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Champion Jack Barron

Champion Jack Barron

Titel: Champion Jack Barron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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eine Marionette erscheinen zu lassen, und der Bürgermeister von Freakoutsville sagt „njet“. Abgewichstes Geschäft. Hätte vorschlagen sollen, daß die Staatspolypen in das Büro in Strip City eindringen, die Unterlagen per Haftbefehl mitnehmen, dann könnten die Hippiecops sie anmachen von wegen Einmischung und Einbruch, Verstöße gegen lokale Gesetze, und die Stapo könnte dann die lokalen Bullen anmachen, von wegen Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Staatspolizei, und plötzlich wären alle Bullen von Los Angeles County an Straßenecken hintereinander her und würden sich gegenseitig verhaften, zumindest gut für ’nen Lachschlager. Und mehr sind die letzten fünfundvierzig Minuten auch nicht gewesen.
    Aber sogar das hab’ ich versägt, kann mich einfach nich, auf so’n Schwafel konzentrieren, während im Hintergrund die echte Action abläuft. Madge Hennering von einem Lastwagen überfahren! Überfahren von einem Hertz-Mietwagen, Nummernschilder bis zur Unlesbarkeit zerkratzt, Fahrer unbekannt und unmöglich, eine Spur zu verfolgen. Wenn das keine Profiarbeit war! Versuch ruhig weiter, dir vorzumachen, du wüßtest nicht, wer der Auftraggeber des Fahrerflüchtigen war, Barron … Mann, oh, Mann, jetzt häU’ ich gerne Bennie Howards im Stuhl und würde ihm das vor den Latz knallen! Yeah, und was würde mir dann vor den Latz geknallt werden, ein sicherer Sturz vom Empire State Building oder eine Verleumdungsklage oder ein Rausschmiß vom Sender, der mich in der Gosse enden ließe …?
    Könnte natürlich Koinzidenz sein, oder der Hennering-Clan hat Feinde, von denen sie mir nichts erzählt hat. Yeah, klar, die Marsexpedition wird raus finden, daß der Mars aus rotem Käse gemacht ist …
    Laß das jetzt, Mann, du mußt deine Show zu Ende bringen, versuch wenigstens etwas aus dem Fiasko von heute nacht herauszuholen. Und die Anzeige verkündete „60 Sekunden“.
    „He, Vince“, sagte Barron über den Interkomkreis, „haben wir keine echt abgefahrenen Anrufe heute abend?“
    Gelardis Gesicht war säuerlich und besorgt hinter der Kontrollkabinenglaswand (Vince schmeckt das faule Ei auch, das wir heute abend legen), aber trotzdem grinste er dünn, als er sagte: „Soll das’n Witz sein? Das ist immer noch Champion Jack Barron, wenn auch nur ein Abklatsch, aber trotzdem ruft jeder Freako im Land hier an.“ Und die Anzeige verkündete „30 Sekunden“.
    „Okay“, sagte Barron, „gib mir den ausgeflipptesten durch, den du hast, sag mir nicht mal, was es für einer ist. Ich bin heute abend einfach nicht bei der Sache, ich brauch’ jetzt was, was mir wirklich das Hirn durchpustet, damit’n bißchen Action abgeht. Aber keine Politik, um Himmels willen, ich will den Typ Kleine Alte Lady aus Pasadena, gut, sauber, all-amerikanisch-bürgerlich.“
    „Hab’ icch da’n schennen Schpießer fir dich“, sagte Vince mit schwer jiddischem Akzent, während die Anzeige „Auf Sendung“ verkündete.
    Scheint’s ernst zu meinen, dachte Barron, während der Monitorschirm sich zur Hälfte teilte, auf der linken das Grau-in-Grau-Abbild eines verbrauchten Negergesichtes, ungekämmtes, semisträhniges Haar, schwarzer Kiefernstoppelschatten, eine abgewetzte Fünfzig-Dollar-Jacke entblößte halbgeöffnet ein zerrissenes altes Hemd, semifokussierte wäßrige Augen sahen über den Monitor auf sein vierfarbiges Bild, offensichtlich schon im fortgeschrittenen Stadium alkoholisierter Verblödung.
    „Hier ist Champion Jack Barron , und Sie sind auf Sendung“, begann Barron, der mit der altbekannten altmodischen Freakshowattitüde wieder zum Leben erwachte, und er erinnerte sich an die Los-Angeles-Birch-Grill-Peeping-Tom-Show, als alles angefangen hatte, als er den alten Joe Swyne mit seinem überstrahlenden Licht und der alten Gummihose übertroffen hatte – und Joe, Baby, wo auch immer du jetzt bist, das sieht verdammt nach einem aus, der so richtig von Herzen nach deinem Geschmack gewesen wäre.
    „Heiße Henry George Franklin“, verkündete eine volle Baßstimme, und hinter seinem Kopf zeigte der Schirm die vagen Umrisse der Rokokoform der gigantischsten pseudoarabischen Fernsehstereokonsole, die die Welt je gesehen hatte. „Kannst’me Frank nenn’n, judda Jack Barron, einfach nu’ Frank.“
    „Okay, Frank“, sagte Barron, „und du kannst mich Jack nennen. Und da wir nun schon auf Vornamenbasis sind, würdest du uns erzählen, was dich plagt?“ Komm schon, komm schon, flipp doch schon aus, hast

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