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Champagnerwillich: Roman

Champagnerwillich: Roman

Titel: Champagnerwillich: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Möller
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des Flurs liegt das Büro von Herrn Besörski. Du fragst seine Sekretärin Pamela Berger aus dem Vorzimmer, ob der Chef da ist. Wenn sie verneint, lockst du sie unter einem schlauen Vorwand aus dem Vorzimmer, während ich an den Computer von Herrn Besörski gehe und die Präsentation suche.«
    »Ui. Und das an meinem ersten Tag? Ich habe noch nicht einmal den Praktikantenvertrag unterschrieben.«
    Während wir auf dem Weg ins Chefbüro sind, kaut Vinzenz nervös auf seiner Unterlippe herum. Ich sage es ja immer. Die jungen Leute sind überhaupt nicht mehr auf das harte Berufsleben vorbereitet. Ich werde meinem Praktikanten noch viel beibringen müssen, denke ich, während ich ebenfalls nervös auf meiner Unterlippe herumkaue.
    Keine drei Minuten später stehen wir vor Pamela Bergers Bürotür. Mein Herz flattert, und ich bekomme erste ernsthafte Zweifel an meinem Plan.
    »Na, dann.« Aufmunternd gebe ich Vinzenz das Zeichen, an die Tür zu klopfen.
    »Okay. Die Mission Folien, Fakten, Fundamente kann beginnen.« Vinzenz klopft an, und im nächsten Moment entschwindet er den Lockrufen von Pamela Berger folgend – nicht ohne mir noch ein verschwörerisches Lächeln zu schenken. Ein süßer Praktikant! Schmunzelnd verstecke ich mich hinter der nächstgelegenen Ecke und warte darauf, dass Vinzenz und Pamela das Büro verlassen.
    Vinzenz braucht nur zwei Minuten, bis er mit einer entzückt kichernden Chefsekretärin das Vorzimmer verlässt. Ich lehne mich lächelnd an die Wand und bin von Vinzenz’ professionellem Charme beeindruckt. Tja, tja, ein schnuckeliger Prakti… Moment! Die Präsentation. Ja, richtig.
    Eilig husche ich über den Flur durch das Vorzimmer von Pamela Berger und lege meine Hand auf die Türklinke zum Chefbüro. Ich nehme meinen ganzen Mut, der sich gewöhnlich sehr tief in mir versteckt hält, zusammen, drücke die Türklinke herunter und husche durch den Türschlitz zu Eckhard P.s Schreibtisch. Der Computer ist an und fragt mich nach dem Passwort. Das ist leicht. Nur eine schlechte Mitarbeiterin kennt das Passwort ihres Chefs nicht. Meine Finger tippen S-A-H-N-E-P-U-D-D-I-N-G ein. Und als Nächstes … Folien, Fakten, Fundamente.
    Hab ich da etwa ein Geräusch gehört?
    Mein Gott, bin ich nervös! Kriminelles Vorgehen ist wohl doch nur spaßig, wenn man das Drehbuch kennt.
    Panisch geht mein Blick zur Tür. Jemand drückt ganz langsam die Klinke hinunter.
    Mist! Ich starre abwechselnd wie gebannt auf die Klinke und den Bildschirm. Zum Glück öffnet sich die Tür nicht. Ich muss die Präsentation haben!
    Endlich, da ist sie. Ich fische die CD-ROM aus meinem Papierstapel und schiebe sie ins Laufwerk.
    Nun mach schon. Kann nicht glauben, wie langsam die Computer des 21. Jahrhunderts sind. In der Zeit kann ich ja ein 1000-Teile-Puzzle zusammensetzen. Mit dem Motiv auf der Unterseite.
    Mach schon!
    Mach schon!
    Mach schon!
    Ich tippe nervös auf der Schreibtischplatte herum.
    Zu spät. Die Tür öffnet sich … einen Spalt.
    Verflucht!
    Huch, der Stiftehalter … Hektisch sammle ich die Stifte wieder ein.
    Auf dem Bildschirm erscheint die Meldung: »DerDatentransfer ist abgeschlossen«, und im gleichen Moment öffnet sich die Tür. ICH BIN ERLEDIGT.
    »Jil!«
    »Vinzenz!«
    »Komm schnell. Der Chef ist auf dem Flur.«
    Ich schnappe mir die CD-ROM, lasse sie in meinem Ausschnitt verschwinden und husche mit Vinzenz durch das Vorzimmer. Doch als wir auf den Flur treten, erstarre ich zur Salzsäule. Mit weit aufgerissenen Augen und hochrotem Kopf stehe ich da und schlucke. Herr Besörski sieht mich irritiert an. Seine Mundwinkel ziehen sich zusammen, und seine Hände umklammern mit aller Macht einen Pappbecher mit dampfendem Kaffee.
    »Frau Schöneberg. Was haben Sie hier verloren?«
    »Oh. Ja. Also. Ich wollte Herrn Schrammbaum nur die Firma zeigen. Und da dachte ich, ich fange mit dem Wichtigsten an.«
    »Haben Sie so wenig zu tun, dass Sie sich in der Chefetage rumtreiben?«
    »Nein, ich dachte nur …«
    »Hören Sie auf zu denken, und überlassen Sie das den Leuten, die etwas davon verstehen. Und jetzt verschwinden Sie.«
    »Ja, sicher. Ich wollte nur …«
    »Ich bin vollkommen uninteressant. Äh. Ich meine uninteressiert. Wissen Sie, Sie treiben mich langsam, aber sicher mit Ihrem permanenten Gebrabbel zur Weißglut, Sie, Sie, Sie …« Herrn Besörskis Augen formen sich zu kleinen Schlitzen. Der Pappbecher in seiner Hand knackt. Der Kaffee schwappt in alle Richtungen. Erschrocken lässt

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