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Champagnerkuesschen

Champagnerkuesschen

Titel: Champagnerkuesschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Gercke
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habe kein Gramm abgenommen, aber deutlich an Hungergefühl dazugewonnen.
    „Das ist völlig normal“, erklärte Katja, als ich sie gestern darauf ansprach. „Dein Stoffwechsel befindet sich gerade in einer Art Schockstarre. Sobald er wieder normal funktioniert, nimmst du ab! Ich verspreche dir, dein Fett wird schmelzen wie die Eisberge am Nordpol.“
    Ich hingegen fand das völlig unnatürlich! Da esse ich nichts und nehme zu! Das ist doch verkehrte Welt.
    „So werde ich es niemals schaffen, in Größe 38 zu passen“, jammerte ich weiter.
    „Natürlich“, beharrte Katja. „Vielleicht nicht heute. Aber mal im Ernst, sieh dich mal an. Dein Hosenbund sitzt lockerer und spannt nicht mehr. Weit kannst du nicht mehr davon entfernt sein.“
    Das stimmt allerdings. Tatsächlich sitzen meine Hosen nicht mehr wie eine zweite Haut, und ich bilde mir ein, dass meine Speckrolle am Bauch etwas kleiner geworden ist. Deshalb habe ich heute noch einen Kohlsuppentag eingelegt, von dem Emma behauptet, dass man damit ein Kilo pro Tag verlieren könne. Emma ist ein Quell an Information, wenn es um Diäten geht. Ich glaube, Emma hat jede Diät auf dem Markt einmal ausprobiert. Wobei das nicht unbedingt für die Diäten spricht, denn Emma ist nach wie vor eher als pummelig zu bezeichnen.
    Aber in Anbetracht der Tatsache, dass morgen mein Fernsehauftritt ist, möchte ich nichts unversucht lassen. Also bin ich gestern Abend mit der Mission, die nötigen Lebensmittel für die Kohlsuppe zu kaufen, in Richtung Supermarkt aufgebrochen. Es war die reinste Hölle, vorbei an den ganzen Leckereien zu gehen, die mir sonst Freude bereiten. Ich weiß jetzt, wie sich die ganzen Kinder fühlen müssen, die im Einkaufswagen sitzend von ihren Müttern an die Kasse gefahren werden und von dort aus einen prima Blick auf die dort aufgebauten Süßigkeiten haben. Das ist pure Quälerei! Ich kam mir wie ein Versuchskaninchen vor, dessen Speichelfluss man beim Anblick von all den Leckereien testen möchte.
    Zu Hause angekommen, habe ich mich sofort an die Zubereitung der Wundersuppe gemacht. Schon nach dem Kochen war mir der Appetit gründlich vergangen, denn alles, meine Haare inklusive, stank nach Kohl. Anstatt einen zweiten Teller der Wundersuppe zu essen (würg!), bin ich ins Bad und habe geduscht.
    Der Geruch hat sich jedoch bis heute Morgen in der Wohnung gehalten. Mal ehrlich: Kohlsuppe zum Frühstück schmeckt nicht! Ich hasse Kohlsuppe. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, habe ich sogar kalt geduscht, denn das soll laut Katja die Fettverbrennung anregen. Anschließend bin ich hungrig und durchgefroren, aber um zweihundert Gramm leichter, ins Büro gefahren.
     
    Als ich an Emmas leerem Platz vorbeikomme, steht auf ihrem Schreibtisch eine Packung mit leckeren Schokoküssen. Wie hypnotisiert starre ich auf die Box.
    Oh mein Gott, was würde ich nur für einen winzig kleinen Bissen davon geben. Ich esse Schokoküsse nicht wie ein Normalsterblicher, sondern knabbere als Erstes die knackig dünne Schokoladenhaut ab, um dann meine Zungenspitze in den weichen Schaum hineinzustoßen. Herrlich! Bei dem Gedanken daran läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Ich schaue hektisch nach beiden Seiten. Susi, die zweite Sekretärin, ist beschäftigt.
    Soll ich?
    Kann ich?
    Meine Hand schnellt nach vorne ...
    „Und, bist du gut vorbereitet?“
    Vor Schreck lasse ich meine Tasche fallen. Hinter mir steht Benni mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht.
    „Waas?“ Ich versuche, ein unschuldiges Gesicht zu machen.
    „Ich hatte gefragt, ob du dich genügend vorbereitet hast.“ Er bückt sich und hebt meine Tasche vom Boden auf. „Hier.“
    „Danke“, sage ich, immer noch völlig versteinert vor Schreck.
    „Was wolltest du eigentlich an Emmas Schreibtisch?“
    „Äh ... wieso?“ Ich streiche mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
    „Na, für mich sah es so aus, als wolltest du dich auf die Box mit den Schokoküssen stürzen.“ Er zwinkert mir zu. Mistkerl!
    „Quatsch! Ich meine ... ich habe ...“ Mein Blick gleitet über Emmas Schreibtisch. „Ich wollte mir nur schnell einen Kuli von ihr borgen, da ich keinen habe.“ Gute Antwort! Ich greife nach einem der vielen Kugelschreiber auf Emmas Ablage.
    „Ach so!“, lächelt Benni und tippt mit der Hand auf meine Tasche, an der ein Kugelschreiber klemmt. „Dann reicht dir wohl einer nicht.“
    „Äh ... der ist kaputt“, sage ich schnell.
    „Und ich dachte schon, du wolltest dir einen Schokokuss

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