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Champagnerwillich: Roman

Champagnerwillich: Roman

Titel: Champagnerwillich: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Möller
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kann.
    23 Uhr. Meine Wohnung. Ein Strauß weißer Rosen.
    Moment mal.
    Ein Strauß weißer Rosen? Ist das auch wirklich meine Wohnung? Ach ja, hier liegt ja mein Lieblingsbuch. Abnehmen leicht gemacht . Direkt neben Meine Traumfigur in 10 Tagen, Schmalzeiten statt Mahlzeiten und In 10 Tagen leicht abnehmen . Ich habe diese Bücher, um mir die Fotos von den vielen schlanken Frauen darin anzuschauen. Danach verfalle ich in tiefe Depressionen, blättere weiter zu den Rezepten, bekomme Hunger und schlendere wie fremdgesteuert zum Kühlschrank. Also, Diätbücher sind wirklich gesundheitlich bedenklich!
    Ich werfe verächtlich einige der Bücher hinter mein Bett und betrachte neugierig die kleine Karte in den Rosen.
    Entschuldigung wegen des Termins mit dem Steuerberater. Ich rufe dich an.
    Nathan.
    Uuuuhhhiiii. Ich bin gerührt. Ich kann nichts dafür. Die weiblichen Gene sagen einem einfach bei leichten bis mittelschweren männlichen Vergehen mit anschließender Entschuldigung in floraler Form: Jetzt gerührt sein!
    Nachdem ich den Blumenstrauß die anschließende halbe Stunde immer wieder neu verschoben und drapiert habe, um dann in kritischem Abstand von zwei Metern zu beurteilen, ob die Blumen dort auch wirklich gut zur Geltung kommen, fällt mir plötzlich mein ungeschriebenes PR-Konzept wieder ein.
    Es ist mittlerweile nach Mitternacht, und das weiße Blatt vor mir streckt mir hämisch die Zunge raus. Hmmm. Ich versuche, einen klaren Gedanken zu fassen. Alkohol macht kreativ. In der Hoffnung, dass das irgendwann einmal ein schlauer Mann wie Mozart, Einstein oder Schopenhauer gesagt hat, mache ich mich auf den Weg in die Küche.
    Liege im Delirium und versuche, meiner Stehlampe ein Gespräch aufzuzwingen. Aber die Bohnenstange ziert sich. Scheint ein bisschen einsilbig zu sein. Wahrscheinlich ist sie blond oder ein Mann. Na, wenigstens trägt sie einNamensschild. Sie heißt IKEA. Das erklärt einiges. Sie spricht meine Sprache nicht.
    Habe gerade im Flur eine Verrückte getroffen, die ein großes Problem mir ihren Haaren zu haben scheint und deren Lipgloss ganz verschmiert war. Hätte gern mal das Vaporimeter an ihr getestet! Als ich sie angesprochen habe, hat sie nur stumm meine Mimik nachgeäfft. Also, Leute gibt’s.
    Habe später dann noch IKEA zu einem Tänzchen überredet. Ihr Tanzstil war mir dann aber doch etwas zu passiv. Bin dann irgendwie mit ihr im Bett gelandet. Aber ich schwöre, wir sind auf der Stelle eingeschlafen.
    Gelernte Wörter: Hypermetropie = Weitsichtigkeit;
    Kalamität = schlimme Situation;
    Vaporimeter = Alkoholgehaltbestimmungsgerät .

7

HÖCHST UNRATSAM!
    H err Schnüttge.«
    »Frau Schöneberg.«
    »Sagen Sie, kommen Ihnen von zu viel Champagner auch immer überaus verbotene Gedanken in den Kopf?«
    »Das ist eine sehr interessante Frage. Dennoch muss ich Ihnen die Antwort schuldig bleiben, da ich als Therapeut unter keinen Umständen eine professionelle Ebene mit einer persönlichen Antwort verlassen darf. Aber es wäre äußerst hilfreich für Ihre Therapie, wenn Sie mir mehr über Ihre Gedanken erzählen. Wenn es Ihnen hilft, biete ich Ihnen auch gerne ein Gläschen Champagner dazu an.«
    »Verstehe.«
    »Einen wunderschönen guten Morgen, Frau Schöneberg.«
    So ein Mist! Ich bin erledigt! Ich bin so was von erledigt!
    »Was machen Sie denn da unten, Frau Schöneberg?«
    Ah. Ja. Was mache ich hier eigentlich? Ich suche nach einer Antwort, aber mein Kopf dröhnt dermaßen, dass ihn das Fallen eines Post-its zum Platzen bringen würde. Wenn Herr Besörski erfährt, dass sich meine weitere Karriere auf nichts als einem leeren Blatt Papier stützt … Ich krieche unter dem Schreibtisch hervor, nicht ohne einen Berg vonAkten an meinen Laetitia-Casta-Busen (die flache Variante) zu drücken.
    »Ah. Herr Besörski. Also, mir waren meine Unterlagen unter den Tisch gerutscht.« Vielleicht hätte ich mich doch lieber in den Toilettenräumen oder im Kopierraum verstecken sollen … »Der Chef brennt darauf, Ihr innovatives PR-Konzept zu sehen«, höre ich noch einmal Pamela Berger, die Chefsekretärin, zur Begrüßung sagen, während Besörski mich fragend anblickt. Umständlich hangele ich mich zurück auf meinen Stuhl und setze mein »Ich bin eine kompetente PR-Frau«-Gesicht auf. »Aber hier bin ich wieder! Und nun wollen Sie bestimmt mein PR-Konzept sehen …«
    »Vergessen Sie dieses lächerliche PR-Konzept. Das ist doch nun wirklich Kindergartenarbeit für eine Frau von Ihrem

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