Champagnerkuesschen

sind diese kleinen versteckten Stellen, die mir wirklich Sorgen bereiten.
    Zum Beispiel meine Knie. Erst kürzlich habe ich in der Gala gelesen, dass Demi Moore ihre Knie hat straffen lassen. Wenn meine Knie in dem Tempo weiterschrumpeln, werde ich dauerhaft auf kurze Röcke verzichten müssen.
    Mein Bauch zeigt bereits deutliche Ansätze einer kleinen Wohlstandsrolle. Was bei Männern nur liebevoll als love handels bezeichnet wird und wie eine Auszeichnung klingt, stellt bei uns Frauen einen echten Makel dar. Obwohl ich niemals großartig Sport getrieben habe, habe ich ein breites Kreuz. Ein Umstand, der nicht mit meinem kleinen Busen harmoniert. Der einzig positive Aspekt an meinem Busen ist die Tatsache, dass er nicht hängt. Bei einem Bleistifttest würde ich als Siegerin hervorgehen. Wobei es noch zu klären wäre, ob der Bleistift mangels Masse überhaupt von sich aus an Ort und Stelle gehalten werden könnte.
    Aber letztendlich entscheidend für das Alter einer Frau ist doch das, was man nicht auf den ersten Blick sehen kann – nämlich die Eierstöcke! Meine biologische Uhr tickt. Nicht mehr lange und meine Eierstöcke verschrumpeln wie ein alter Rebstock, der keine Trauben mehr abwirft. Das Massensterben hat bereits begonnen. Mit dreißig Jahren geht es bei Frauen mit der Fruchtbarkeit deutlich bergab. Wie viele meiner Freundinnen haben ihre besten Jahre einem Mann geopfert, um dann in der entscheidenden Phase gegen eine jüngere, gebärfreudige Frau ausgetauscht zu werden. Männer haben diesen natürlichen Selbsterhaltungstrieb. Wird ihre Partnerin, biologisch gesehen, zu alt, verlieben sie sich in eine neue Frau mit noch voll funktionierenden Eierstöcken. So bleibt der Fortbestand der Art gesichert. Caveman lässt grüßen!
    Überhaupt ist es doch erschreckend, wie stark der Mensch durch seine Hormone beeinflusst wird, ohne es bewusst steuern zu können. Wenn ich zum Beispiel meine Tage bekomme, habe ich automatisch schlechte Laune. Ich kann nichts dagegen tun! Das heißt jedoch nicht, dass ich in dieser Zeit nicht zurechnungsfähig bin, wie es von der Männerwelt gerne gesehen wird.
    Aus reinem Selbstschutz sollte eine Frau nie den Fehler begehen und diesen Umstand offen vor einem Mann zugeben. Beim nächsten Streit wird dein Zyklus sofort gegen dich verwendet. Erst letzte Woche, nach einem lautstarken Wortgefecht, sah Benni mich fragend an und meinte dann: „Sag mal, hast du eigentlich deine Tage?“ Das stimmte zwar, aber tat absolut nichts zur Sache!
    Ich betrachte nachdenklich mein Gesicht. Wenn mich Heidi Klum heute Morgen sehen könnte, würde ich definitiv kein Foto bekommen. Rot verquollene Augen, Schlaffältchen, blasse Haut und einen rot leuchtenden Monsterpickel auf der Nase. Einer von der Sorte, auf die man als Fremder die ganze Zeit starren muss.
    Gott sei Dank habe immer ein Notfallpack bei mir. Ich haste ins Wohnzimmer, vorbei an unzähligen Flaschenleichen, halb leeren Gläsern und abgegessenen Tellern, um meine Tasche unter dem Esstisch hervorzuziehen. Ah, da ist es! Ein Tupfer Voltaren -Salbe bewirkt wahre Wunder in meinem Gesicht, und die Pickel verschwinden innerhalb von Stunden.
    Ich wünschte, es gäbe eine Salbe mit ähnlicher Wirkkraft gegen Falten. Früh krümmt sich was ein Haken werden will! Da ist mir jedes Mittel recht, Hauptsache es wirkt! Erst letzte Woche habe ich mir eine sündhaft teure Creme aus der Parfümerie gekauft, deren Wirkstoff wissenschaftlich nachgewiesen war. Es gab sogar eine Geld-zurück-Garantie. Na, wenn das kein schlagendes Verkaufsargument ist, dann weiß ich auch nicht. Allerdings hat sich bei mir der gewünschte Effekt noch nicht eingestellt. Die Falten entlang meiner Augen sind immer noch nicht verschwunden oder wenigstens gemildert, und die tiefe Linie zwischen meinen Augenbrauen wird langsam zum Graben. Mittlerweile erscheint mir eine Botoxbehandlung nicht mehr so verwerflich wie noch mit Mitte zwanzig. Pickel
    Seufzend schnappe ich mir meine Zahnbürste, um mir den Pelz von den Zähnen zu putzen.
     
     
    Eine halbe Stunde später bin ich so weit wiederhergestellt, dass ich unter Menschen gehen kann. Nur meine Haare führen, völlig unbeeindruckt von meinen Stylingversuchen, ihr Eigenleben. Zu meinem Leidwesen ist das schon immer so. Deshalb bin ich ja so froh, dass es Harald gibt. Da fällt mir ein, dass ich ihn nachher unbedingt anrufen muss. Aber zuerst sollte ich mich im Büro melden.
    Bei dem Gedanken, gleich dem gesamten Kollegium