Champion Jack Barron

erfüllten.
    Zwei Dutzend Betten, in jedem lag ein Kind, keines jünger als sechs, keines älter als zehn Jahre, mehr als die Hälfte davon war schwarz. Alle wurden intravenös ernährt, aber die Kanülen in den Ellbogenbeugen führten nicht etwa zu Tropfflaschen, sondern zu einer Hauptröhre, die an jeder Wand verlief und in dem Konsolenkomplex endete. Eine vergleichbare Einrichtung leerte die Katheder, die unter jedem Bettuch hervorragten. Jedes Kind hatte an der Brust und am Kopf befestigte Elektroden, deren Drähte in dicken Kabeln endeten, die ebenfalls an der Monitorkonsole endeten. Kein Laut war zu hören, als sie eintraten, kein Gesicht wandte sich ihnen zu, kein Muskel zuckte; alle Kinder lagen im tiefen Koma.
    Das Alter … die Mehrzahl Neger … Christus auf ’ner Harley, dachte Barron. Das müssen die armen Kinder sein, die die Stiftung gekauft hat!
    „Hübsch, was?“ sagte Howards. „Ich meine, wenn man sich vorstellt, was das hier für ein Tohuwabohu sein könnte, ein ganzes Zimmer voller brüllender und kreischender Bälger, und dann erst das Personal, das sich um sie kümmern müßte … Kurzfristig ist die ganze Ausrüstung hier verdammt teuer, aber wenn man bedenkt, was man dadurch an Unterhaltskosten und Essen und Pflegepersonal einspart, und das gegeneinander aufrechnet … nun, dann spart man mittelfristig doch eine ganze Menge Geld.“
    „Was, zum Teufel, tun Sie diesen armen Kindern an?“ fragte Barron. „Was stimmt nicht mit ihnen? Warum sind sie alle weggetreten?“
    „ Was nicht mit ihnen stimmt?“ fragte Howards neutral, aber mit einer entsetzlichen Manie, die seine Augen versprühten. „Nichts stimmt mit ihnen nicht, es sind alles physisch perfekte Exemplare, sonst würden wir nicht das Geld aufwenden, das uns ihr Hiersein kostet, da können Sie Gift drauf nehmen. Hier tun wir ihnen gar nichts an, das ist lediglich unsere Kinderanstalt. Der ganze Prozeß ist für die Kinder völlig frei von Schmerzen. Sie spüren überhaupt nichts. Wofür halten Sie mich, für einen Sadisten? Wir halten sie hier lediglich bereit und ruhig und füttern sie mit Glukose, bis der Prozeß beginnt. Spart Zeit und Ärger und Geld – ein Mann an den Instrumenten kann alles regeln.“
    Das kann doch nicht wahr sein, dachte Barron, während Howards ihn den Korridor hinabführte. Die Wachen folgten immer noch. Aber er wußte verdammt gut, daß es so war. Der Leichengeruch des Wahnsinns hing so schwer in der Luft, daß man ihn fast hätte schneiden können, während sie an den Bettenreihen vorüberschritten, in denen die Kinder mit Drähten und Röhren verbunden waren – und so sieht er das: als verdammtes Fließband. Aber ein Fließband wohin, Bennie? Howards ist vollkommen übergeschnappt, und wenn ich ihn in der Show habe, werde ich ihn in Stücke reißen und dann die Stücke wieder in Stücke reißen … Der Kerl ist vollkommen verrückt!
    Und doch hörte er ihm mit gebannter Faszination zu, unfähig, Howards’ Worten vorauszudenken, während Bennie weiter wie ein verdammter Produktionschef laberte, der Besucher durch seine Fabrik führen darf:
    „Natürlich ist das nur ein Pilotprojekt … wenn wir das Problem des gefahrlosen Auftauchens unserer Tiefgefrorenen lösen könnten, dann würden wir diesen Unfug hier gar nicht benötigen, dann könnten wir sie einfach bestrahlen und dann einfrieren und sie wieder rausholen, wenn wir sie benötigen, würde noch mehr Geld sparen. Wir arbeiten daran, aber meine Leute sagen, das liegt noch Jahre in der Zukunft, also bleibt vorerst alles beim alten. Mit Strahlenkrankheiten und Krebs kann keiner länger als ein paar Wochen haltbar gemacht werden. Die Zeitabstimmung ist also eine verdammt kitzlige Sache, wenn man dauernd ein Dutzend oder so parat haben muß. Verdammt, wenn sie nur endlich herausfinden würden, wie man die Drüsen in den Gefrierkammern lagern und wieder auftauen kann, dann könnten wir uns den ganzen Unfug hier sparen.“
    Als sie bei der anderen Tür angekommen waren, sah der Mann hinter dem Pult kurz von seinen Anzeigen auf, doch Howards sagte: „Kümmern Sie sich nicht um uns, ich führe nur unserem allerersten Klienten unsere Anlage vor.“
    Dann wandte er sich wieder an Barron, und seine Augen glichen unerträglichen Flammen des Wahnsinns. „Trotzdem, für ein Pilotprojekt sieht es doch verdammt gut aus, oder nicht?“ fragte er.
    Und nun endlich spürte Barron, wie die unaufhörlich einströmende Datenflut endlich bis zu seinem Innersten