Champagner und Stilettos
wundert euch morgen früh nicht. Ich kann euch ein paar erstklassige Berater in Sachen Sicherheit und Privatsphäre empfehlen, wenn ihr wollt.«
»Ach, das wird wohl nicht nötig sein«, meinte Brooke.
»Nein? Sagt einfach Bescheid, wenn doch. Vorläufig schlage ich vor, dass ihr in Hotels künftig unter verschiedenen Namen eincheckt. Und seid vorsichtig, was ihr in euren E-Mails schreibt – egal an wen .«
»Ähm, ist das denn wirklich –«
Mit einem barschen Zuklappen des Kalenders schnitt Samara Julian das Wort ab. Besprechung vertagt.
»Brooke, Julian« – sie betonte beide Namen mit Nachdruck und lächelte dabei auf eine Art, die Brooke kalte Schauer über den Rücken jagte –, »willkommen im Club.«
6
Arzt ist er zwar nicht …
»Soll ich es hinter dem alten Rollo anbringen oder das andere vorher abnehmen?«, fragte der Monteur und deutete mit dem Daumen hinter sich, in Richtung Schlafzimmer.
Es war keine sonderlich wichtige Entscheidung, aber es ärgerte Brooke, dass sie sie alleine treffen musste. Julian war im Nordwesten, irgendwo an der Pazifikküste – sie kam da in letzter Zeit gar nicht mehr recht mit –, sodass sie bei allem, was die Wohnung anging, kaum noch auf seine Hilfe zählen konnte.
»Ich weiß nicht, wie machen das die Leute denn sonst so?«
Der Typ zuckte mit den Schultern. Mir egal , sagte seine Miene, entscheide dich endlich, damit ich hier wegkomme und noch was von meinem Samstag habe. Brooke wusste genau, wie es in ihm aussah.
»Äh, ja, dann vielleicht doch am besten dahinter? Das alte sieht ja auch besser aus, nicht?«
Brummelnd verzog er sich, gefolgt vom treulos hinter ihm her trottenden Walter. Brooke vertiefte sich wieder in ihr Buch. Sie war fast erleichtert, als das Telefon klingelte.
»Hey, Dad, was gibt’s?« Es kam ihr so vor, als hätten sie sich ewig nicht mehr gesprochen, und wenn, dann wollte er sowieso nur über Julian reden.
»Oh, Brooke? Hallo, hier ist Cynthia.«
»Hey, Cynthia! Hab Dads Nummer auf dem Display gesehen. Wie geht’s? Kommt ihr demnächst mal wieder nach New York?«
Cynthia lachte gezwungen. »Wahrscheinlich nicht so bald. Beim letzten Mal war es ein bisschen … anstrengend. Du bist uns hier aber immer willkommen, das weißt du.«
»Jaja, klar.« Es klang unfreundlicher als beabsichtigt, auch wenn es schon ein bisschen bitter war, wie eine x-beliebige Bekannte zum eigenen Vater eingeladen zu werden, in das Haus ihrer Kindheit. Cynthia hatte es wohl herausgehört, denn sie entschuldigte sich prompt, worauf Brooke sofort Schuldgefühle bekam. Sie hatte kein Recht, zickig zu Cynthia zu sein.
»Tut mir auch leid«, seufzte Brooke. »Bei uns geht’s im Moment ziemlich drunter und drüber.«
»Kann ich mir vorstellen! Hör zu. Ich weiß, es wird sich wohl kaum machen lassen, aber ich dachte mir trotzdem, fragen kann nicht schaden, wo’s doch auch noch für einen guten Zweck ist.«
Brooke atmete tief durch. Tja, das war er wohl, der unvermeidliche Nebeneffekt plötzlicher Berühmtheit – der, vor dem einen niemand warnte.
»Ich weiß nicht, ob du das schon wusstest, ich bin nämlich Co-Präsidentin im Frauenkomitee des Beth Shalom Tempels.«
Brooke wartete, Cynthia sprach jedoch nicht weiter.
»Hm, doch, ich glaub, das wusste ich schon.« Brooke versuchte, so unbeeindruckt wie möglich zu klingen.
»Ja, also wir haben demnächst wieder unsere jährliche Spendengala mit festlichem Brunch und Vortrag und so, und jetzt ist uns blöderweise unsere Referentin abgesprungen, die Frau, die diese koscheren Kochbücher schreibt. Na ja, nicht koscher im strengen Sinne, glaub ich, mehr so im koscheren Stil. Sie hat eins für Pessach verfasst, eins für Chanukka und sogar eins für Kinder.«
»Mhm.«
»Also, jedenfalls wird sie anscheinend nächste Woche am Ballenzeh operiert und darf dann erst mal eine Weile nicht laufen, obwohl, wenn du mich fragst, in Wirklichkeit lässt sie sich bestimmt Fett absaugen.«
Brooke fasste sich in Geduld. Cynthia war eine liebe, nette Frau, und sie versuchte nur, Geld für die weniger Begünstigten aufzutreiben. Wieder atmete sie tief durch, aber leise, damit Cynthia nichts mitkriegte.
»Na, vielleicht ist es ja wirklich ein Ballenzeh. Oder sie hat einfach keine Lust auf die lange Fahrt von Shaker Heights nach Philadelphia, was weiß ich. Und überhaupt, wer bin ich denn, den Stab über sie zu brechen? Wenn jemand käme und mir eine Bauchstraffung gratis anböte, würde ich wahrscheinlich alles
Weitere Kostenlose Bücher