Champagner und Stilettos
Huntley sausen lassen kannst. Ach, zum Teufel, du kannst sogar beide Jobs kündigen, wenn du Lust hast.«
Sie fuhr hoch und sah ihn an. »Wieso sollte ich?«
»Na, erstens, weil du dich die letzten zwei Jahre halbtot geschuftet hast. Finanziell kommen wir jetzt auch so ganz gut über die Runden. Mit den Prozenten von meiner Maroon-5-Tournee, den Privatgigs, die Leo für mich bucht, und jetzt noch den Einnahmen aus den Plattenverkäufen – also, ich finde, da kannst du ruhig mal ein bisschen ausspannen und das Leben genießen.«
Was er sagte, war vollkommen logisch, aber aus Gründen, die sie gar nicht recht benennen konnte, sträubte sich in ihr alles gegen seinen Vorschlag. »Ich tue es ja nicht nur fürs Geld, weißt du. Die Mädchen brauchen mich.«
»Das Timing könnte gar nicht besser sein, Brooke. Die Schule fängt erst in zwei Wochen wieder an, da finden sie sicher noch einen Ersatz. Und falls du den Job in der Klinik doch behältst, hättest du wenigstens mehr Freizeit.«
» Falls ich den Job in der Klinik behalte? Julian, das ist mein Beruf, ich habe Ernährungswissenschaft studiert. Er mag zwar nicht so wichtig sein wie ein Debütalbum auf Platz vier, aber ich liebe ihn zufälligerweise trotzdem.«
»Ich weiß, dass du deinen Beruf liebst. Ich dachte mir nur, du könntest ihn in der nächsten Zeit vielleicht ein bisschen mehr aus der Ferne lieben.« Er stupste sie mit einem vielsagendem Augenzwinkern an.
»Was willst du damit andeuten?«
Als er sie wieder an sich ziehen wollte, rutschte Brooke von ihm weg.
Er seufzte. »Ich will gar nichts weiter andeuten, Brooke. Wenn du weniger Stress hättest, könntest du öfter mit mir herumreisen und zu den Gigs mitkommen.«
Sie schwieg.
»Bist du sauer?« Er griff nach ihrer Hand.
»Überhaupt nicht«, log sie. »Weißt du, ich finde, ich hab mich riesig angestrengt, meine Arbeit und den Trubel um dich unter einen Hut zu bringen. Wir waren zusammen in Los Angeles, auf der Friday Night Lights Party, auf Kristen Stewarts Geburtstagsfest in Miami und beim Bonnaroo-Festival. Ich schau abends bei dir vorbei, wenn du aus dem Studio ewig lange nicht wegkommst. Was soll ich denn noch alles tun? Meinen Beruf aufgeben und dir auf Schritt und Tritt hinterherdackeln, kann ja wohl nicht die Lösung sein. Und dir würde das bestimmt auch nicht gefallen, egal, wie nett es am Anfang vielleicht wäre. Ich glaube, ich könnte mich nicht mehr im Spiegel anschauen, wenn ich mich darauf einlassen würde.«
»Überleg es dir noch mal.« Er zog sein Hemd aus und verschwand im Bad. »Versprichst du mir das?«
Das Rauschen des Wassers übertönte ihre Antwort. Brooke beschloss, heute Abend nicht mehr daran zu denken. Es war ja schließlich nicht so, als ob sie die Sache hier und jetzt entscheiden müssten. Und dass sie nicht ganz einer Meinung waren, hieß noch lange nicht, dass mit ihrer Beziehung etwas nicht stimmte.
Brooke zog sich aus und stellte sich zu Julian unter die Dusche.
»Womit habe ich denn diese Ehre verdient?«, fragte Julian mit zugekniffenen Augen. Sein Gesicht war voller Seifenschaum.
»Der Tatsache, dass wir nur noch eine halbe Stunde Zeit haben, um fertig zu werden.« Sie drehte den Heißwasserhahn bis zum Anschlag auf.
»Gnade!«, jaulte er.
Sie schlängelte sich mit Behagen an seiner eingeseiften Brust vorbei und machte sich sofort unter dem heißen Wasserstrahl breit. »Aaah. Das tut gut.«
Julian tat so, als ob er schmollte, und zog sich ans andere Ende der Dusche zurück. »Na, komm schon her«, lachte Brooke, obwohl sie wusste, dass er nur lauwarmes Wasser aushalten konnte. »Es ist genug für uns beide da.«
Sie quetschte sich etwas Shampoo in die Hand, drehte das Wasser zurück auf lau und küsste ihn auf die Wange. »Da, bitte sehr.« Sie schlüpfte wieder an ihm vorbei und lächelte, als er vorsichtig unter den Strahl trat.
Brooke genoss es, wie vertraut sie mit den vielen kleinen Ticks des jeweils anderen waren. Sie freute sich darüber, dass sie wahrscheinlich der einzige Mensch war, der wusste, dass Julian heißes Wasser hasste – Schaumbäder, Whirlpools, heiße Quellen mied er wie die Pest –, drückend schwüles Wetter dagegen klaglos ertrug; dass er ein »Heißtrinker« war, wie er es nannte, und dampfenden Kaffee oder siedende Suppe in sich hineinschütten konnte; dass er gegen Schmerzen erstaunlich unempfindlich war – einmal hatte er sich den Knöchel gebrochen und nur mit einem genervten ›Mist!‹ reagiert –, aber
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