Champagnerkuesschen
Schließlich werde ich bald heiraten, und da muss ich rank und schlank sein wie noch nie.
„Einen Euro für deine Gedanken“, holt mich Benni wieder in die Realität zurück.
„Warum?“, frage ich ertappt.
„Du hast gerade so glücklich ausgesehen“, antwortet Benni.
Wenn der wüsste! „Ich freue mich, dass es endlich geklappt hat“, flöte ich stattdessen.
Benni nickt.
„Und was hast du heute so alles erledigt?“, frage ich bemüht beiläufig. Ein bisschen Starthilfe meinerseits in die richtige Richtung kann doch nicht schaden. Männer tun sich bekanntermaßen ziemlich schwer in Liebesdingen, und Benni ist da keine Ausnahme.
Erst letzte Woche habe ich gehört, wie Ingo, der Mann meiner Freundin Lisa, von seinem neuen Porsche schwärmte, und dabei Adjektive wie „geil “, „ schnittige Linienführung “, „ geschmeidig “ und „schön “ benutzte. Zum Abschluss meinte er noch: „Ich liebe meinen Porsche. Wenn du einmal einen solchen Schlitten unterm Hintern hattest, willst du nichts anderes mehr haben.“
Von Lisa weiß ich, dass Ingo in den gut zehn Jahren ihrer Beziehung noch nie so blumige Ausdrücke für sie verwendet hat, geschweige denn die Worte „Ich liebe dich“ in den Mund genommen hätte. Das Sexleben der beiden ist so aufregend wie eine Folge Unter uns .
Als ich Lisa darauf ansprach, zuckte sie nur mit den Schultern und meinte: „Ingo hat mir noch nie gesagt, dass er mich liebt. Würde er es mir jetzt sagen, müsste ich ihn darüber aufklären, dass diese Erkenntnis leider ein paar Jahre zu spät kommt.“
Lisa hat seit knapp einem Jahr eine Affäre mit einem jüngeren Mann, den sie über eine dieser einschlägigen Internetseiten kennengelernt hat und mit dem sie sich einmal die Woche trifft, um wilden, ungezügelten Sex zu haben. „Weißt du, Julia, Ingo ist mein bester Freund und, wenn Sex das Einzige ist, was wir nicht miteinander teilen, dann kann ich damit leben.“
Für mich wäre diese Art Beziehung keine Alternative.
„Ach, Meetings, Besprechungen ... das Übliche eben“, weicht Benni meiner Frage aus.
„Nun erzähl doch mal! Schließlich hast du unser Essen um einen Tag verschoben. Das muss doch einen Grund haben“, dränge ich ihn weiter.
„Julchen, das mit unserem Essen tut mir wirklich leid. Ich wäre gestern so gerne bei dir gewesen.“ Er nimmt meine Hand und sieht mir tief in die Augen. „. „Aber diese Besprechung war enorm wichtig für mich, und dann hatte auch noch meine Maschine wegen des hohen Verkehrsaufkommens in München Verspätung! “
„Kein Thema“, winke ich ab. Ganz die verständnisvolle zukünftige Ehefrau. „Hauptsache, du bist jetzt hier – zusammen mit mir.“
Ich wusste gar nicht, dass Benni so gut lügen kann und das im Gegensatz zu mir ohne dabei rot zu werden. Kein Wort darüber, dass er heute in der Stadt bei Wempe war.
Gleich ist es so weit, und ich werde meine Single-Vergangenheit hinter mir lassen! Und dabei spreche ich immerhin von sechs Männern, mit denen ich den Geschlechtsakt vollzogen habe. Ich sage das bewusst so, denn bei dreien von den sechs war es tatsächlich nicht mehr! Was nicht daran lag, dass ich keine Gefühle für den jeweiligen Mann entwickelt hätte. Das Gegenteil ist bei mir der Fall. Ich gehe immer nur mit den Männern ins Bett, die für mich als potentielle Partner in Frage kommen würden. Immer, wenn ich mir vorgenommen hatte, nur einen One-Night-Stand mit dem Typen zu haben, endete es damit, dass ich mich in den Kerl verliebte.
So ist das mit uns Frauen. Kaum liege ich in den Armen eines Mannes, verspüre ich den geradezu zwanghaften Drang, ihm meine Gefühle mitzuteilen, was bei den Männern eher für Irritationen sorgte und in den meisten Fällen das Ende der heißen Liebesnacht bedeutete. Mit den Worten „Man sieht sich“ verschwanden die Typen aus meinem Schlafzimmer und somit aus meinem Leben. Elende Mistkerle! Davon abgesehen kann ich ein nur mittelmäßig bis langweiliges Liebesleben vorweisen. Ich mag Sex in der Missionarsstellung. Das ist die Stellung, in der ich mich am wohlsten fühle. Der Mann liegt auf dir und ist somit quasi gezwungen, dir ins Gesicht zu sehen. Damit ist die Gefahr, dass er die unschönen Dellen an deinen Oberschenkeln und Po entdeckt, deutlich gemindert, was für mich eine Grundvoraussetzung ist, um den Sex genießen zu können. Deshalb würde ich mir auch nie einen Spiegel ins Schlafzimmer hängen!
Als Harald, Katja und ich uns aus einer Sektlaune
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