Sony meinten, die Bassistin, die er gern gehabt hätte, würde ihm die Schau stehlen, und Julian wollte sich nicht mit ihnen anlegen. Es war eine komische Zusammenstellung, diese Band aus so unterschiedlichen Mitgliedern, aber man konnte nicht sagen, dass sie uninteressant war. Brooke sah sich im Raum um, in dem jetzt erwartungsvolle Stille herrschte.
    Julian stellte weder sich noch den Song vor, wie er es normalerweise tat, sondern nickte nur kurz der Band zu und legte sofort mit seiner Version von »Achy Breaky Heart« los. Es war eine riskante Entscheidung, aber ein brillanter Schachzug. Er hatte eine kitschige Country-Schnulze ausgesucht und sie so umgewandelt, dass sie ernst, ja, beinahe tiefsinnig wirkte. Das kam augenzwinkernd cool und ironisch rüber, als ob er sagen wollte: Ihr habt wohl erwartet, dass wir hier antreten und einfach den Song abliefern, den ihr zur Titelmelodie eurer Serie

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