Champagnerkuesschen
heraus darüber unterhalten haben, erntete ich mit meiner Einstellung zum Sex nur Worte des Bedauerns.
„Wie ... sie hatte noch nie Sex an öffentlichen Orten?“, fragte Harald. „Schwimmbad, Sauna, Kino?“
Ich verneinte verlegen. Allein der Gedanke daran ließ mein Gesicht in flammender Röte erscheinen.
„Oder mit zwei Männern?“
„Nein, du etwa?!“ Im gleichen Moment bereue ich die Frage.
„Aber natürlich“, flötete Harald. „Sonst ist man doch praktisch gesehen doch noch Jungfrau.“
„Aber Julia hatte schon Sex am Strand“, mischte sich Katja ein und grinste schief.
Ich verzog mein Gesicht. Katja spielte damit auf unseren gemeinsamen Griechenlandurlaub an, wo ich mit Steven, einem gut aussehenden Engländer, angebandelt hatte. Schwer verliebt und deutlich angetrunken, waren Steven und ich vom Lagerfeuer verschwunden, um ungestört in den Dünen zu knutschen. Als wir zirka eine Stunde später völlig durchnässt wieder am Lagerfeuer erschienen, dachten alle, wir hätten es miteinander am Strand getrieben.
Die bittere Wahrheit ist jedoch, dass sich mein sensibler Magen genau in dem Moment von innen nach außen stülpen musste, als sich Stevens Mund langsam in Richtung meiner Brustwarze bewegte. Da ich mich reflexartig aufrichtete, erbrach ich mich mehr oder minder genau auf Stevens Kopf. Da wir beide uns zu sehr schämten, irgendwem von dem Vorfall zu erzählen, vereinbarten wir, die anderen in dem Glauben zu lassen, eine wilde Nacht am Meer miteinander verbracht zu haben.
Ich glaube, Katja beneidet mich bis heute um dieses Erlebnis, und ich werde einen Teufel tun, ihr die Wahrheit zu sagen.
Vor mir steht ein Teller mit einer dampfenden Portion Linguine in Weißweinsoße mit frischen Kräutern und Venusmuscheln. Ich habe dieses Essen mit Bedacht gewählt, da ich finde, Venusmuscheln klingen so malerisch und irgendwie dem Anlass entsprechend. Benni hat sich im Gegensatz zu mir für eine typisch männliche Variante des Essens entschieden. Auf seinem Teller liegt ein riesiges Steak, aus dessen Poren noch das Blut quillt. Benni mag sein Fleisch am liebsten, wenn es noch zuckt!
Mein zukünftiger Mann hebt sein Rotweinglas und prostet mir zu. „Auf uns.“
Ich nicke, beäuge misstrauisch mein Glas, wobei ich einen Verlobungsring im Rotwein etwas unpassend fände, und nehme einen Schluck, nachdem ich mich vergewissert habe, dass sich lediglich Wein in dem Glas befindet.
„Warum siehst du schon den ganzen Abend immer wieder in dein Glas?“, fragt Benni. „Suchst du etwas?“
Ich erröte, sage aber: „Ich will nur sicher gehen, dass sich kein Weinstein in meinem Glas befindet.“ Ich lache über die Zweideutigkeit meiner Worte.
Benni sieht mich nur verständnislos an. „Ach so.“
Ich wickele ein paar Nudeln um meine Gabel und schiebe sie mir langsam in den Mund. Mmh! Köstlich! Das ist das erste Mal seit längerer Zeit, dass ich ein Essen genieße. Seit ich mit dieser dämlichen Diät angefangen habe, macht mir Essen nämlich keinen Spaß mehr. Immer nur das blöde Grünzeug oder Obst. So langsam hängt mir die Sache zum Hals raus. Würde Katja nicht mit Argusaugen über mich wachen, ich hätte meine Diät schon lange an den Nagel gehängt.
Durchhaltevermögen ist eine Eigenschaft, die ich nicht besitze. Ich bin eher ein Sprinter als ein Marathonläufer. Deshalb gehe ich in der Kaifu auch lieber in einen Kurs, anstatt mich auf dem Crosstrainer alleine zu vergnügen. Ich brauche jemanden, der mich antreibt und anschreit, sonst neige ich zur vorzeitigen Aufgabe.
„Du, es gibt da etwas ...“ Er zögert und legt sein Besteck beiseite, „... worüber ich gerne mit dir reden möchte.“
„Jaaa!“, hauche ich verträumt. Das ist der Augenblick, auf den ich schon soooo lange warte. Ich schlucke vor Aufregung. Mein Herz klopft wie wild. „Ich liebe dich“, hauche ich ihm hormongesteuert zu. Das muss an den Venusmuscheln liegen!
„Ich dich auch.“ Benni nimmt meine Hand.
Oh mein Gott, jetzt ist es so weit. Ich wünschte, ich hätte eine Kamera dabei und könnte diesen Augenblick filmen, damit ich Katja später alles zeigen kann.
„Das Treffen in München ...“ Ich hänge förmlich an seinen Lippen. „... war von enormer Wichtigkeit für mich.“
Aha!? Was hat das mit meinem Heiratsantrag zu tun? Ich blinzele irritiert.
„Julia ...“, sagt Benni.
Jaaaaa! So fangen alle Anträge an!
Er sieht in sein Glas, stellt es dann wieder ab und blickt mich direkt an. „Ich
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