Champagnerkuesschen
noch fertig machen. Ich melde mich die Tage wieder bei euch“, verabschiede ich mich.
„Ist gut, Schätzchen. Grüß den lieben Benjamin von deinem Vater und mir!“
„Mache ich“, verspreche ich und lege auf.
„Ich hätte mit den Neuigkeiten vielleicht lieber bis morgen gewartet“, sagt Katja trocken.
Ich kontrolliere noch einmal das Telefon, bevor ich antworte. Das ist so eine Macke von mir, ausgelöst durch einen traumatischen Zwischenfall mit meiner damaligen Noch-Freundin Clara. Ich hatte stundenlang mit Clara telefoniert. Wir hatten allerlei Nebensächlichkeiten ausgetauscht, ohne über die einzige Sache zu reden, die für sie wirklich wichtig war – nämlich, dass ihr Freund Jan sie mit der dicken Antonia betrog.
Ich hatte diese Tatsache damals durch Zufall herausgefunden. Kaum dass wir aufgelegt hatten, erzählte ich Katja haarklein, ohne das geringste Detail auszulassen, von meinen Beobachtungen. Als ich fertig war, hörten Katja und ich ein leises Schluchzen. Es war Clara, die alles durchs Telefon mit angehört hatte. Dass unsere Freundschaft nach diesem Tag ein abruptes Ende erlebte, brauche ich wohl nicht mehr zu erwähnen. Seitdem bin ich ein gebranntes Kind in Sachen Telefonhörer auflegen.
„Du hast selber gesagt, dass ich mir keine Sorgen zu machen brauche“, verteidige ich mich.
„Ja, schon. Aber es deiner Mutter zu sagen, ist ungefähr so, als würdest du eine Sonderausgabe der Bild drucken! Spätestens heute Abend weiß es ganz Freiburg inklusive deiner ganzen Verwandtschaft.“
„Egal“, verwerfe ich Katjas Einwände. „Sag mal, wo wir gerade beim Thema sind, willst du eigentlich heiraten?“
Mit einem Mal bekommt Katja einen harten Zug um den Mund. „Wie kommst du denn jetzt darauf?“
„Na ja, schließlich sind Sergej und du auch schon über ein Jahr zusammen. Stell dir vor, wir könnten eine Doppelhochzeit feiern!“ Ich klatsche vor Freude in die Hände.
„Zwischen Sergej und mir, das ist etwas anderes“, antwortet Katja knapp.
„Habt ihr euch gestritten?“
„Warum?“
„Na, weil du so kurz angebunden bist. Man könnte meinen, du möchtest nicht heiraten“, erkläre ich.
Katja seufzt. „Julia, so einfach ist das nicht. Und ganz ehrlich, ich weiß wirklich nicht, ob ich heiraten möchte. Zumindest jetzt nicht. Allerdings, sollte ich jemals heiraten wollen, dann wäre Sergej der Mann, mit dem ich es mir vorstellen könnte.“
„Soll ich Sergej mal einen Hinweis geben“, locke ich.
Katja schüttelt entsetzt den Kopf. „Untersteh dich!“ Der Blick, den sie mir zuwirft, würde normale Menschen zu Stein erstarren lassen. Wenn Katja einen so ansieht, sollte man lieber das Thema wechseln.
„Okay, war ja nur ein Angebot“, lenke ich ein.
„Gut“, nickt Katja und wirft einen Blick auf ihre Armbanduhr. „Ich will ja keine Hektik verbreiten, aber es ist schon kurz nach halb sieben.“
„Scheiße“, stöhne ich. „Dann kommt Benni ja bald.“ Mir wird ganz schlecht vor Aufregung. In zwei Stunden wird sich alles ändern, und aus mir wird die zukünftige Frau Wagner! Ich fahre mir mit den Händen durch die Haare.
„So, wie ich jetzt aussehe, kann ich unmöglich zu meinem Heiratsantrag erscheinen. Mit den Haaren sehe ich aus wie eine Eule nach dem Waldbrand und ich habe nichts Passendes zum anziehen. Katja, du musst mir unbedingt helfen.“ Katja besitzt einen ausgezeichneten Kleidergeschmack und ist im Gegensatz zu mir absolut stilsicher.
„Keine Panik! Das kriegen wir alles hin!“, lächelt Katja und zieht mich am Ärmel in Richtung Badezimmer.
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„Wie sehe ich aus?“
„Wie eine Frau, die kurz davor ist, in Ohnmacht zu fallen“, kichert Katja.
„Wirklich?“ Ich haste zum Spiegel und betrachte kritisch mein Spiegelbild. Anstatt Struwwelpeter alle Ehre zu machen, fallen meine Haare in weichen Wellen auf meine Schulter. Mein Make-up ist dezent wie immer: Wimperntusche, etwas Kajal, ein Hauch von Rouge und als Kontrast dazu knallrote Lippen. Die einzige Make-up-Sünde, die ich mir erlaube.
Ich trage tatsächlich das schwarze Kleid, das ich erst letzte Woche für knapp fünfzig Euro erstanden habe. Dass ich es tragen kann, habe ich der Bauch-weg-Hose meiner Mutter zu verdanken. Katja meinte, wenn ich das Scheißding schon mal habe, könnte ich es auch anziehen.
Nach einigem Hin und Her und Katjas Überredungskünsten habe ich das hautfarbene
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