Champagnerkuesschen
wieder vor den Bildschirm getrieben hat. Eine Ansammlung von mehr oder weniger hübschen Frauen gab es zu sehen, die sich dem Bachelor vor einem Millionenpublikum angebiedert hat, nur um am Ende doch keine Rose zu bekommen.
Und die Kameraführung war auch nicht immer vorteilhaft und hielt gnadenlos drauf, wenn der Bachelor einen seiner doch recht ungeschickt wirkenden Kopulationsversuche startete. Kein schönes Bild! Aber die Einschaltquoten geben den Fernsehmachern recht, und so werden wir auch in Zukunft mit derartigen Bloßstellungen konfrontiert werden.
Da lobe ich mir doch mein Buch! Seufzend schlage ich es auf und lese die ersten Seiten. Herrlich, diese Stille ...
Pups. Pups. Pups.
Ich muss diesen verdammten Klingelton ändern! Ohne einen Blick auf das Display meines Handys zu werfen, nehme ich das Gespräch an. Im selben Moment weiß ich, dass es ein Fehler war.
„Julia?“, meldet sich die Stimme meiner Mutter.
„Hallo Mama.“ Ich klappe das Buch wieder zu.
„Ich warte schon die ganze Zeit auf deinen Anruf. Schließlich hattest du gestern Geburtstag, und da will eine Mutter schon mal wissen, wie das eigene Kind den Tag verbracht hat.“
„Ich habe dir doch gesagt, dass ich bei Benni war“, antworte ich. Ade, du gemütlicher Abend!
„Ja und?“
„Was meinst du mit: ja und?“
„Ich meine, hat dir Benjamin nun einen Heiratsantrag gemacht?“, prustet meine Mutter.
„Aber Mama, wir haben meinen Geburtstag gefeiert und nicht unsere Verlobung. Warum fängst du eigentlich immer wieder damit an?“
„Mein liebes Kind! Ich kann behaupten, dass dein Vater genauso denkt. Wir machen uns einfach Sorgen um dich! Schließlich bist du dreißig, und da wird es für eine Frau höchste Zeit, einen Mann zu finden, wenn sie noch Kinder haben möchte. Deine Eierstöcke beginnen bereits zu schrumpfen“, sagt meine Mutter. „In deinem Alter waren dein Vater und ich bereits fünf Jahre verheiratet, und du warst schon ...“
„... drei Jahre alt“, unterbreche ich meine Mutter. „Ich weiß. Aber die Zeiten haben sich geändert. Heute muss eine Frau nicht immer gleich heiraten und Kinder kriegen.“
„Also dreißig ist ja wirklich nicht zu früh. Wann willst du denn sonst mit dem Kinderkriegen anfangen? Mit vierzig etwa? Dein Vater und ich wünschen uns so sehr ein Enkelkind, das weißt du doch.“
„Mama, es geht doch nicht darum, was ihr wollt. Es geht schließlich darum, was ich will.“
„Willst du etwa keine Kinder?“ Das Entsetzen springt förmlich durch den Hörer.
„Natürlich möchte ich Kinder, aber dazu gehört auch der richtige Mann“, versuche ich zu erklären.
„Hast du etwa mit Benjamin Schluss gemacht?“, kreischt meine Mutter. „Du warst schon als Kind so wankelmütig und hast bei der kleinsten Kleinigkeit das Handtuch geschmissen.“ Manchmal frage ich mich wirklich, womit ich eine solche Mutter verdient habe? Nicht, dass ich meine Mutter nicht liebe, aber ihr Hang zur Dramatik ist wirklich anstrengend.
„Aber ich habe nicht mit Benni Schluss gemacht. Ganz im Gegenteil. Benni hatte gestern Abend eine Überraschungsfeier für mich organisiert.“ Dass ich die ganze Feier über halb nackt durch die Gegend gelaufen bin, behalte ich aus taktischen Gründen besser für mich. Ich muss mich ja nicht mutwillig ans Messer liefern.
„Warum hackst du heute so auf mir herum?“, frage ich. „Oder habe ich etwas falsch gemacht? Ich habe nur meinen Geburtstag gefeiert und sonst nichts!“
Schweigen!
„Mama?“
„Ich warte!“
„Worauf denn nun schon wieder?“
Langsam frage ich mich, ob meine Mutter heimlich kifft. Anders kann ich mir dieses Telefongespräch nicht erklären.
„Na, ob Benjamin dir jetzt einen Antrag gemacht hat.“.
„Aber, das habe ich dir doch bereits gesagt. Nein, hat er nicht!“
Sie seufzt. „Das hätte ich nie gedacht, dass meine Tochter mal keinen Mann finden würde, der sie heiraten will.“
„Das stimmt doch nicht“, widerspreche ich. „Johann wollte mich heiraten und ...“
„Hat er aber nicht“, unterbricht mich meine Mutter.
„Soll ich mich deswegen jetzt schlecht fühlen?“ So langsam wird mir das Ganze zu viel.
„Nein, aber selbst die Andrea ist verheiratet“, entgegnet meine Mutter.
„Ihren Mann habe ich letztes Jahr beim Klassentreffen kennengelernt. Der Typ hat Mundgeruch und ist behaart wie ein Affe.“
„Warum widersprichst du mir eigentlich immer?“, sagt meine Mutter.
„Ich widerspreche dir doch gar
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