Champagnerkuesschen
tatsächlich die Erdbeere gegessen?“ Harald starrt mich fassungslos an.
„Äh ... ja, wieso?“
„Wer weiß, ob die gewaschen war. Sie sollte an EHEC denken.“ Harald schüttelt sich.
„Ach Blödsinn! Die Erdbeere hat echt lecker geschmeckt.“
„Genau, gut, dass sie Bakterien nicht schmecken kann. Na ja, spätestens in zehn Tagen weiß sie Bescheid.“
„Danke, Harald. Jetzt mache ich mir nicht nur Gedanken wegen Benni, sondern auch noch, ob ich mir gerade eine Seuche eingefangen habe.“
„Hat sich Benni immer noch nicht gemeldet?“, fragt Katja mit besorgtem Gesicht.
Ich schüttele den Kopf. „Kein Sterbenswörtchen.“
„Also, das kann man dem Mann doch nicht verdenken“, näselt Harald. „Da schenkt er ihr sündhaft teure Ohrringe, und sie verbringt die Nacht alleine.“
„Sag mal, wirst du jetzt plötzlich zum echten Kerl oder was?“ Katja gibt Harald einen Knuff.
„Liebelein, nur weil ich homosexuell bin, heißt das nicht automatisch, dass ich nicht fühle wie ein Mann“, entrüstet sich Harald.
„Doch! In deinem Fall schon“, widerspricht Katja und kauft ein Kilo Möhren, eine Paprika und einen Salat.
Wir gehen weiter zum Nudelmarkt. Ich starre auf die Auslagen im Schaufenster. Beim Anblick der gefüllten Gnocchi und der verschiedenen Pestos läuft mir das Wasser im Munde zusammen. Dazu ein gutes Glas Rotwein, und der Abend wäre gerettet.
„Katja, wollen wir nicht ...“, fange ich meinen Satz an.
„Nein!“, unterbricht mich meine Freundin rüde. „Das sind Kohlenhydrate pur, und die sind gar nicht gut für dein Gewicht. Was ist überhaupt los mit dir? Andere Menschen nehmen ab, wenn sie Kummer haben, und du siehst aus, als würdest du dich gleich kopfüber in die Auslagen stürzen.“
„Das ist Phase zwei: keine Nahrungsmittel mehr zu sich nehmen, nur noch traurige Lieder hören und sich in Tränen auflösen. Ich befinde mich noch in Phase eins: Heißhunger auf Zucker und Kohlenhydrate gepaart mit dem Wunsch, sich in Alkohol zu ertränken“, erkläre ich ihr.
„Oh Mann, ich kann nur hoffen, dass ihr euch bald wieder einkriegt“, stöhnt Katja. „Phase zwei möchte ich nicht miterleben.“ Sie wendet sich an die Nudelfrauen. „Wir nehmen eine große Portion Gnocchi und ein Töpfchen von dem Steinpilzpesto!“
„Echt jetzt?“, frage ich ungläubig, denn Katja ist normalerweise hart wie Stein, wenn es darum geht, etwas durchzusetzen.
Katja zuckt die Achseln. „Ich kann unmöglich verantworten, dass meine beste Freundin vor die Hunde geht. Schließlich habe ich dir die ganze Sache eingebrockt.“
„Für mich bitte das Limonenpesto“, mischt sich Harald ein.
Wir sehen Harald an.
„Liebeleins, natürlich esse ich mit euch. Schließlich sind wir Freundinnen, und da muss man zusammenhalten.“
Katja nickt der wartenden Nudelfrau zu.
„Ich besorge uns noch ´ne Flasche Holunderküsschen “, flötet Harald. „Wenn wir sündigen, dann wenigstens richtig.“
Mein Handy vibriert in meiner Tasche. Benni! Bestimmt will er sich für gestern Abend entschuldigen. Hastig ziehe ich das Handy aus der Tasche.
„Andreas Neumann“, murmele ich.
„Was hat sie gesagt?“ Harald steckt sich eine riesige grüne Olive in den Mund, während er auf den Hintern eines jungen Mannes vor sich in der Schlange starrt.
„Ach nichts!“, winke ich ab und mache einen Schritt zur Seite.
Ausgerechnet Andreas Neumann! Ich hatte den Mann schon fast vergessen. Mein Herz schlägt einen Takt schneller, und ich bekomme feuchte Hände. Eigentlich ist ein Mann das Letzte, was ich jetzt in meinem Leben gebrauchen kann. Vielleicht sollte ich die SMS einfach löschen, ohne sie zu lesen, dann gerate ich wenigstens nicht in Versuchung! Okay, ich bin ein schwacher Mensch!
Mit klopfendem Herzen rufe ich die SMS auf.
Liebe Julia,
du gehst mir einfach nicht aus dem Kopf.
Lust auf ein Glas Wein in unserer Bar?
Ruf mich an.
Andreas
„War das Benni?“, fragt Katja.
Ich zucke zusammen und lasse das Handy in meiner Tasche verschwinden.
„Nee, das war Andreas Neumann.“
„Der schon wieder:“ Katja runzelt die Stirn. „Der Typ ist echt hartnäckig.“
„Der findet mich eben nett“, entgegne ich schnippisch.
„Der will mit dir ins Bett“, kontert Katja. „Mehr nicht!“
„Also jetzt übertreib mal nicht. Er hat mich nur gefragt, ob ich mit ihm ein Glas Wein trinken möchte. Vielleicht will er ja auch was Geschäftliches mit mir besprechen.“
„Bei
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