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Champagnerwillich: Roman

Champagnerwillich: Roman

Titel: Champagnerwillich: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Möller
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dazwischen. Die Tische sind mit langen pastellfarbenen Tischtüchern und Bergen von Blütenblättern dekoriert. Und über der Tür hängt eine riesige rote Schleife. Das Büfett duftet, und durch den Saal erklingen Liebeslieder.
    Wunderschön!
    Wie bei der Hochzeit meiner Eltern vor 30 Jahren. Ich habe mir heimlich ihr Hochzeitsalbum ausgeliehen, um es genau so dekorieren zu lassen, wie es damals bei ihrer Vermählung war.
    Na dann kann die Party ja beginnen!
    »Jil, das hast du alles ganz wunderbar gemacht. Wie ihr das geschafft habt, Tanguy und du«, staunt mein Vater und nimmt mich in den Arm.
    »Und das, wo der arme Junge ja immer so beschäftigt ist«, bemerkt meine Mutter gerührt.
    »Tjaja.«
    »Also, unser Tanguy hat immer die schönsten Ideen. Das ist schon ein Prachtsohn, den wir da haben!«
    »Ein Prachtsohn???« Ich verschlucke mich beinahe.
    »Ja, und heute Abend muss der arme Junge schon wieder arbeiten.« Meine Mutter ist den Tränen nahe.
    »Also, einen Toast auf Tanguy!«, sagt mein Vater und reißt dabei sein Champagnerglas in die Höhe.
    »Einen Tost auf Tanguy!«, ertönt das Echo der Partygäste.
    »Ja, ja. Einen Tost auf Tanguy«, stimme ich mit ein und schütte den Champagner herunter, in der Hoffnung, dass mich das vor Handgreiflichkeiten oder unschönen Worten über meinen seit Monaten BESCHÄFTIGTEN Bruder abhält.
    »Darf ich um diesen Tanz bitten?« Mein Vater zwinkert mir zu und zieht mich auf die Tanzfläche. Ich lege meinen Kopf auf seine Schulter und lausche den Klängen von If you leave me now . Und schon spukt Ben wieder in meinem Kopf herum. Alkohol ist anscheinend doch kein nachhaltiger Kummerkiller. Mein Gott, warum verliebt man sich auch immer in die Mistkerle? Wahrscheinlich hätte ich doch lieber Maxi aus der vierten Klasse heiraten sollen. Der ist jetzt Schuhverkäufer, Antifremdgeher, vierfacher Vater und fährt einen Ford Kombi. Wegen der Kinder.
    Und was habe ich? Ein gebrochenes Herz und einen Berg zerplatzter Illusionen. Tränen kullern mir über die Wangen.
    Ich schätze, das Schicksal hat mal wieder großen Spaß daran, mich in allerhöchster Kunst zu torquieren.
    Aber Moment mal.
    Als ich über die Schultern meines Vaters blicke, entdecke ich Indira, die etwas hilflos und verunsichert unter der riesigen roten Schleife am Eingang steht. Ich wische meine Tränen von den Wangen und löse mich aus den Armen meines Vaters.
    »Hallo, Indira. Schön, dass du gekommen bist.«
    »Danke. Ich wusste erst nicht so recht, ob ich alleine …«
    »Heißt das, Tanguy ist nicht mitgekommen?«
    »Nein. Tanguy ist auf Geschäftsreise nach Hamburg. Hat er dir das nicht gesagt?«
    »Doch, aber ich dachte, du wärst bei ihm?«
    »Mit Tanguy in Hamburg? Nein, ich wollte ja eigentlich noch nicht mal zur Feier eurer Eltern kommen, weil ich schreckliche Bauchschmerzen hatte. Das habe ich Tanguy auch gesagt. Vielleicht hat er mich deshalb gar nicht erst gefragt, ob ich ihn auf seiner Geschäftsreise begleiten soll.«
    »Wahrscheinlich«, entgegne ich etwas verunsichert.
    »Wieso schaust du denn so? Ist etwas nicht in Ordnung?«
    Ich kann es nicht glauben. Was soll ich tun? Ihr verraten, dass mein »Einen Toast auf Tanguy«-Bruder eine Affäre hat? Ich meine, ich weiß es ja selber nicht genau. Mein Gott! Diese Welt ist verrückt. Scheinbar ziemt es sich, heutzutage eine Geliebte zu haben? Was mich wieder zu meiner Frage bringt, auf welche Seite ich mich jetzt stellen soll?
    Geliebte oder Ehefrau?
    Mal überlegen. Ich bin eine Geliebte, meine beste Freundin Sarah wäre gerne eine Geliebte, und Luisa zählt nicht, obwohl sie bestimmt auch schon mal etwas mit einer verheirateten Frau hatte. Das heißt, ich decke Tanguy und SEINE Geliebte?
    Auf keinen Fall!
    »Ja, weißt du, Indira. Ich glaube, ich glaube, Tanguy …« Ihre großen stahlblauen Augen blicken mich an, und auf ihren Lippen liegt ihr zartes, besänftigendes Lächeln. »… Tanguy wäre jetzt bestimmt auch gerne bei uns!«
    Ich kann es ihr nicht sagen. Das wäre, wie Bambi zu erklären, dass Klopfer nicht mehr sein Freund sein möchte. Stattdessen flüchte ich aus dem Saal.
    Nachdem ich eine kleine Ewigkeit in den Mond gestarrt habe, setze ich mich auf eine Bank an der Isar. Langsam fließt das Wasser über die weißen Kieselsteine am Flussufer, und durch die Baumkronen weht von Zeit zu Zeit ein sanfter Windstoß. Frustriert und verwirrt blicke ich hinauf zur Statue des goldenen Friedensengels, der in weiter Ferne erhaben über den

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