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Champion Jack Barron

Champion Jack Barron

Titel: Champion Jack Barron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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damit so was Schönes für Tessie tun kann – das is’ meine Tochter – un’ auch mein’ Teil für de schwarze Bevölkerung, wie Gouverneur Greene hier unten immer sagt, und dazu noch’n Sack voll Geld, weißt’ de …“
    Barron tippte dreimal mit dem linken Fuß auf, worauf Vince ihm den Vorbereitung-für-den-Abgang-Dreiviertelschirm gewährte, während die Anzeige stur und beharrlich weitertickte und „90 Sekunden“ zu vermelden wußte. Vielleicht doch kein Irrer Könneil, dachte er. Vielleicht nur ein irrer schwarzer Vogel, der irgendwie an viel Geld gekommen ist und nun unbedingt beweisen muß, daß Schwarze so gut sind wie Weiße? Diesmal hat Vince echt Scheiße gebaut, etwas Verrücktes geht hier vor, aber immer strikter Boulevardpressewahnsinn, National Enquirer -Stoffund Zeug aus lausigen Fernsehserien. Nun, schätze, man kann nicht jede Woche brillant sein.
    „Und mehr wissen Sie nicht, Mr. Franklin?“ fragte Barron. „Sie haben Ihre Tochter für 50 000 Dollar an einen Handlanger veräußert, der für einen gesichtslosen Mäzen arbeitet, den Sie nie gesehen haben, um wahrscheinlich in einem zwielichtigen sozialen Experiment teilzunehmen?“ Barron legte eine Pause ein, um auf das Signal „60 Sekunden“ zu warten, bei dem Vince ihm den ganzen Schirm geben würde, und dann …
    „He, wart mal ’ne Minute!“ tobte Franklin. „He, ich will sie zurückhaben, du mußt sie mir zurückbringen! Paß auf, Jack, ich weiß, ich hab’n Fehler gemacht, un’ ich will se zurückham’n.“ („60 Sekunden“ strahlte die Tafel, aber Vince konnte ihn ja nicht mitten beim Ausflippen abschalten, das würde einen schlechten Eindruck machen. Barron wußte, er mußte ihn irgendwie unterbrechen.) „Darum hab’ ich nämlich angerufn, dieser Bleichling muß verrückt gewesen sein – ich will nich, daß meine Tochter bei ’nem verbiesterten Wahnsinnigen ist, jetzt, wo ich das Geld hab\ se zu füttern. He, du mußt …“
    „Ich fürchte, Ihre Zeit ist um“, warf Barron schließlich ein und gab Vince das Signal, Franklins Ton abzustellen.
    „Yeah, aber was ist mit Tessie, Jack?“ fragte Franklins warnende Stimme, während die Anzeige nun nur noch „30 Sekunden“ sagen konnte, und Barron sah, daß der Betrunkene nun von „leicht besorgt“ zu „zutiefst schuldig“ hinüberkippte, und dankte allen möglichen Göttern dafür, daß das Timing so perfekt war. „Ich wollt’s nich tun, Tatsache is\ ich hatte wohl ’nen kleinen über den Durst getrunken damals, wußte nich mehr, was ich tat, yeah. Das ist es, ich war geistig verwirrt … und ’nen geistig Verwirrten kann man nich beim Wort nehmen …“
    Vince, der sich wohl vorstellte, daß Franklin kurz davor war, Das Wort hervorzustoßen, stellte seinen Ton völlig ab und gab Barron den vollen Schirm.
    „Unsere Zeit ist um, Mr. Franklin“, sagte Barron (Gott sei Dank!), „aber nächste Woche werden wir wieder hier sein, selbe Zeit, selber Ort, Area Code 212, 969-6969, und dann können Sie wieder anrufen und haben dieselben Chancen wie jeder Mann, jede Frau, jedes Kind in den Vereinigten Staaten (für’n Arsch!), mit Ihren Problemen rüberzukommen zu … Champion Jack Barron.“
    Und nun endlich verkündete die Anzeige gnädigerweise „Nicht mehr auf Sendung“.
    Barron legte den Interkomschalter um, und sein erster Impuls war es, den blöden Vince anzuschreien, der hinter dem Glas der Regiekammer winselte wie ein Cockerspaniel – hat gerade auf den Teppich geschissen und weiß es ganz genau.
    Aber Gelardi kam ihm zuvor. „He, Jack, tut mir leid. Er war die ganze Zeit echt komisch, bis er auf Sendung war. Hörte sich an wie’n armer Irrer, der was vom Wiederaufleben des Sklavenmarktes sabberte – letztes Mal, als ich dir ’nen Besoffenen durchgab, war’s echt Spitze. He … du glaubst doch nicht, daß der auf der Höhe war, oder?“
    Ach, zum Teufel, dachte Barron, hat Vince eben mal einen Bock geschossen. Mein Fehler genauso wie seiner, war diese Woche einfach nicht mit dem Kopf dabei. „Wen juckt’s?“ sagte er müde. „Sollen der National Enquirer und die Polypen von Mississippi sich doch den Kopf darüber zerbrechen. Vergiß es, Vince, geh’n wir alle heim und werden stoned. Lausige Show, mehr nicht, aber wir haben auch das Recht, mal eine Lusche zu senden.“
    Yeah, Stinker auf der ganzen Linie, dachte Barron. Und du weißt auch verdammt genau, warum; sechzig Minuten echtes Itzibitzi nach zwei brandheißen Shows über die Stiftung,

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