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Champagnerwillich: Roman

Champagnerwillich: Roman

Titel: Champagnerwillich: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Möller
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Nachricht für mich. Ich fühle mich schrecklich. Heute Morgen war es mir sogar egal, was ich ins Büro anziehe. Luisa redet immer noch nicht mit Mark, aber wenigstens konnte ich sie davon überzeugen, dass ich in dieser Sache absolut unschuldig bin. Ein wirklich irreales und absolut beängstigendes Gefühl. »Was hast du noch mal gesagt, Vinzenz?«
    »Möchtest du einen Fahrer, oder fährst du selbst?« Vinzenz’ Stimme dringt erneut zu mir hervor.
    »Einen Fahrer? Wofür?« Wahllos habe ich in den Schrankgegriffen und ein paar Klamotten übergestreift. Aber jetzt, wo ich so an mir hinunterschaue, denke ich, das ist gar nicht so schlecht: Eine beige Wickeljacke aus Kaschmir mit einem cognacfarbenen Bleistiftrock und spitzen Slingbacks. Mein Styling-Gen scheint intuitiv zu arbeiten.
    »Du hast heute Nachmittag einen Termin bei unserem »Windelkunden«. Heute findet das Fotoshooting für die neue Werbekampagne statt, und du sollst dort hingehen, um dir beim Shooting ein Bild von der Firmenphilosophie, der gewünschten Werbesprache, der Unternehmenswerte und -grundsätze und so weiter zu machen.«
    »Ich verstehe!« Sich ein Bild machen bedeutet, den ganzen Tag nicht wirklich arbeiten zu müssen, sondern am Set herumzuhängen, umsonst Kaffee zu trinken und mit Werbeleuten über die Hinterteile der männliche Models zu schwärmen. Das ist eine der angenehmen und viel zu seltenen Aufgaben meiner Arbeit.
    »Ich fahre selbst.« Damit kann ich dem Büro noch mindestens eine Stunde länger fernbleiben, ohne dass es Ärger gibt. Vielleicht schaue ich auf dem Rückweg noch schnell bei ein oder zwei Boutiquen in den Fünf Höfen vorbei. So als Frustkauf und um mich etwas abzulenken vom Ende meiner Welt.
    Mist. Das geht nicht. Mein Konto ist gesperrt! Zum ersten Mal in meinem ganzen Leben ist mein Konto gesperrt. Und das alles nur wegen einer Herrenuhr, die jetzt am Handgelenk der schwangeren Cathalina von Ocupenga baumelt.
    Hatte ich erwähnt, dass mein Leben zuweilen ein deutliches Gerechtigkeitsdefizit aufweist?
    Wo sind die knackigen Modelhinterteile, wo ist der Kaffee, wo sind die Visagisten, die immer irgendwen mit dickenQuasten von Chanel abpudern? Und wo ist der hippe Werbefotograf, der dich am Ende des Shootings fragt, ob du mit ihm ins Bett gehen willst?
    Ich bin umringt von Babys. Lauter schreienden Babys mit ihren Müttern, die hektisch in die Hände klatschen oder mit Süßigkeiten und buntem, quietschendem Plastik locken, um ihre Lieblinge zu besänftigen. Dazwischen wuseln vereinzelt ein paar Werbeleute, ein Fotograf und eine Stylistin durch den Raum.
    Mein Gott, natürlich. Was soll ich auch anderes erwarten von einem Werbeshooting eines Windelherstellers. Scheine nicht nur Right, sondern langsam auch schon meinen Verstand verloren zu haben! Ich sollte mich mal wieder dianoetischen Aktivitäten widmen.
    Puh, hier stinkt es entsetzlich. Diese Windeln könnten ruhig ein bisschen geruchskompensierender sein. Ich mache mir erste kritische Notizen auf einen Block. Morgen bleibe ich in meinem Büro und werde alle Außentermine absagen, das steht fest.
    »Hi, ich bin Jil Schöneberg. Ich komme von der PR-Agentur Eckhard P. Besörski, PR vom anderen Stern«, stelle ich mich der einzigen Dame, die kein schreiendes Baby auf dem Arm hält, vor. Sie trägt eine Jeans und eine weiße Bluse. Ihre Haare sind etwas zerzaust in einem Pferdeschwanz zusammengehalten, und ihre Brille sitzt auf der vorderen Spitze ihrer Nase.
    »Mein Name ist Carrie Borrow, ich bin von der Marketingabteilung. Entschuldige das Chaos. Glaube mir, hätte ich das vorher gewusst, wäre ich bei der Briefpapierfirma geblieben. Diese Kinder machen mich wahnsinnig.« Carrie schenkt mir ein kurzes Lächeln, bevor sie sich daranmacht, vier widersinnige Babys auf einer giftgrünen Decke zu platzieren und ihnen pinke Sonnenbrillen aufzusetzen. Ich magCarrie, beschließe ich. Wahrscheinlich, weil ich alle Menschen mag, die mich duzen, seit ich über 25 bin.
    »Ach übrigens, da drüben steht der Kaffee.« Ja, ich mag sie wirklich. Vielleicht wird dieses Shooting ja doch noch ganz nett. Ich laufe zum Kaffeespender und wähle Milchkaffee mit extra Zucker. Während ich warte, lächle ich ein Baby an, das in einem Kinderwagen liegt und zufrieden an seinen Zehen nuckelt. Doch in dem Moment, wo es mich erblickt, fängt es schrecklich an zu schreien. Oje. Was habe ich getan?
    Schhhhhh!
    Ich scheine Babys schlimmsten Albtraum visuell ziemlich gut zu treffen.
    Ich

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