Champagnerkuesse in Sydney
von den Brunicadis ausging, hatte Callie in ihrer eigenen Familie niemals kennengelernt. Hier schien alles so alt und gefestigt, als bestünde zwischen den Familienmitgliedern eine grundsätzliche und tief gehende Verbindung. Callie hatte selbst in ihrer Kindheit und Jugend so gut wie nie gemeinsam mit ihrer Mutter gegessen, und wenn, dann hatten sie einander nicht viel zu sagen gehabt.
Eigentlich wollte sie weder Nick noch seine Familie mögen. Sie wollte sich hier nicht willkommen fühlen, denn sie wusste, dass sie niemals wirklich dazugehören würde, solange sie Nick nicht heiratete. Dieser Abend rief ihr alles vor Augen, was sie sich wünschte und was unerreichbar für sie war. Aber das Schlimmste war, dass sie spürte, was für eine wunderbare Umgebung das Haus der Brunicadis für ein Kind wäre. Ihrem Baby würde es hier, im Schoß dieser großen und liebevollen Familie, besser gehen als bei seiner alleinerziehenden Mutter.
Als der Nachtisch serviert wurde, begann das Baby zu schreien, und Lisa brach auf. Sie drückte Nick den Säugling in die Arme, damit sie ihre Sachen packen konnte, und Callie beobachtete fasziniert, wie sanft und geschult er den Winzling in seinen großen Händen hielt.
Er hielt das Baby nur wenige Sekunden lang und schon wurde es still.
Michael lachte auf und flüsterte Callie zu: „Nicks Wirkung auf die Damenwelt ist seit jeher legendär. Sogar Babys können sich seinem Charme nicht entziehen.“
Als sie zu Nick hinübersah, bemerkte sie, dass er sie beobachtete.
Sein Blick wirkte herausfordernd, so als wolle er sagen, dass sie beide eines Tages mit ihrem eigenen Kind hier sitzen würden. Sie hielt seinem Blick stand, und ein Gefühl tiefer Verbundenheit überkam sie. Wie konnte sie solche Angst davor haben, ein Kind mit diesem Mann großzuziehen, und es gleichzeitig vollkommen richtig, ja fast schon selbstverständlich finden?
Etwas in seinem Blick veränderte sich, wurde weich und warm. Dann kam Lisa zurück, um ihm das Kind abzunehmen, und ihr Blickkontakt wurde unterbrochen.
Ihre Tochter auf dem Arm, ging Lisa zu Melody hinüber. „Wie laufen die Renovierungen im Kinderzimmer?“
Im Chor stöhnten die Männer am Tisch theatralisch auf – offenkundig war das Thema in der letzten Zeit etwas überstrapaziert worden.
„Gut.“
„Aber …?“, fragte Ricardo spitz nach.
„… die Farben“, beendeten mehrere Stimmen den Satz gleichzeitig.
„Banausen“, schimpfte Melody, dann wandte sie sich an Callie. „Kannst du mir mit der Wahl der Wandfarbe helfen? Du hast so ein gutes Auge für Farben, und ich kann mich einfach nicht entscheiden.“ Sie warf einen vorwurfsvollen Blick in die Runde. „Außerdem weißt du im Gegensatz zu diesen Ignoranten hier, wie wichtig Farben sind.“
Callie erinnerte sich, wie lange sie mit Melody über der Broschüre für Cypress Rise gesessen hatten, und wie umwerfend das Ergebnis gewesen war. „Sicher, sehr gerne.“
Doch es vergingen zwei Tage, bis sie endlich dazu kamen. Während sie nach einem weiteren vergnüglichen und lauten Familienessen die Treppen zum Kinderzimmer hinaufstiegen, bemerkte Callie, wie Melody ihre Hand auf den Bauch legte. „Alles in Ordnung?“
Melody lächelte breit und erwiderte: „Ja, alles ist perfekt.“
„Ist all das hier nicht zu viel für dich? Das Festival und die ganze Arbeit?“
„Nein, heute habe ich ausnahmsweise das Gefühl, unendlich viel Energie zu haben. Deswegen will ich jetzt auch das Kinderzimmer in Angriff nehmen.“
„Was musst du denn machen?“ Callie hatte keine Ahnung von solchen Dingen und war neugierig, was sie selbst für ihr Kinderzimmer benötigen würde. Melody zu helfen war eine gute Vorbereitung auf ihre eigene Mutterschaft.
„Die Möbel habe ich schon, aber die Vorhänge fehlen noch, und ich kann mich einfach nicht für eine Wandfarbe entscheiden. Und dann gibt es da auch noch ein paar Bordüren, die ich dir gern zeigen würde.“ Während Melody Callie nach oben führte, redete sie ununterbrochen über ihre Pläne. Das Kinderzimmer war ein heller, gemütlicher Raum. Hinter den Fenstern zeichneten sich die dunklen Silhouetten der Weinberge ab. In einer Ecke stand ein mit Schnitzereien verziertes Kinderbett.
„Ich muss mich zwischen diesen beiden Gelbtönen entscheiden“, erklärte Melody und wies auf eine Wand, auf der zwei Probe-Farbflecken prangten. „Welche findest du schöner?“
Gedankenverloren betrachtete Callie die Farben. Sie wusste nicht einmal, wo sie
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