Champagnerwillich: Roman
geht das gut, denke ich und lasse mich erst mal wieder in die Kissen sinken. Bekanntermaßen kann das Warten auf einen Anruf zuweilen sehr zermürbend sein! Da fällt mir ein, ist Luisa eigentlich zu Hause? Ja, sicher. Ihre pinken Pumps stehen doch neben der Eingangstür. Ich muss ihr unbedingt von Right und Cathalina erzählen. Obwohl sie sich mit Männern nicht wirklich auskennt, ist ihre Meinung immer sehr unparteiisch und neutral. Sie ist meine kleine Schweiz.
Ich tapse leise zu ihrer Zimmertür und klopfe. Keine Antwort! Hmmm. Ich öffne die Tür und begebe mich auf die Suche nach Luisas wuscheligem Wollschal mit den bunten Fransen, um mich mit ihm aufs Sofa zu kuscheln. Ich werde ihm einfach die Sache von Right und Cathalina erzählen.
Doch in dem Moment, in dem ich den Wollschal entdecke, entdecke ich auch Luisa. Und Mark! Neben ihr! Im Bett!
Ich schreie!
Luisa schreit!
Mark schreit!
O Gott, das ist doch nicht möglich. In einem Anfall von Panik knalle ich die Tür wieder zu und flüchte in die Küche. Ich kann nicht glauben, was ich da gerade gesehen habe. Und das an einem Montagmorgen! Ich brauche einen Kaffee. Nein, keinen Kaffee. Ich muss mich beruhigen. Tief durchatmen. Ich brauche ein Glas Champagner.
Drei Minuten später steht Luisa in einem Bademantel und mit zerzausten Haaren in der Küchentür.
»Was war das denn? Dein Coming-in?«, frage ich.
»Ich bin mir nicht ganz sicher.«
»Aha.«
»Es tut mir Leid.«
»Ich verstehe dich nicht. Was tut dir Leid?«
»Ich meine, ich bin mir nicht ganz sicher, ob da irgendetwas zwischen Mark und dir läuft. Ich wollte dich nicht verletzen.«
»Mich verletzen? Du weißt doch, dass ich nur Ben liebe und dass ich mir nichts mehr auf der Welt wünsche, als mit ihm zusammen zu sein. Außerdem habe ich dir gesagt, du sollst dir von niemandem das Gefühl geben lassen, du hättest nicht verdient, was du willst. Ich wünsche mir nur, dass du glücklich bist. Aber ich kann dich nur warnen, Luisa! Sich mit Männern einzulassen ist hochkompliziert und höchst gefährlich. Da wird die Liebe im Handumdrehen zu Poker mit größtmöglichem Einsatz.«
»Bist du dir sicher, dass das mit Mark kein Problem für dich ist?«
»Sicher bin ich sicher.«
Im nächsten Moment steht Mark mit einem viel zu kleinen Bademantel von Luisa bekleidet in der Küche.
»Jil. Es tut mir Leid.«
»Was soll denn diese Anteilnahme? Komm mit in mein Zimmer! Ich will mit dir reden!«
»Jil. Ich …«
»KOMM MIT!«
»Ja.«
»Mach schon.«
»Ja.«
»Und schließ die Tür.«
»Okay.«
»Und jetzt sag mir, was dieser Scheiß soll! Wenn duvorhast, Luisa das Herz zu brechen, nur um mich eifersüchtig zu machen, dann werde ich …«
»So wie du dich aufregst, scheine ich ja schon Erfolg zu haben.«
»Nein, Mark. Hier geht es um Luisa und nicht um mich!«
»Das glaube ich nicht.«
»Das ist mir verdammt noch mal egal. Ist dir schon mal aufgefallen, dass du mich immer nur dann willst, wenn du mich nicht haben kannst. Aber wenn ich frei bin, triffst du dich mit Lana und Sandy und der ganzen Welt. Und jetzt gehst du auch noch mit meiner lesbischen Freundin ins Bett!«
»Und wenn ich dir sage, dass ich mich in Luisa verliebt habe, regst du dich dann wieder ab?«
»Du hast dich in Luisa verliebt? Du hast doch den Verstand verloren!«
»Das mag schon sein, Jil. Aber wer fragt schon nach Verstand, wenn es um die Liebe geht.« Wie Recht er damit hat. Verdammt!
Mark greift nach meinem Arm und zieht mich zu sich heran. »Jil, sieh mir in die Augen, und sag mir, dass du nichts für mich empfindest, und ich lasse dich für immer zufrieden.«
»Mark, ich …« Ich blicke hinter ihm auf die durchwirbelten Bettdecken von Right und mir.
Ach!
Du!
Meine!
Güte!
Neben dem Bett liegt Rights Ordner. Als ich meine Augen schärfe, lese ich »Kajan Paradiso«!
So ein Mist!
»Mark, ich muss gehen.« Hektisch löse ich mich aus seinem Griff, schlüpfe in Jeans und Bluse und verlasse verwirrt die Wohnung.
Nach Luft japsend und von Seitenstichen geplagt, rausche ich in die gläserne Eingangshalle von Rights Firma. Mein Gott, wenn es nicht um die Existenz dieses ganzen Ladens gehen würde, wäre ich unter keinen Umständen ungeschminkt aus dem Haus gegangen. Beim Blick in den Fahrstuhlspiegel fällt mir auf, dass meine Haare unwirsch in alle Richtungen stehen, und meine Bluse ist falsch zugeknöpft. Verlegen drücke ich den Ordner an meine Brust und betrachte den Mann, der mit mir im Aufzug steht,
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