Champagnerwillich: Roman
ihren Kleiderschrank nur mit Stoffen in Regenbogenfarben füttern. Und sie gehört zu den Frauen, die von Arbeit während der Arbeitszeiten nicht viel halten. Darum quatscht sie gerade wohl mal wieder mit Babsi Neuhaus.
»Hast du die Klitschma gesehen? Von Maniküre hat die anscheinend noch nie gehört. Und die Augenringe. Wahrscheinlich arbeitet die Tag und Nacht, nur um Karriere zu machen. Der müsste man mal stecken, dass sie erst an ihrem dicken Hintern und dann nachts mit dem Chef zusammen arbeiten sollte, wenn sie weiterkommen will.«
»Ach, die Klitschma kann sich ihre Karriere doch wirklich abschminken. Die ist genauso dämlich wie die Langenkamp. Apropos. Die Langenkamp ist von ihrem Mann verlassen worden. Ist aber auch eine dämliche Kuh!«
»WAAAS? Is die Langenkamp jetzt Single?«
»Na klar, die ist sogar für eine Beziehung zu beschränkt.«
»Richtig, Schätzchen. Das Einzige, was die kann, ist Sauerstoff in Kohlendioxid verwandeln!«
»Aber jetzt kommt das Schärfste. Die Schöneberg hat ab heute einen Praktikanten, weil der Chef glaubt, dass sie alleine zu dumm ist für das neue PR-Konzept. Und die ganze Firma weiß es. Ist das nicht peinlich?«
Oh! … Ich? … Zu DUMM? Und die ganze Firma weiß es? Ich sacke auf dem Toilettendeckel in mich zusammen.
»Ich glaub’s nicht!« Babsi quietscht vor Entzückung.
Mein Herz erreicht den Gefrierpunkt.
»Doch, doch. Und um 16 Uhr muss sie dem Vorstand eine Präsentation über den neuen Kunden FußBett halten, was sie aber nicht schaffen wird, da Herr Besörski ihr heute Morgen erst den Berg von Akten zum Projekt gegeben hat.«
Tränen steigen in mir auf.
»Und der Clou ist, dass Herr Besörski die komplette Präsentation schon auf seinem Computer abgespeichert hat, um vor dem Vorstand zu glänzen, wenn die Schöneberg die Sache versaut.«
Mit diesem Satz gefriert das Blut in meinen Adern.
»Also, wirklich!«
»Hihihi. Wunderbar, nicht?«
Meine Damen, jeder weiß, dass öffentliche Toiletten mit Abstand der ungünstigste Ort zum Lästern sind. Schaut ihr denn keine Filme? Ich wische mir die Tränen von den Wangen und warte geduldig auf meinem Klodeckel, bis Pamela und Babsi mit ihrer Gesichtsrestauration fertig sind (dauert so ungefähr 20 Minuten). Danach schleiche ich mich aus der Toilette und überlege mir einen Schlachtplan. Dieser Herr Besörski soll mich kennen lernen!
Wow, fühle mich auf einmal wie eines dieser gefährlichen Bond-Girls, nur ohne Pierce Brosnan und glatte, goldbraun glänzende Haut im knappen Bikini. Ich sehe mich durch die Gänge schleichen, vom oberen Stock in Besörskis Büro abseilen, mich wie eine geschmeidige Katze in meinem schwarzen Lackanzug zum Computer herantasten. Natürlich nicht ohne dabei meinen Körper grazil zu verbiegen, um den Infrarotstrahlen der Alarmanlage auszuweichen. Meine behandschuhten Finger laufen über die Tastatur des Computers.Ich gebe das Kennwort ein, das mir Igor X, mein Komplize aus Russland, zugespielt hat, und brenne die Daten auf einen Mikrochip. Warum dauert das nur so lange? Ich kontrolliere zum wiederholten Male meine Frisur, schnappe mir dann endlich den Mikrochip, mache einen Salto zur Tür und löse damit den Alarm aus.
Es folgt der Show-down!
Ich renne 38 Stockwerke in die Tiefe, zerschlage eine Fensterscheibe neben dem Eingang und springe hindurch. Das Gebäude explodiert, während ich mit meinem BMW Z4 davonrausche, direkt in die Arme von Sean Connery, der mir am Strand von Honolulu tief in die Augen schaut und sagt: »Hey, kleine Lady, Sie sehen verdammt gut aus.«
»Hey, Jil. Wir müssen hier raus.«
Was?
Vinzenz reißt die Tür zur dritten Etage auf und zieht mich aus dem Treppenhaus. Ich stehe wieder auf dem Flur der Realität, an dessen Ende mein Büro liegt. Na gut. Werde nachher einfach zu Fuß in Besörskis Büro gehen. Ohne Lackanzug, Igor X und Explosionen.
Hmmm. Ich brauche einen verdammt guten Plan!
Habe einen Cappuccino später und nach intensiver Gedankenverschwendung den Plan gefasst, planlos vorzugehen. Werde es mit Intuition und Vinzenz’ Männlichkeit versuchen müssen. Ich schnappe mir eine leere CD-ROM, die ich zwischen ein paar Akten verstecke, und begebe mich mit Vinzenz auf den Weg der Kriminalität.
»Bist du dir ganz sicher, dass wir das tun sollten?« Mein Praktikant schaut mich kritisch an und kratzt sich an der Stirn.
»Sicher!«
»Wirklich sicher?«
»Ja! Wir schlendern jetzt möglichst unauffällig in die 6. Etage. Am Ende
Weitere Kostenlose Bücher