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Champagnerwillich: Roman

Champagnerwillich: Roman

Titel: Champagnerwillich: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Möller
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bringen können. Das sind Sätze wie:
    »Aber wir können Freunde bleiben.«
    »Nein, die Gucci-Schuhe sind ausverkauft.«
    »Herzlichen Glückwunsch, Sie bekommen Vierlinge.«
    »Ihre Kleidergröße führen wir nicht.«
    Und der schlimmste aller Fünf-unbedeutende-kleine-Worte-Sätze:
    »Mutter möchte dich kennen lernen.«
    Es waren genau diese Worte, denen ich jetzt den Umstand verdanke, dass ich mich nervös an meine Handtasche klammere, während Nathan jede rote Ampel dafür nutzt, um seine Hände um das Lederlenkrad zu krallen und kritisch an mir hoch- und runterzugucken, wie bei einem Suchbild,auf dem zehn Fehler versteckt sind. Ach, vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass wir hier gerade in einem VW Golf sitzen, da die Spritpreise für den Porsche im Moment einfach reine Geldverschwendung wären. Wie gut, dass ich zu den Menschen gehöre, die jedwede Geldverschwendung auf den Tod nicht ausstehen können.
    »Musstest du diesen Fetzen anziehen? Du siehst ja aus wie ein Papagei, der in einen Tornado gekommen ist.«
    »Zu deiner Information. Dies ist ein echtes Roberto-Cavalli-Hemdblusenkleid in Zitronengelb, Erdbeerrot und Ozeanblau. Dafür muss man ein Vermögen hinlegen.«
    »Warum denkt ihr Frauen immer, dass alles irgendwie seine Berechtigung hat, wenn es nur teuer ist? Und denke mal nicht, dass ich dir diesen teuren Quatsch jemals finanzieren werde.«
    »Das ist das Dämlichste, was du je gesagt hast!«
    »So? Dann warte erst mal ab, was ich zu deinen Schuhen zu sagen habe.«
    »Also, das ist doch nicht zu fassen. Was stimmt denn mit meinen Schuhen nicht? Könntest du Reklamationen bitte demnächst vorher schriftlich einreichen. Warum muss das ausgerechnet sein, wenn wir auf dem Weg zu deiner Mutter sind?« Ich bin gekränkt. Wenn heterosexuelle Männer mir etwas von Mode erklären wollen, bin ich stets äußerst obstinat!
    »Mmm.«
    »Hast du etwa Angst, ich könnte ihr nicht gefallen?« Auf einmal befallen mich Zweifel, ob Zitronengelb und Ozeanblau wirklich geeignet sind, um Schwiegermütter zu beeindrucken.
    »Jil, du musst wissen, meine Mutter ist eine sehr anspruchsvolle Frau. Und ich meine damit keinesfalls finanzielle Angelegenheiten. Als mein Vater vor sechs Jahrenstarb, hinterließ er meiner Mutter das gesamte Familienvermögen.«
    »Das Familienvermögen?« Was für ein wunderschönes Wort aus Nathans Mund.
    »Mein Urgroßvater war Winzer und stellte in kleinen Mengen Wein her. Nach zwei Generationen wurde daraus ein kleines Imperium. Meine Mutter hat die Firma Gewinn bringend verkauft und mir das ganze Geld gegeben.«
    »Sie hat dir das ganze Vermögen vermacht? Und wovon lebt sie?«
    »Mutter hat ein kleines Haus am Isarufer gekauft und wohnt dort mit ihren ehemaligen Schulfreundinnen. Sie hat sich eine bescheidene Rente eingeräumt, aber das ist nicht mal ein Bruchteil des Erbes meines Vaters.«
    Mein Gott, ich bin beeindruckt. Jetzt bin ich noch nervöser als vorher. Bereite mich auf die imminente Reinkarnation von Mutter Teresa vor. Aber das, was mir wenig später aus dem romantisch gewachsenen Vorgarten eines kleinen zimtfarben gestrichenen Altbaus am Isarufer entgegenkommt, ist alles andere als eine alte, heilige Frau.
    »Nathan! Schön, dass du da bist. Und du musst Jil sein. Hallo, ich bin Hella. Dieses Hemdblusenkleid ist ja wirklich der Wahnsinn. Ist das nicht von Roberto Cavalli?«
    Von diesem Moment an hatte ich Hella in mein Herz geschlossen. Wir tranken vier Stunden lang grünen Tee am Flussufer und steckten dabei unsere Zehen in das vorbeifließende, kühle Wasser. Abends erklärte mir Hella in einem kleinen Bistro in der Innenstadt, wie man Himbeerclafoutis selbst macht, wo es den besten Hairconditioner gibt, welchen neuen Kinofilm ich unbedingt sehen muss und warum das Leben ohne Männer so viel leichter ist. Hella lebt mitihren drei alten Schulfreundinnen zusammen, die entweder ihren Ehemann oder eine Scheidung überlebt haben. Sie zeigte mir keine peinlichen Nacktfotos aus Nathans Kinderalbum, und sie fragte mich auch nicht nach meinem Job oder nach dem Einkommen meiner Eltern. Hella ist die Mutter, die dir abends eine heiße Schokolade macht, wenn du Kummer hast, aber spätestens am nächsten Morgen Champagner kauft, um mit dir auf einen Neuanfang anzustoßen.
    Als ich mich lange nach Sonnenuntergang in den Autositz kuschle, beginne ich, über die Geschehnisse dieses Tages nachzudenken. Mal sehen. Die letzten Stunden bringen mich zu drei Erkenntnissen.
    Erstens sind

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