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Champagnerkuesschen

Champagnerkuesschen

Titel: Champagnerkuesschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Gercke
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Schale mit Altarkerzen, und die neue Vase ist mit frischen Blumen gefüllt, die ich jeden Dienstag und Freitag auf dem Isemarkt kaufe.
    Die entscheidendste Veränderung in unserer Wohnung waren die Glühbirnen. Seit ich jenseits der fünfundzwanzig bin, lege ich größten Wert auf die optimale Ausleuchtung eines Raumes. Optimal im Sinne von weichem Licht, das die feinen Linien und Fältchen wie durch Wunderhand verschwinden lässt.
    Nachdem die EU beschlossen hat, dass Energiesparlampen das Nonplusultra sind, habe ich mir einen gigantischen Vorrat an Glühbirnen in allen Wattstärken zugelegt. Mal ehrlich, diese Energiesparlampen lassen jeden Menschen aussehen, als wäre er kurz davor, sich zu übergeben! Aber das scheint Männer nicht zu interessieren.
    Selbst Benni, der eigentlich einen Sinn für das Schöne im Leben hat, findet sie absolut sinnvoll. „Die haben einen geringeren Stromverbrauch und halten zudem auch noch länger“, waren seine Worte, als er alle Glühbirnen in seiner Wohnung gegen Energiesparlampen ausgetauscht hat. Meinem Argument gegenüber, ich hätte im Licht der alten Glühlampen viel besser ausgesehen, war er absolut unzugänglich.
    „Das ist doch lächerlich. Ich kann keinen Unterschied erkennen, außerdem siehst du für mich immer gut aus.“ Damit war die Diskussion beendet, und wir haben seitdem Sex im grellen Energiesparlampenlicht, das meine kleinen Dellen an den Oberschenkeln wie Krater aussehen lässt.
    Männer sind in dieser Hinsicht absolut schmerzbefreit. Haben sie eine Frau erst einmal im Bett, ist das, als hätten sie den Jackpot geknackt. Alles andere ist dann eher Nebensache.
    Männer finden zum Beispiel auch Autos schön . Für mich ist ein Auto lediglich ein Transportmittel, und dass ich es schön finde, kann ich beim besten Willen nicht behaupten. Autos sind aus Blech, stinken nach Benzin, machen Lärm und kosten dazu irre viel Geld. Wer jemals in einem Porsche gesessen hat, weiß, wovon ich spreche. Da investiere ich mein Geld doch lieber in ein Paar gute Schuhe. Die machen wenigstens lange Beine, und man fühlt sich damit wie ein Model.
    Bei dem Gedanken an hohe Schuhe fällt mir meine Blamage von letzter Nacht wieder ein. Was die Leute im Büro wohl von mir denken? Hoffentlich ist keiner auf die Idee gekommen, eines der Fotos, die mich in Strapsen zeigen, im Internet hochzuladen! Das ist der Nachteil unserer digitalen Welt, in der jeder vernetzt ist und Neuigkeiten schneller im Umlauf sind, als du sie ausgesprochen hast.
    Wie unschuldig mir manchmal meine eigene Jugend im Gegensatz zu der heutigen vorkommt. Soziale Netzwerke, Big Brother , Dschungelcamp ... All das gab es zu meiner Zeit so noch nicht.
    Wenn du jemanden treffen wolltest, musstest du dich in der Schule verabreden oder anrufen, aber nicht mit dem Handy, sondern mit einem stinknormalen Telefon mit Wählscheibe. Keine SMS, keine E-Mails, mit denen man etwas verkünden oder mitteilen oder auch beenden konnte. Heutzutage haben selbst Kindergartenkinder schon ein Handy, um mit ihren Müttern jederzeit in Kontakt treten zu können. In den Schulen gibt es bereits Handyverbote, damit der Unterricht überhaupt noch ungestört stattfinden kann. Prügeleien unter den Schülern werden sofort bei YouTube hochgeladen, und jeder Jugendliche besitzt einen Facebook -Account, auf dem er sich selbst darstellen kann.
    Ich habe bekanntermaßen auch einen Facebook -Account. Um ehrlich zu sein: Ich liebe Facebook ! Aber ich bin schließlich erwachsen und weiß, was ich meiner Umwelt und mir zumuten kann. Diese ganze Sucht nach Selbstdarstellung geht mir gelegentlich ziemlich auf den Geist, zumal sie auch vor dem Fernsehen nicht haltmacht.
    Jeder alternde und mittlerweile bankrotte Star meint, er müsse noch einmal Geld aus den Zuschauern herausquetschen, indem er im Dschungelcamp auftritt und seinen blanken, schlaffen Hintern oder die Silikontitten in die Kamera hält.
    Die Krönung der letzten Monate war allerdings der Bachelor. Peinlich genug, dass sich ein Hamburger für eine solche Sendung hergegeben hat, aber dass es auch noch so eine blonde Hohlbirne sein muss, die außer gutem Aussehen nichts, aber auch rein gar nichts zu bieten hat! Von einer Freundin weiß ich, dass der Typ auch im wahren Leben ein ziemlicher Idiot sein muss, der seine letzte Freundin nach Strich und Faden betrogen hat.
    Zugegebenermaßen haben Katja und ich keine Folge des Bachelors verpasst! Das war so eine Art Faszination des Grauens, die uns immer

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