Champagnerkuesschen
einschalten, dann reden! Meine große Klappe hat mich schon früher häufig in Schwierigkeiten gebracht.
„Tja, äh ...“, druckse ich herum. „Wie schon gesagt, war ich in diesem Fitnessstudio, und dort habe ich eine Zumba-Stunde besucht, weil dieser Muskeltyp von Trainer meinte, ich sei schwer zu motivieren ...“
„Und was hat das mit meinem Wolfi zu tun?“, unterbricht mich Harald.
„Na ja, weißt du ... der Typ, der die Stunde gehalten hat ...“, ich betrachte verlegen meine Fingernägel, „... hieß Roberto.“
„Du hast Roberto getroffen?“, quietscht Harald entsetzt.
„Ich wusste ja nicht, dass dieser Roberto dein Exfreund ist“, verteidige ich mich. „Außerdem war ich viel zu sehr damit beschäftigt, die Stunde zu überleben. Erst, als ich mich hinterher mit ihm und seinem Freund unterhalten habe, wurde mir klar, wen ich da vor mir habe.“
„Roberto hat einen Freund?“, fragt Harald mit weinerlicher Stimme.
„Ja, aber das ist doch jetzt egal. Wenn ich mich recht erinnere, hat er dich damals wegen eines anderen Kerls verlassen, schon vergessen?“, entgegne ich.
„Mein Roberto ist Zumba-Trainer und hat einen Freund!“, jammert Harald leise weiter.
„Harald, Fokus! Du bist seit mehr als einem Jahr von Roberto getrennt“, entgegnet Katja. „Und hast uns gerade verkündet, dass du in einen Wolfi verliebt bist. Wo bleibt da die Logik?“
„Das ist die Logik der Liebe!“ Harald schlägt theatralisch die Hand auf sein Herz.
„So ein Quatsch!“, widerspricht Katja. „Das ist einfach nur blöd!“
„Jetzt sei doch nicht so gemein!“ Ich gebe Katja einen Stups. „Lass den Armen die Neuigkeit doch erst einmal verdauen.“
„Was heißt hier gemein?“, entrüstet sich Katja. „Ich habe nur keine Lust, dass das ganze Gejammer wieder von vorne anfängt.“
Harald macht ein Katzen-Popo-Mündchen. „Trotzdem finde ich es schockierend! Man hat doch schließlich eine emotionale Bindung zu seinem Ex.“
„Du vielleicht“, erkläre ich. „Johann ist mir so was von egal! Ich halte überhaupt nichts von der Idee, mein Ex könnte mein bester Freund bleiben. Ich mache ja schließlich nicht mit einem Mann Schluss, weil ich mich so super mit ihm versteht. Ich bin für einen klaren Schnitt. Schluss aus und vorbei!“
„Ach Göttle! Frauen können so unemotional sein“, seufzt Harald. „Wie hat er ausgesehen?“
„Wen meinst du?“
„Roberto natürlich!“
„Wie ein dicklicher Antonio Banderas“, lüge ich. Wenn ich Harald jetzt noch erzähle, dass sein Roberto wie ein junger Gott ausgesehen hat, wird er womöglich schwach und versucht, mit ihm Kontakt aufzunehmen. „Aber viel schlimmer als sein Aussehen ist eigentlich der Typ an seiner Seite! Das ist vielleicht eine Ätzbacke. So ein Schönling, der die ganze Zeit in Wir-Form geredet hat. Ich glaube, bei dem hat dein Ex nichts zu lachen! Der hat Roberto fest im Griff!“
„Roberto ist dick?!“ Entsetzen spiegelt sich in Haralds Gesicht wider.
Ich nicke. „Dick und mit aufgedunsenem Gesicht!“
„Aber er ist doch Sporttrainer! Wie kann er da dick sein?“ Harald sieht mich mit weit aufgerissenen Augen an.
Auweia! Böse Falle! Ich zucke mit den Schultern. „Das musst du mich doch nicht fragen! Ich habe keine Ahnung, auf jeden Fall war er nicht hübsch. Reicht das als Antwort?“
„Ich sag euch eins: Von schönen Männern sollte man sowieso lieber die Finger lassen! Die finden sich selbst am tollsten und gehören nie dir selbst. Ständig muss man um sie kämpfen und das eigene Selbstwertgefühl leidet“, sagt Katja.
Ich nicke zustimmend. „Letztendlich sind es doch die inneren Werte, die zählen!“
„Jawohl, Liebelein, und da ist mein Wolfgang ganz weit vorne!“
Was im Klartext bedeutet, dass Wolfgang nicht besonders gut aussieht! Ich behalte den Gedanken lieber für mich und frage stattdessen: „Ist dieser Wolfgang einer von deinen Internettypen?“
Harald winkt ab und stopft sich eine Karotte in den Mund, anstatt zu antworten.
„Jetzt mach es doch nicht so spannend“, fordere ich ihn auf. „Während Katja und ich uns in der Wunderbar statt deiner mit Toyboy vergnügt haben, hast du die Liebe deines Lebens gefunden?“
Harald nickt. „Liebelein, sie war doch mit dabei!“
„Ich verstehe nur noch Bahnhof!“, gestehe ich. „Das letzte Mal, als ich dich gesehen habe, waren wir in der Notaufnahme vom Krankenhaus.“
„Genau!“, bestätigt Harald fröhlich. Seine Stimmungswechsel sind manchmal
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