Champagner und Stilettos
hatte Julian das erste T-Shirt komplett durchgeschwitzt. Brooke kippte literweise Wasser in sich hinein, um nur ja nicht an Austrocknung zu sterben. Bei ihrer üblichen frühmorgendlichen Joggingrunde war ihr nach zehn Minuten plötzlich flau geworden. Als Julian wohl zum ersten Mal seit fünf Ehejahren vorschlug, shoppen zu gehen, konnte sie gar nicht schnell genug in den hässlichen grünen Mietwagen springen. Shoppen bedeutete Klimaanlage, und Klimaanlage bedeutete Glückseligkeit.
Nachdem sie die Villengegend, in der das Hotel lag, hinter sich gelassen hatten, ging es eine längere Strecke über den Highway, bevor sie nach zwanzig Minuten auf eine schmale, kurvige Landstraße abbogen, die nur stellenweise asphaltiert war und ansonsten eher einer Schotterpiste glich. Die ganze Zeit bettelte Brooke ihn an, dass er ihr doch verraten sollte, wo es hinging, aber Julian grinste nur immer breiter und machte einen auf großer Schweiger.
»Hättest du gedacht, dass es schon eine Viertelstunde außerhalb von Austin so idyllisch aussieht?«, fragte Brooke, als sie an blühenden Wiesen und einem verfallenen Heuschober vorbeifuhren.
»Nie im Leben. Man kommt sich vor wie in einem Film über Viehzüchter in der tiefsten Pampa und nicht wie in der Vorortregion einer Großstadt. Genau deshalb filmen sie wohl immer hier.«
»Ja, bei der Arbeit wollte mir auch keiner glauben, dass Friday Night Lights hier gedreht wird.«
Julian sah sie von der Seite an. »Alles okay im Job? Du hast in letzter Zeit kaum was davon erzählt.«
»Ach, eigentlich läuft’s ganz gut. Du weißt doch, dieses Mädchen an der Huntley, die Neue mit dem Stipendium? Die nicht mit einem silbernen Löffel im Mund geboren wurde wie die anderen? Also, sie hat das Gefühl, da nicht richtig reinzupassen. Praktisch in jeder Hinsicht, am meisten aber von der Figur her. Sie bildet sich ein, schwer übergewichtig zu sein, obwohl sie im Grunde ganz normal aussieht.«
»Kannst du ihr helfen?«
Sie seufzte. »Tja, leider nicht sehr viel. Außer zuhören und ihr gut zureden. Nur darauf achten, dass es nicht noch irgendwie eskaliert. Ich bin mir ganz sicher, dass es sich nicht um eine ernsthafte Essstörung handelt, aber bedenklich ist es schon, wenn ein Mädchen in dem Alter so auf ihr Gewicht fixiert ist. Und jetzt, wo die Sommerferien bald anfangen, mache ich mir ein bisschen Sorgen um sie.«
»Und in der Klinik?«
»Alles in Butter. Margaret war nicht gerade hocherfreut darüber, dass ich mir zwei Tage freigenommen habe, aber was soll’s?«
Er wandte den Kopf zu ihr um. »Sind zwei Tage denn so schlimm?«
»Natürlich nicht, aber ich hatte ja schon drei Tage Urlaub für L.A. und die Tonight Show genommen, dazu den halben für deine Interviews in New York plus den für die Fotosession für dein Plattencover. Und das alles in den letzten sechs Wochen! Aber egal. Ich muss ja froh sein, wenn ich dich überhaupt noch zu sehen kriege – da wollte ich mir das hier auf keinen Fall entgehen lassen.«
»Rook, ist das nicht ein bisschen unfair, mir vorzuwerfen, dass wir uns kaum noch sehen? Es war einfach eine hektische Zeit. Aber doch nur, weil es endlich bergauf geht.«
Sie war da anderer Ansicht – ab und zu mal einen Blick auf den eigenen Ehemann zu erhaschen, wenn er ausnahmsweise für ein Stündchen zu Hause war, konnte man wohl kaum sich sehen nennen –, aber sie wollte sich nicht mit ihm streiten.
»War nicht so gemeint«, entgegnete sie beschwichtigend. »Ehrlich nicht. Und jetzt sind wir ja zusammen, also lass es uns einfach genießen, okay?«
Ein paar Minuten schwiegen sie vor sich hin, bis Brooke sich plötzlich an die Stirn griff. »Ich glaub es immer noch nicht, dass ich heute Abend Tim Riggins höchstpersönlich kennenlerne.«
»Welcher ist das noch mal?«
»Ich bitte dich!«
»Ist es der Trainer? Oder der Quarterback? Ich bring die immer durcheinander«, grinste Julian. Als ob irgendwer nicht wüsste, wer Tim Riggins war.
»Jaja, schon gut. Wenn auf der Party alle Frauen der Reihe nach in Ohnmacht fallen, dann weißt du, wer’s ist, glaub mir.«
Julian boxte in gespielter Empörung gegen das Lenkrad. »Sollten die nicht alle mir zu Füßen liegen? Schließlich bin ich doch hier der große Shootingstar.«
Brooke lehnte sich zu ihm hinüber und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. »Aber sicher werden sie dir zu Füßen liegen, Schatz. Wenn sie es schaffen, sich von Riggins loszureißen.«
»Jetzt sag’ ich dir erst recht nicht, wo
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