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Champion Jack Barron

Champion Jack Barron

Titel: Champion Jack Barron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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genau zwölf Uhr ist und Sie die Uhr genau in dem Augenblick anhalten, wenn es aufhört, Dienstag zu sein, es aber auch noch nicht Mittwoch ist, dann hängen Sie mittendrin. Nicht mehr wachsen, nicht mehr altern. Der Klugscheißer Palacci nennt das ‚Homöostatische Endokrine Balance’. Man muß die Drüsenuhr genau zwischen den Schlägen anhalten und sie dort im Gleichgewicht halten, zwischen Wachsen und Altern, und das ist Unsterblichkeit. Das haben wir erreicht, wir können alle Drüsen ewig in der homöostatischen Balance halten. Ewig! Wir haben Drüsen, die ewig jung bleiben, Barron. Darum müssen wir niemals sterben.“
    Ergibt sogar einen verdrehten Sinn, gab Barron zu, der in seiner Erinnerung nach einigen Begriffen aus den Biologievorlesungen in Berkeley fischte: „Anabolismus und Katabolismus gleich Metabolismus“, fiel ihm da eine alte und bedeutungslose Phrase wieder ein. Aber was, zum Teufel, bedeutete das? Mal sehen: Metabolismus ist wie ein biologisches Konto, Anabolismus bedeutet Wachstum, Katabolismus Verfall – oder andersrum? Wieauchimmer, im Kind überwiegt das Wachstum gegenüber dem Verfall, das Konto ist ausgeglichen, während es beim Erwachsenen umgekehrt ist, das Konto ist nicht mehr ausgeglichen, und daher beginnt man zu altern. Yeah, aber wenn man immer einen Gleichstand hätte und den auch behalten könnte, dann würde man unsterblich sein, wie Howards sagte. Ist das alles, was die Unsterblichkeit ausmacht? Daß man seine alten Drüsen auswechseln läßt, wie Motorteile eines Autos? Aber wie funktioniert das?
    „Ich glaube, ich verstehe jetzt, Bennie“, sagte er. „Aber aus reiner Neugier, wie schaffen Ihre Jungs das, ich meine, mit all diesen Drüsen herumzuspielen?“
    Howards starrte ihn an, und die kalten Worte, die er hervorstieß, klangen irgendwie völlig obszön: „Harte Strahlung, und zwar eine ganze Menge. Eine Überdosis Strahlung, die zwei Tage lang verabreicht wird.“
    Barron fühlte Kälte in sich aufsteigen. Strahlung – ein Zauberwort, wie Krebs. Überdosis Strahlung, zwei Tage lang! Aber das bedeutet …
    Howards lachte. „Keine Sorge, Barron, Sie werden nicht sterben. Ich bin doch auch nicht tot, und wir hatten beide dieselbe Behandlung. Meine Jungs fanden etwas über eine ganz spezielle Strahlenart heraus – in großen, tödlichen Dosen friert sie das Gleichgewicht der Drüsen zu dieser Homöostatischen Endokrinen Balance ein, wenn man sie jung genug erwischt …“
    „Aber welchen Einfluß hat diese Strahlung auf den Körper?“
    Howards verzog das Gesicht, seine Augen schienen ins Leere zu starren, als würde er einen vollkommen schmutzigen Film auf der Leinwand seines Geistes betrachten; dann schien er sich aber wieder davon loszureißen, als die Wachen vor einer massiven Stahltür stehenblieben.
    „Ich habe es selbst nie gesehen, aber sie sagen, es sieht verdammt scheußlich aus“, sagte Howards. „Das Fleisch beginnt zu verfaulen und abzufallen, der ganze Körper verwandelt sich in Millionen kleine Krebsgeschwüre … aber die Drüsen sind okay, wenn die Jungs den richtigen Zeitpunkt nicht verpassen. Besser als …“
    „Sie verrückter Wichser!“ heulte Barron und wäre um ein Haar auf Howards losgesprungen, hätten die Wachen nicht deutlich mit ihren Pistolen gewinkt.
    „Sparen Sie sich den Schaum vorm Mund, Barron, keiner hat gesagt, daß Sie bestrahlt wurden“, sagte Howards und streichelte den Knauf der Stahltür. Er lachte. „Ich zeige Ihnen, warum wir beide okay sind und es auch immer sein werden und warum ich Sie dort habe, wo ich Sie haben wollte. Ich sagte doch, Sie haben Drüsen, die jung sind und die auch ewig jung bleiben werden …“ Howards’ Augen glichen tiefen Seen paranoiden Irrsinns, als er den Knauf drehte und fortfuhr: „… aber wann habe ich gesagt, daß das Ihre Drüsen sind?“ Dann öffnete er die Tür.
    Dahinter lag, was auf den ersten Blick wie ein ganz gewöhnliches Krankenhauszimmer aussah: Ein langer, schmaler Raum, ein zentraler Korridor führte zwischen zwei Reihen mit je etwa einem Dutzend Betten hindurch, an jeder Wand waren Diagramme angebracht. An der gegenüberliegenden Wand befanden sich eine große Konsole und ein schmales Pult, hinter dem ein weißgekleideter Mann saß, der dort offensichtlich Instrumente bediente. Rechts neben dem Schreibtisch war eine zweite Tür.
    Doch die Insassen der Betten waren es, die dem Raum etwas Groteskes verliehen und Barron mit einem unwirklichen Gefühl der Übelkeit

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